Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis
anderen war er viel zu jung. (Owen war in diesem unbestimmten Alter – älter als ein Kind und jünger, als Eltern es sind.
* Ich sage ganz bewusst erscheinen , weil die Mitternachtssonne in Wirklichkeit nicht altertümlich, sondern allenfalls alt war. Und das, was sich Innern der Pyramide zutrug, war, wie du bald erfahren wirst, alles andere als schön. Und da ich nicht zuletzt über diesen Ort schreibe, ist er auch nicht mehr so geheimnisvoll.
Vielleicht das Alter eines Onkels. Oder eines Halbbruders aus der ersten Ehe des Vaters. Du weißt schon, eben diese Art von Alter.) Zum Dritten hatte er keinen vornehmen englischen Akzent, er konnte nicht einmal ordentlich sprechen. Das machte es umso schwieriger, herauszufinden, wie man sich ihm gegenüber zu verhalten hatte.
»Ich möchte nichts mehr«, sagte Kass und bemühte sich, dabei wie eine verwöhnte Erbin zu klingen. »Sie können gehen.«
Gleich darauf fürchtete sie, zu weit gegangen zu sein. Wenn sie zu unhöflich war, würde sie sich Owen zum Feind machen. »Ich wollte nur sagen, wenn es Ihnen recht ist«, fügte sie freundlicher hinzu. »Meine Schuhe sind noch ganz nass und ich möchte sie möglichst schnell ausziehen.«
Owen schien ihren Tonfall nicht zu bemerken, weder den einen noch den anderen. »W-wissen Sie, früher m-mussten die G-gäste in n-nassen Strümpfen schlafen.«
»In nassen Strümpfen? Warum?«, fragte Kass und verzog das Gesicht.
»W-wenn man k-kalte Füße hat, dann z-zirkuliert das B-blut, damit sie w-warm werden. Aber j-jetzt haben sie andere M-methoden«, sagte er bedeutungsvoll.
Bevor Kass ihn fragen konnte, was er damit meinte, war er schon zur Tür hinaus verschwunden.
Orientalische Kacheln, Topfpalmen, ein Bett im Stil eines Beduinenzelts und ein Bogenfenster mit Blick auf die Pyramide – das Zimmer hätte ebenso gut ein Schlafgemach im Palast von Gizeh sein können. Zu einer anderen Zeit und unter anderen Umständen hätte es Kass hier sehr gut gefallen. So aber betrachtete sie den Raum mit Widerwillen. Es war das erste Hotelzimmer, in dem sie je war, und sie fürchtete, es könnte ihr letztes sein.
Sie überprüfte, ob ihre Verkleidung noch in Ordnung war, und sprach sich Mut zu: Wenn Dr. L sie erkannt hätte, wäre er wohl kaum so freundlich gewesen. Aber es hatte keinen Zweck. Sie lag auf dem Bett und zuckte beim kleinsten Geräusch zusammen. In ihrer Vorstellung wurde das Summen des Poolfilters zum Schäumen geschmolzenen Goldes und das Rascheln der Blätter ließ sie an zornige Affen denken, die kamen, um ihre Jungen zurückzuholen.
Ihr Plan sah vor, im Zimmer zu warten, bis alle schliefen. Dann wollte sie hinausschleichen und sich auf die Suche nach Benjamin machen. Aber die Stunden vergingen und sie zögerte diesen Augenblick immer wieder hinaus. Sogar als schließlich das Licht an der Pyramidenspitze verblasste, beschloss sie, noch ein klein wenig länger zu warten – nur um ganz sicherzugehen.
Falls du jemals auswärts übernachtet hast, weißt du sicherlich, wie schwierig es sein kann, in einem fremden Bett einzuschlafen. Genauso schwierig ist es, wach zu bleiben, wenn du den längsten, Angst einflößendsten und anstrengendsten Tag deines Lebens hinter dir hast.
Kass schlief ein.
Im Traum reiste sie nach Ägypten auf der Suche nach einem sagenhaften Goldschatz.
Ein Führer, der einen prachtvollen Turban trug und eine merkwürdige Ähnlichkeit mit Butler Owen hatte, führte sie in eine riesengroße Pyramide. Im Innern schraubte sich ein endloser dunkler Gang in den Untergrund, wurde schmaler und schmaler und führte immer tiefer und tiefer hinunter. Kass musste sich bücken, dann kriechen und schließlich robbte sie weiter. Sie bekam kaum noch Luft. Sie wollte umkehren, aber das ging nicht. Sie fühlte sich eingesperrt und hatte Angst zu ersticken.
Dann, nach einer halben Ewigkeit, sah sie ein Funkeln und Glitzern. Zwei Bögen spannten sich zu einem riesigen M.
Zwei goldene Bögen.
War das Innere der Pyramide . . . ein unterirdischer McDonald’s?
Sie versuchte, den Führer aufzuhalten. Nein, hier lief etwas falsch, sie wollte nicht zu McDonald’s. Für ihre Hamburger züchtete und schlachtete McDonald’s so viele Rinder, dass die Tiere krank wurden und das Land unfruchtbar war. Land, das eigentlich dazu dienen sollte, dort Getreide anzubauen, um hungrigen Menschen Nahrung zu liefern. Es war eine himmelschreiende Umweltsünde. Die viel zu großen Rinderherden produzierten viel zu viel Kuhmist und
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