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Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis

Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis

Titel: Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pseudonymous Bosch
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schönste Frau, die er je gesehen hätte?
    War sie am Ende nur eifersüchtig? War das der eigentliche Grund?
    »Warum sind Sie dann so scharf auf das Notizbuch?«, platzte sie heraus, um aus dem geistigen Kaninchenloch zu kriechen, in das sie hineingefallen war. »Wenn alles nur erstunken und erlogen ist.«
    »Weil wir verhindern wollen, dass es in falsche Hände gerät. Und weil wir Pietro lieben und weil die Welt ihn in allerbester Erinnerung behalten soll und nicht als jemanden, der den Verstand verloren hat.«
    Je mehr Kass darüber nachdachte, desto sicherer war sie, dass nichts sicher war.
    Sie hatte keinerlei Beweis, dass Madame Mauvais irgendetwas mit Pietros Verschwinden zu tun hatte.
    Sie hatte nicht einmal einen Beweis, dass Madame Mauvais irgendetwas mit Benjamin Blakes Verschwinden zu tun hatte.
    Womöglich saß Benjamin Blake genau in diesem Augenblick wohlbehalten zu Hause – und sie war umsonst hierhergekommen.
    In ihrer Aufregung stieß Kass gegen den Tisch und schlug Madame Mauvais versehentlich das Weinglas aus der Hand. Das Glas flog durch die Luft und verspri-i-i-i-i-i-i-i-i-i-i-i-i-ii-i-i-i-i-i-i-i-i-i-i-i-i-i-i-i-i-i-i-i-i-i-i-i-tzte...
    Kennst du diese Augenblicke, die wie eingefroren sind? Wenn man plötzlich meint, mitten in einen Kung-Fu-Film geraten zu sein, und alles in Zeitlupe abläuft? Das Glas war keine Sekunde lang in der Luft, aber in diesem kurzen Augenblick schossen Kass tausend Dinge durch den Kopf – unter anderem wurde ihr klar, warum der Anblick von Madame Mauvais’ Rotwein sie vorhin so verstört hatte.
    Ich sage nur ein Wort: Affenblut.
    War es Rotwein oder Affenblut? Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung. Nicht an jedem Gerücht ist etwas dran. Wie dem auch sei, Kass wurde von einem Anblick erschüttert, der viel entsetzlicher war als Affenblut.
    Lass mich die Szene noch einmal beschreiben – diesmal ohne Zeitlupe.
    Das Glas flog durch die Luft und verspritzte – Wein, Blut, Elixier, weiß der Himmel, was, ich will es nicht länger hinauszögern – in hohem Bogen auf Madame Mauvais’ lange cremefarbene Handschuhe.
    »Verdammt!!!«
    Zornesröte schoss Madame Mauvais ins Gesicht, während sie ihren Handschuh abstreifte. »Das war mein Lieblingspaar. Ich habe sie in Paris auf einem Flohmarkt ergattert, vor über neunzig Jahren...«
    Sie brach ab und ihr Blick folgte den Blicken ihrer Gäste.
    Gloria schnappte entsetzt nach Luft.
    Alle starrten auf Madame Mauvais’ Hand, die nun zum ersten Mal zu sehen war.
    Es war die Hand einer fremden Person – eines anderen Wesens.
    Die Finger waren so dünn und zerbrechlich, dass man sie hätte ohne Weiteres zerbrechen können. Die Nägel waren so gelb und rissig, dass sie Klauen ähnelten. Die Haut war so durchscheinend, dass man jeden Knochen sah, jede Faser, jede Ader.
    Es war die Hand einer alten Frau.
    Einer sehr, sehr alten Frau.
    Der ältesten Frau, die Kass je gesehen hatte.

Kapitel fünfundzwanzig
    Gefangene

    M an sagt, Augen lügen nicht. Aber ich glaube, das trifft eher auf die Hände zu.
    In einem so langen Leben wie dem von Madame Mauvais war es unvermeidlich, dass ab und zu derartige Missgeschicke passierten. Aber sie war nicht so alt geworden, um sich dann von ein paar Spritzern aus einem verschütteten Glas aus der Ruhe bringen zu lassen. Sekunden später hatte sie bereits ein neues Paar Handschuhe übergestreift.
    Als sei nichts geschehen, wandte sie sich an Gloria, die wie versteinert dasaß. »Würden Sie uns einen Augenblick allein lassen?«
    »Selbstverständlich«, antwortete Gloria, rührte sich jedoch nicht vom Fleck.
    »Vielen Dank«, sagte Madame Mauvais und nickte dem Bediensteten zu, der sich diskret in der Nähe aufhielt. Schweigend half er Gloria, von ihrem Platz aufzustehen, und führte sie weg, als sei sie gebrechlich – oder Insassin einer Irrenanstalt.
    Madame Mauvais musterte Kass und Max-Ernest.
    »So. Wo ist das Notizbuch?«, fragte sie. Ihre Stimme war so eisig wie ein Schneesturm.
    Bevor ich dir verrate, was Kass und Max-Ernest geantwortet haben, möchte ich dich daran erinnern, was Max-Ernest an einem früheren Punkt der Geschichte zu bedenken gegeben hat: Sie waren erst elf Jahre alt.
    Sie waren umzingelt von Bediensteten. Sie hatten keine Ahnung, wie oder ob sie überhaupt jemals wieder nach Hause zurückkehren würden. Sie hatten weder Waffen bei sich noch wussten sie, wie man eine Waffe benutzt, falls sie doch welche dabeigehabt hätten. Sie waren keine Superhelden, kurzum, sie

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