Der Name dieses Buches ist ein Geheimnis
schön.
»Ich wollte nicht ohne dich da runter«, fügte Kass hinzu. »Ich dachte eigentlich, du würdest nachkommen. Natürlich war es Quatsch, es allein zu versuchen. Ich meine, wir sind doch ein Team und so. Tut mir leid.«
»Mach dir keine Gedanken«, sagte Max-Ernest, als wäre auch das nichts Besonderes. Was es natürlich war. Kass entschuldigte sich sogar noch seltener als sie sich bedankte.
Unten in der Pyramide hatte sich das Feuer inzwischen bis zu den Wänden ausgebreitet. Die Menschen schrien und rannten zum Ausgang. Es herrschte ein heilloses Durcheinander.
»Okay, lass uns da runtergehen«, sagte Kass. »Und zwar auf deine Weise.«
»Warte – was ist, wenn Dr. L schon auf dem Weg nach hier oben ist?«
Sie streckten den Kopf vor und spähten nach unten.
Und richtig, Dr. L hastete, Madame Mauvais im Schlepptau, die Steinstufen herauf.
»Pietro! Pietro!«, rief er immer wieder.
Jetzt gab es nur noch einen Weg: den Abstieg auf der anderen Seite der Pyramide.
* Ernsthaft – kann so etwas lustig sein? Ein Witz im Angesicht des Todes? Vielleicht. Aber hier hat es wohl mehr damit zu tun, dass zwei Menschen ein besonderes Erlebnis miteinander teilen – ein Erlebnis, das in diesem Fall ebenso gefährlich wie einzigartig war. Zu wenig für einen, genau richtig für zwei und zu viel für drei. Einen Witz teilen heißt manchmal ein Geheimnis teilen.
Kapitel einunddreißig
Rauch
A ls sie den Fuß der Pyramide erreichten, sahen sie an der Spitze die Gestalt des Doktors auftauchen. Aus der Fensterluke hinter ihm schlugen Rauch und Feuer.
»Hey – mir scheint, wir haben doch noch einen Vulkan gebastelt«, sagte Max-Ernest. »Vielleicht kriegen wir dafür Extrapunkte. Was sagst du dazu?« Er sah Kass erwartungsvoll an, ob sie auch diesmal über seinen Witz lachen würde. Aber sie hatte gar nicht zugehört.
Sie starrte hinauf zu Dr. L, der etwas in der Hand hielt. »Mein Rucksack!«
»Denk nicht dran, wir müssen uns beeilen«, sagte Max-Ernest, was, wenn man es recht bedenkt, unter den gegebenen Umständen durchaus vernünftig war.
»Aber die Symphonie der Düfte ist da drin!«
»Komm endlich, wir müssen uns beeilen«, wiederholte Max-Ernest, diesmal etwas drängender.
»Ja, es ist nur – jetzt weiß er, dass wir es waren.«
»Komm endlich!«, wiederholte Max-Ernest, nur dass er diesmal schrie.
»Schon gut. Schrei nicht so rum, sonst hören sie dich noch...«
Sie rannten am Wassergraben entlang bis zum Eingangstor. Die Letzten verließen gerade die Pyramide und Kass und Max-Ernest mussten sich an ihnen vorbeidrängen, um hineinzugelangen. Als sie endlich vor dem Altar standen, war die Pyramide menschenleer.
Die Flammen waren am Seil emporgeklettert wie an einem riesengroßen Kerzendocht. Inzwischen drohte das Feuer auf die ganze Pyramide überzugreifen. Der Geruch nach Schwefel war so stark, dass man es kaum aushielt.
Schließlich wurde auch Benjamin Blake davon wach. Verwirrt und entsetzt zugleich starrte er auf das Feuer.
»Hallo, Ben. Bleib ganz ruhig, okay? Wir bringen dich von hier weg«, sagte Kass mit ungewöhnlich sanfter Stimme.
Seine Antwort war nur ein Murmeln, das wie eine Frage klang, die jedoch kein Mensch verstehen konnte.
Keiner außer Max-Ernest.
»Du bist im Innern einer Pyramide«, sagte er, während Kass damit beschäftigt war, die Riemen loszubinden, mit denen Benjamin an den Stuhl gefesselt war. »Keine echte Pyramide – na ja, irgendwie doch. Sie sieht aus wie eine echte Pyramide. Aber sie steht nicht in Ägypten. Und auch nicht an einem anderen Ort, wo es Pyramiden gibt, wie zum Beispiel in Mexiko oder Peru. Jedenfalls brennt sie, wie du siehst, und draußen sind Leute, die dir dein Gehirn aussaugen wollen. Aber keine Angst – es wird alles wieder gut«, schloss Max-Ernest so aufmunternd wie möglich.
Der letzte Riemen löste sich – und Benjamin sackte zu Boden.
Was immer Dr. L mit ihm angestellt hatte, es hatte Benjamin sehr mitgenommen.
Kass und Max-Ernest zogen ihn mühsam auf die Beine. Als er endlich stand, fing er wieder an zu murmeln.
»Was sagt er jetzt?«, fragte Kass.
»Keine Ahnung. Etwas über Pfefferminzeiscreme.«
»Eiscreme kriegst du später – eimerweise«, versprach Kass. »Aber zuerst müssen wir weg, okay? Und zwar so schnell wir können.«
Halb zogen, halb stießen, halb trugen sie Benjamin in Richtung Tür. (Ich weiß, das sind jetzt drei Hälften, was eigentlich ganz unmöglich ist – aber das gilt auch für den Versuch,
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