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Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis

Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis

Titel: Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pseudonymous Bosch
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entnehmen, etwa hier...«
    Dr. L führte das Röhrchen an Benjamins Nase, von dort aus zog er eine Linie über die Stirn und weiter bis zu Benjamins Hinterkopf. Max-Ernest griff sich unwillkürlich an den Kopf. Dr. L, fiel ihm jetzt ein, hatte etwas Ähnliches mit ihm vorgehabt.
    »Kurz gesagt, es ist eine Lumbalpunktion durch die Nase«, fasste Dr. L zusammen. »Für den Jungen bedeutet das leider mit ziemlicher Sicherheit den Hirntod. Aber ich denke, es ist diesen Preis wert. Denn was wir dafür bekommen, ist nichts Geringeres als das Leben an sich. Das unvergängliche Leben.«
    Er zog eine kleine Phiole aus seiner Tasche und goss den Inhalt ins Feuer. Die Flammen flackerten leuchtend gelb auf – und dann breitete sich Schwefelgeruch in der Pyramide aus.
    »Das unvergängliche Leben«, wiederholte Dr. L.
    »Kass . . .«, flüsterte Max-Ernest.
    »Psst. Ich denke nach.«
    »Aber –«
    »Ich überlege, wie wir Benjamin retten. Sie werden ihm jeden Augenblick das Gehirn aussaugen.«
    »Ich weiß...«
    »Dann lass mich nachdenken! Ich habe dich auch nachdenken lassen.«
    »Ich wollte doch nur sagen, die Phiole, sie sieht aus wie eins der Fläschchen aus der Symphonie der Düfte.«
    »Das ist es!!«
    »Was?«
    »So können wir ihn retten. Komm, wir müssen da hoch.« Sie deutete zur Pyramidenspitze.
    Max-Ernest starrte sie ungläubig an. »Da hoch? Und wie?«
    »Von außen. Los, komm mit!«, sagte Kass, die schon den Rückweg antrat.
    Als sie wieder in Madame Mauvais’ Privaträumen waren, blieb Kass kurz stehen, um die Symphonie der Düfte mitzunehmen.
    »Ich dachte, sie ist zu schwer«, sagte Max-Ernest.
    »Jetzt brauchen wir sie aber.«
    Sie wollten den Raum gerade verlassen, als sie draußen Schritte hörten.
    Kass legte warnend den Finger an die Lippen und schloss leise die Tür.
    »Hallo? Ist da jemand?« Es war Daisy.
    Kass und Max-Ernest kauerten sich hinter Madame Mauvais’ Schreibtisch. Das Blut rauschte in ihren Ohren. Wenn Daisy jetzt hereinkam, saßen sie in der Falle.
    »Madame Mauvais? Doktor?«, rief Daisy von draußen. »Ich wollte nur...Ich habe Essen für die Kinder geholt. Ich bin schon auf dem Rückweg. Bin gleich wieder auf meinem Posten.«
    Die hünenhafte Frau zögerte. Dann, als sie kein Geräusch hörte, setzte sie ihren Weg fort.
    Kass und Max-Ernest stießen die Luft aus.
    »Ich glaube, sie hatte Angst, dass sie Ärger bekommt«, flüsterte Kass und unterdrückte das, was unter anderen Umständen ein Kichern gewesen wäre.
    Einen Augenblick später standen sie am Wassergraben. Die Zugbrücke war hochgezogen.
    »Oh nein«, stöhnte Max-Ernest. »Und was machen wir jetzt?«
    »Das . . .«, sagte Kass und stieß ihn ins Wasser.
    »Ich kann nicht schwimmen!«
    »Das musst du auch nicht, du kannst doch stehen.«
    »Ach ja?«
    Das Wasser reichte ihnen nur bis zur Hüfte. Was Max-Ernest nicht davon abhielt, sich, während sie durch den Graben wateten, zu beschweren, dass er bestimmt gleich ertrinken würde.
    »Komm jetzt, beeil dich«, sagte Kass. »Sonst ist er hirntot.«
    Als sie auf der gegenüberliegenden Seite angekommen waren, zögerten sie nicht lange und kletterten die Pyramide hinauf.
    Die Steinblöcke waren groß und rutschig, und manchmal mussten Kass und Max-Ernest die Hände zu Hilfe nehmen, um sich hochzuziehen. Aber irgendwie schafften sie es, die Pyramide in kürzerer Zeit zu erklimmen, als die meisten von uns für eine Treppe zu Hause brauchen.
    »So, und was hast du jetzt für einen Plan?« Max-Ernest keuchte, als sie oben angekommen waren.

Kapitel dreißig
    Eine Botschaft von oben

    D u hast ja gelesen – oder gehört, ganz wie du willst –, dass die Pyramide eine ausgezeichnete Akustik hatte. Sie war einer jener Orte, an denen man tunlichst jedes peinliche Geräusch vermeidet. Ich rede hier nicht von lautem Niesen oder Husten, nein, selbst das leichteste War-das-noch-das-Frühstück-oder-schondas-Mittagessen-Rülpsen oder den leisesten Keiner-weiß-dassich-es-war-Furz hörte man bis in die entlegenste Ecke.
    Womit ich, wenn auch auf eine sehr plumpe Weise, auf den Punkt komme.
    Das Innere der Pyramide war nicht nur ein Ort, an dem Geräusche überall zu hören waren, es war auch ein Ort, an dem Gerüche sich blitzschnell ausbreiteten. Jetzt, wo so viele Menschen hier versammelt waren und frische Luft nur durch die Fensterluke eindringen konnte, wurde es rasch, nun ja, miefig.
    Der Geruch von Schwefel – oder auch: der üble Gestank von huevos podridos – hing noch in der

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