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Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis

Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis

Titel: Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pseudonymous Bosch
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einem Lächeln sprechen konnte. (Auf ihrem Gesicht war so gut wie keine Regung zu sehen, aber sie zeigte ein klein wenig mehr von ihren viel zu weißen Zähnen.) »Danke, dass du mir eine zweite Chance gibst. Ich möchte, dass wir Freunde werden.«
    Kass versuchte, sich ein Lächeln abzuringen, versagte jedoch kläglich. Vielmehr fürchtete sie, sich jeden Augenblick übergeben zu müssen.
    »Gut! Nun mache ich mich auf die Suche nach den anderen«, sagte Madame Mauvais. »Ich bin sicher, ihr beiden habt euch viel zu erzählen.«
    Sie legte die Hand auf Max-Ernests Kopf und strich über seine Haare. »Hast du schon jemals so einen adretten jungen Mann gesehen?«, fragte sie. Dann beugte sie sich vor und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. »Ich bin gleich wieder zurück, mein Schatz. Versprochen.«
    Sie ging hinaus und ließ Lippenstiftspuren auf seinem Gesicht zurück. Und eine schockierte Kass.
    Bevor Kass die Tragweite dessen erfassen konnte, was sie gerade mit angesehen hatte, fing Max-Ernest an zu reden. Noch nie zuvor hatte sie ihn so aufgeregt erlebt.
    »Keine Sorge, sie ist nicht meine Freundin oder so, das ist nur ihre Art – Küsschen geben und so weiter. Das ist peinlich, aber sie ist wirklich sehr nett, wenn man sie erst einmal näher kennenlernt. Ganz ehrlich, ich bin sicher, du wirst sie mögen – sie ist noch netter als Amber! Dr. L ist auch sehr freundlich. Er sagt, er wird meinen Zustand heilen. Sie wenden hier alte ägyptische Methoden an. Eigentlich ist es eine Art Lobotomie, nur dass es keine richtige Operation ist. Statt dir den Kopf aufzuschneiden, stecken sie dir einen langen Strohhalm durch die Nase. Und da man im Gehirn kein Gefühl hat, tut es auch gar nicht weh. Was sagst du dazu? Danach wird Madame Mauvais mich nach Paris mitnehmen – sie kommt von dort. Ich bin sicher, du darfst auch mit, wenn ich sie darum bitte. Sie liest mir jeden Wunsch von den Lippen ab. Na wie wär’s, willst du mit nach Paris?«
    Kass starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Sie überlegte, ob man ihr Drogen gegeben hatte und ob sie von Halluzinationen geplagt wurde. Das würde auch die Übelkeit erklären.
    Max-Ernest sah sie erwartungsvoll an. »Also, was sagst du dazu?«
    »Haben sie dich hypnotisiert? Benimmst du dich deshalb so?«, fragte Kass, als sie begriff, dass sie doch bei klarem Verstand war. »Ich hoffe es, um deinetwillen.«
    »Was meinst du damit? Wie benehme ich mich denn?«
    »Lass es gut sein«, seufzte Kass. »Wie bist du hierhergekommen?«
    »Ich habe ein Zimmer gebucht, so wie du.«
    »Du hast dich angemeldet?«, fragte Kass. »Und sie haben dich einfach so reingelassen? Was hast du ihnen gesagt?«
    Max-Ernest rutschte auf seinem Kissen hin und her. »Nichts weiter, nur dass ich...«
    Kass kam ein schrecklicher Verdacht. »Hast du ihnen etwa von dem Notizbuch erzählt?«
    »Ich habe es noch. Ich habe es ihnen nicht gegeben«, verteidigte sich Max-Ernest. »Aber das spielt keine Rolle. Sie sind nämlich gar nicht so, wie du gedacht –«
    »Es spielt keine Rolle? Hast du Pietro vergessen? Und Lucia-no? Und Benjamin?«
    »Komm schon, Kass. Ich weiß, was du denkst, aber überleg doch mal. Haben sie dir was Böses getan? Ich meine, seit du hier bist?«
    »Nein, eigentlich nicht, aber –«
    »Und das, obwohl sie von Anfang an wussten, wer du bist.«
    »Ja, ich denke schon.«
    »Na also. Sie sind nicht böse. Es ist doch nichts dabei, wenn man sich mal geirrt hat. Das kann jedem passieren. Sogar mir.«
    Kass schüttelte den Kopf. »Jetzt weiß ich, dass du hypnotisiert worden bist!«
    Bevor die beiden sich einig werden konnten, kam Gloria ins Zelt geschwebt und strahlte übers ganze Gesicht. (Nein, ich habe nie behauptet, dass sie nicht zum Essen kommen würde, ich habe nur gesagt, dass sie nicht der Überraschungsgast ist.)
    »Kass!«, säuselte die Immobilienmaklerin. »Willst du nicht deine alte Freundin Gloria begrüßen? Erkennst du mich denn nicht? Ich weiß, ich sehe zwanzig Jahre jünger aus, nicht wahr? Und zwanzig Pfund leichter!«
    Gloria drehte sich im Kreis, damit man sie von allen Seiten bewundern konnte.
    Kass nickte stumm. Es stimmte, im Vergleich zu früher war Gloria nur noch eine halbe Portion. Was Kass jedoch am meisten verblüffte, war ihre überströmende Freundlichkeit. Kass war sich nicht sicher, ob sie nicht doch die alte Gloria vorzog. So wie sie jetzt war, konnte man sie nicht so leicht ignorieren.
    »Ist es hier nicht einfach faaabelhaft?«, schwärmte Gloria.

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