Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis
kann man es nicht sagen. Er ist tot. Es sei denn, er war tatsächlich ein –«
»Okay, okay. Vergiss die Vampire. Du hast recht, sie kann es nicht gewesen sein«, sagte Kass. »Und was machen wir jetzt?«
»Ich denke, wir sollten den Rat des Magiers befolgen und das Notizbuch so schnell wie möglich loswerden.«
»Du meinst, wir sollen unsere Nachforschungen einstellen? Willst du denn gar nicht wissen, worum es sich bei dem Geheimnis handelt?«
»Es ist zu gefährlich«, sagte Max-Ernest. »Wir sind erst elf Jahre alt. Ich habe nicht die geringste Lust, entführt zu werden, nur weil wir neugierig sind, was auf den fehlenden Seiten steht.«
»Das ist nicht der Punkt«, fauchte Kass. »Hast du denn keinen Funken Ehre im Leib? Wir schulden es Pietro, dass wir herausfinden, was passiert ist. Er war so ein netter Mann.«
»Wir haben ihn ja nicht mal gekannt!«
»Ich weiß, er war so menschenscheu. Aber wenn wir seine Suche nicht fortsetzen, wer dann?«
Darauf wusste auch Max-Ernest keine Antwort.
»Außerdem ist es zu spät, um zu kneifen«, fügte Kass hinzu. »Mag ja sein, dass wir nicht wissen, wer Madame Mauvais ist. Aber sie weiß ganz genau, wer wir sind.«
Kapitel fünfzehn
Eine Verwirrung der Sinne
K ass und Max-Ernest waren, als sie auf den vorderen Schulhof zurückkehrten, so in ihr Gespräch vertieft, dass sie mehrere Sekunden brauchten, um zu bemerken, wie menschenleer er war.
»Ich glaube es einfach nicht«, sagte Kass. »Jetzt haben sie die Schule evakuiert und ich war nicht da.«
»Ich vermute, es ist blinder Alarm.« Max-Ernest nickte in Richtung Schulaula, aus der sich ein Strom von Schülern und Lehrern ergoss.
Amber kam auf sie zu, ihr Smoochie der Woche baumelte an ihrem Hals.
»Wo seid ihr gewesen?«, fragte sie. »Ihr habt die Versammlung verpasst.«
Amber, die nicht nur als das netteste Mädchen der Schule galt, sondern auch als das redseligste (wenn sie nicht so nett gewesen wäre, hätte man auch geschwätzig sagen können), teilte ihnen die Neuigkeit mit: Benjamin Blake wurde vermisst. Aus diesem Grund waren sowohl Polizei als auch Feuerwehr hier.
Benjamin sei zwar am Morgen am Schultor abgesetzt worden, aber danach nicht im Klassenzimmer aufgetaucht. Niemand hatte ihn die Schule verlassen sehen, niemand hatte ihn abgeholt. Er hatte keine Unterrichtsbefreiung, keine Krankenbeurlaubung und auch keine Bescheinigung der Eltern. Jeder Schüler, der Benjamin gesehen hatte oder etwas über seinen Verbleib wusste, war aufgefordert, es unverzüglich Mrs Johnson zu melden, damit mögliche Hinweise an die Polizei weitergeleitet werden konnten. »Ich kann es kaum glauben, dass du nichts davon weißt«, sagte Amber, als sie mit ihrer Zusammenfassung der Ereignisse fertig war. »Ich dachte, du liebst Notfälle, Kass.«
»Ich liebe sie nicht«, erwiderte Kass unwirsch. »Ich möchte nur auf alles vorbereitet sein. Genau das haben wir übrigens gerade gemacht. Uns auf einen Ernstfall vorbereitet.«
»Wir sind nämlich ein Team«, fügte Max-Ernest hinzu.
Woraufhin Kass ihn am liebsten eigenhändig erwürgt hätte.
»Oh, also ich finde es großartig, dass ihr beiden Freunde seid«, sagte Amber.
Woraufhin Kass am liebsten sie erwürgt hätte.
»Ach übrigens, ich brauche den hier eigentlich nicht mehr«, sagte Amber und hielt ihren Smoochie hoch. »Diesmal schmeckt er nach Zuckerwatte. Willst du ihn haben, Kass?«
»Ähm, ja klar. Danke, Amber«, sagte Kass automatisch.
Woraufhin sie am liebsten sich selbst erwürgt hätte.
»Es ist mein Hundertster«, brüstete sich Amber und gab ihn Kass. »Das hier habe ich geschenkt bekommen, als ich ihn kaufte.« Sie deutete auf ihr T-Shirt, auf dem vorne in Glitzerbuchstaben, die in der Sonne funkelten, geschrieben stand:
Ich habe hundertmal mit Smoochie geschmust!
Dann drehte sie sich um und auf dem Rücken stand:
Ehrenmitglied der Skelton-Schwestern
»Was ist eine Skelett-Schwester?«, fragte Max-Ernest, nachdem Amber sich wieder zu ihren Freundinnen gesellt hatte. »Ist das ein Horrorfilm oder ein Comic oder was?«
»Kannst du nicht lesen? Nicht Skelett-Schwester, sondern Skelton . . . ach, vergiss es einfach«, sagte Kass. »Dein Name passt viel besser. Genau so sehen sie nämlich aus.«
Auf dem Weg zurück ins Klassenzimmer erzählte Kass ihm, dass sie Benjamin Blake am frühen Morgen fast über den Haufen gerannt hatte. »Womöglich bin ich diejenige, die zuletzt mit ihm geredet hat – vielleicht für immer.«
Und ich bin so gemein
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