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Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis

Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis

Titel: Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pseudonymous Bosch
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Kaugummipapier, eine verknitterte Tauschkarte und einen zerkauten Strohhalm heraus und legte alles auf den Tisch.
    Während Kass in ihre Tasche fasste, dachte sie fieberhaft nach.
    Als Dr. L sich Pietros Notizbuch angesehen hatte, war ihr etwas aufgefallen, das sich zu einer vagen Ahnung verdichtet hatte. Später dann, als sie hörte, wie er Pietros Namen aussprach, wurde die vage Ahnung zur Vermutung. Und inzwischen war daraus ein schwerwiegender Verdacht geworden.
    Fragte sich nur, wie sie absolute Gewissheit erlangen konnte.
    Dr. L sah sie verärgert an. »Hast du mich nicht verstanden? Ich habe gesagt, du sollst deine Tasche ausleeren – sofort!«
    »Ist ja schon gut.«
    Kass wühlte in ihrer Tasche und stieß auf etwas Klebriges . . . Konnte es sein...?Ja...
    Sie zog den Smoochie aus der Tasche.
    Während sie darauf achtete, dass Dr. L sie auch ja beobachtete, strich sie sich damit mehrmals über die Lippen. Dann hielt sie den Stift in die Höhe, wie eine Trophäe.
    Max-Ernest sah sie an, als wäre sie übergeschnappt. »Was machst du da?«, fragte er lautlos.
    »Rieche ich da etwa . . . Zuckerwatte?«, fragte Dr. L stirnrunzelnd.
    »Ja, das ist mein Lippenbalsam«, sagte Kass betont gleichmütig.
    »Lippenbalsam? Zeig her«, befahl er.
    Kass gab ihm den Stift. »Es ist eine Marke der Skelton-Schwestern«, sagte sie. »Eigentlich ein ganz normaler Lippenbalsam, aber die Leute kaufen ihn wegen der Skelton-Schwestern. Ziemlich dämlich, wenn Sie mich fragen.«
    Neugierig betrachtete Dr. L den Lippenbalsam, als hielte er ein seltenes Kunstwerk in der Hand, um nicht zu sagen, eine ägyptische Antiquität. Schließlich hielt er sich den Stift an die Nase.
    Er schloss die Augen und roch daran. Dann hielt er den Atem an, als wolle er auf diese Weise den Duft für immer bewahren.
    Max-Ernest sah Kass verständnislos an – was geht hier vor? Kass schüttelte nur den Kopf – wart’s ab.
    Dr. L war so sehr in seinen Gedanken verloren, dass ihm der Stift aus der Hand fiel.
    Als er die Augen wieder öffnete, schwammen sie in Tränen.
    »Tun Ihnen die Augen weh? Bei einem kräftigen Aroma ist das manchmal so«, sagte Kass, obwohl sie genau wusste, dass es sich um etwas ganz anderes handelte.
    »Nein, es ist nichts! Nur eine Erinnerung aus längst vergangenen Zeiten... lächerlich!«
    Er bückte sich und hob den Stift auf. »Der gehört jetzt mir«, sagte er und steckte ihn weg.
    Er hatte nur einen kurzen Augenblick lang den Kopf nach vorn gebeugt, aber das hatte für Kass ausgereicht, um einen Blick auf seinen Nacken zu erhaschen – und damit den endgültigen Beweis zu haben.
    Es klopfte an der Tür. Daisy trat ein, wobei sie ein wenig den Kopf einziehen musste, um nicht an den Türrahmen zu stoßen.
    »Entschuldigen Sie, Doktor. Es geht um den Jungen. Er hat hohes Fieber. Es steht zu befürchten, dass er es nicht schafft. Madame Mauvais meint, es müsste heute Nacht geschehen.«
    »Benjamin Blake!«, rief Max-Ernest, bevor Kass ihm einen warnenden Blick zuwerfen konnte. »Was haben Sie mit ihm vor?«
    Dr. L starrte ihn grimmig an. »Madame Mauvais hat recht. Ihr Kinder wisst tatsächlich zu viel – aber vielleicht doch nicht genug. Ihr habt genau zwölf Stunden Zeit, um zu entscheiden, ob ihr euch an etwas erinnert, das uns weiterhilft, oder nicht. Danach...«Er ließ die angedeutete Drohung im Raum stehen. »Andererseits, wenn heute Nacht alles gut geht, brauchen wir euch womöglich gar nicht mehr. Das ist dann euer Pech.«
    Als er weg war, fragte Kass Max-Ernest sofort: »Hast du es gesehen?«
    »Was denn?«
    »Das Muttermal auf seinem Nacken. Es sah aus wie eine Mondsichel.«
    Max-Ernest öffnete den Mund – sprachlos, zumindest dieses eine Mal, als er daran dachte, dass dieser schreckliche, schreckliche Mann Luciano Bergamo war.

Kapitel sechsundzwanzig
    Benjamin Blake, der
preisgekrönte Künstler

    D ie meiste Zeit seines Lebens hatte Benjamin Blake geglaubt, eine künstlerische Null zu sein – in erster Linie, weil er Kunst nicht verstand.
    Wenn andere Kinder ein Viereck und darüber ein Dreieck zeichneten, sah er darin kein Haus, sondern hörte das schrille Pfeifen einer Lokomotive und den dumpfen Aufprall eines Felsbrockens auf Staub.
    Wenn sie zwei Punkte, eine gebogene Linie und einen Kreis drumherum zeichneten, sah er kein Grinsegesicht, sondern roch frisch gebackene Plätzchen und hörte zwei Piepstöne und ein leises Wimmern.
    Für Benjamin war alles und jedermann eine einzigartige Kombination aus

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