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Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis

Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis

Titel: Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pseudonymous Bosch
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fingen beide an zu lachen. Und mit einem Mal spürte Kass, dass sie nicht nur einen Butler hatte, sondern auch einen Freund.
    Es lag ihr schon auf der Zunge, Owen den wahren Grund ihres Aufenthalts zu offenbaren. Sie fragte sich, ob er wohl über Dr. L und Madame Mauvais Bescheid wusste. War er womöglich ebenso abgrundtief böse wie die beiden? Das konnte sie zwar nicht recht glauben, dennoch wollte sie kein Risiko eingehen.
    Der Rückweg zu ihrem Zimmer führte an den dampfenden Wasserbecken vorbei. Also schlug Kass genau diese Richtung ein, falls Owen sie beobachtete. Sie würde vom Weg abweichen, sobald sie in dem aufsteigenden Dunst nicht mehr zu sehen war.
    Gerade als sie in Richtung Pyramide umschwenken wollte, hörte sie ein lautes Seufzen – und rutschte fast auf den nassen Steinfliesen aus.
    Sie spähte über den Rand des Pools. Eine Frau ließ sich, auf dem Rücken liegend, im Wasser treiben, ihr rundes rosiges Gesicht hüpfte in den sanften Wellen auf und ab. Es sah aus, als köchelte sie in einem riesigen Suppentopf vor sich hin.
    War das nicht Gloria Fortune, Immobilienmaklerin für Tote?
    Was hatte sie hier zu suchen?
    Kass hatte befürchtet, Gloria wäre ihren Klienten in die Ewigkeit gefolgt. Sie nun, unter diesen Umständen, lebend vorzufinden, war womöglich noch erschreckender, als über ihre Leiche zu stolpern.
    Wenn Gloria Kass wiedererkannte, wäre alles verloren.
    Zum Glück hatte Gloria die Augen geschlossen. So rasch und leise wie nur möglich zog Kass sich zurück.
    Sie hatte keine Zeit zu verlieren. Jeden Augenblick konnte Gloria die Augen öffnen – und ihre Tarnung auffliegen lassen.
    Sie musste schleunigst Benjamin finden und zusammen mit ihm fliehen.
    In der Nacht hatte die Lichtkugel auf der Pyramide so grell geleuchtet, dass es genauso gut heller Tag hätte sein können. Nun, am späten Nachmittag, war das Licht gedämpft, kaum mehr als ein Flackern. Die Gebäude lagen im Schatten und es war so düster, als würde schon die Abenddämmerung hereinbrechen. Die Schönheitsfarm schien sich in einer eigenen Zeitzone zu befinden und den physikalischen Gesetzen des Universums zu trotzen.
    Die langen Schatten ermöglichten es Kass, ungesehen den Innenhof zu überqueren. Aber als sie das glitzernde Wasser erreicht hatte, das die Pyramide umgab, musste sie wohl oder übel hinaus in die Helligkeit treten. Das Becken, stellte sie aus der Nähe fest, war im Grunde genommen eine Art Festungsgraben. Und es gab sogar eine Zugbrücke. Sie war allerdings hochgezogen und versperrte den Eingang zur Pyramide.
    Jetzt blieb ihr nur noch eine einzige Hoffnung. Vielleicht gab es einen unterirdischen Zugang. Und wenn es stimmte, wo würde er wohl sein? Kass zog im Geist eine direkte Linie von der Rückseite der Pyramide zum nächstgelegenen Gebäude, wo ihrer Meinung nach am ehesten ein Eingang zu finden sein würde.
    Wie sich herausstellte, war es eins der wenigen Gebäude, das sie bisher noch nicht betreten hatte. Und wie die anderen Gebäude auch, war es sehr schlicht konstruiert: An einem zentralen Gang in der Mitte reihten sich an beiden Seiten die Räumlichkeiten. Allerdings war die Ausstattung luxuriöser. Ein langer, schmaler, kostbarer Teppich, wie man ihn in einem Thronsaal erwarten würde, bedeckte die Steinfliesen des Korridors. Kass wagte kaum, einen Fuß daraufzusetzen, aber immerhin verschluckte er ihre Schritte. Sie war an einem halben Dutzend Türen vorbeigegangen, alle verschlossen, alle in einem tiefdunklen Königsblau, bevor sie auf das stieß, was sie gesucht hatte. Es war eine Tür, im Unterschied zu den anderen funkelte sie jedoch golden – und sie stand einen Spaltbreit offen.
    Kass legte das Ohr dagegen und lauschte. Nichts war zu hören.
    Ob sie es wagen sollte? Ihr blieb kaum etwas anderes übrig. Das war ihre einzige Chance.
    Kass stieß die Tür auf – und wich erschrocken einen Schritt zurück. In dem Raum waren Hunderte von Menschen.
    Oder etwa nicht?
    Sie spähte ein zweites Mal hinein. Der Raum war leer – abgesehen von Hunderten von Spiegelbildern ihrer selbst.
    Nervös trat sie ein.
    Spiegel bedeckten Wände und Decke und erweckten den Eindruck unendlicher Weite. Sogar der Marmorboden war so hochglanzpoliert, dass man sich darin spiegelte. Ein riesengroßer Leuchter, der aussah wie eine Krake – Kassandras Großväter hätten das Glas sofort als venezianisch identifiziert –, hing von der Decke herunter und spiegelte sich in den Spiegeln, sodass es den Anschein hatte,

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