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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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›kreisen‹.
    »Fühl dich in das hinein, was dich beeinflusst hat, hier zu sein!«
    »Hast du eine Karte, die du schon mal als Bierdeckel benutzt hast? Die würde ich sofort nehmen.«
    Sam brauchte seine Augen nicht zu öffnen, er ›spürte‹ ihre finsteren Blicke.
    »Hier, ganz sicher! Hier bin ich richtig!«, sagte er und deutete nach unten.
    »Du weißt, wohin du jetzt deutest?«
    Sam grinste belustigt, als er merkte, dass sein Finger auf sein bestes Stück gerichtet war.
    »Ich nehme die Karte, die am nächsten ist«, seufzte Nimue.
    Sie bat ihn noch um Karten für seine Rationalität, Emotion, jüngere Vergangenheit, nähere Zukunft, sein Selbst, seine Umwelt, Hoffnungen und Ängste und ein Ergebnis. Mit jeder Karte ›spürte‹ Sam etwas, nämlich, dass unsagbarer Ärger in ihm aufstieg. Natürlich war es vernünftig, kritische Bemerkungen zu unterdrücken und mitzuspielen – immerhin war Nimue seine einzige Spur. Aber er war Techniker, jemand der an Bits und Bytes glaubte, an schwarz oder weiß und null oder eins. Wie lange würde er es schaffen, seine Klappe zu halten?
    »Du zitterst. Das kann kein Zufall sein«, murmelte Nimue. »Die Karte für ›Das Ergebnis‹ wird besonders aussagekräftig.«
    »Meinst du?«, murmelte Sam, nachdem er die letzte Karte gewählt hatte. »Könnte auch mein Kreislauf sein.«
    »Nichts geschieht zufällig.«
    Nimue reihte die gezogenen Karten in einem Legemuster auf, das sie ›Keltisches Kreuz‹ nannte. In der Mitte waren zwei Karten überkreuzt. Die nächsten vier platzierte sie in jede Richtung der ersten beiden. Die restlichen vier wurden rechts neben den ersten Karten untereinander abgelegt.
    »Die beiden überkreuzten Karten symbolisieren deine Ausgangssituation und wie sie beeinflusst wird.«
    Sam spürte seinen Puls hochrasen, als Nimue die erste Karte umdrehte. Er kannte sie bereits.
    »Der Tod bedeutet Veränderung, etwas Altes stirbt. Oft muss etwas sterben, damit Neues entstehen kann. Manchmal bezieht sich diese Karte auf das Ableben von Menschen oder Tieren. Sie kann aber auch eine Trennung von etwas bedeuten, das bislang wichtig für dich war.«
    Nimue drehte eine Karte um, auf der ein aufrecht am Bett sitzender Mann abgebildet war. Er hatte das Gesicht in den Händen vergraben, als würde er weinen oder in großer Sorge sein. Über ihn waren neun Schwerter abgebildet.
    »Du bist mit dem Tod einer Person nicht fertiggeworden«, erklärte Nimue melodramatisch.
    »Schwachsinn!«
    »Man sieht dir doch an, dass dich etwas belastet.«
    Sam spürte Schweiß auf seine Stirn treten und holte Luft. Wenn all das überstanden war, hatte er sich endlich einen Monat Urlaub verdient. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und versuchte, möglichst cool zu bleiben. Nur nicht auffallen! Er bat Nimue, fortzufahren.
    »Die rationalen Aspekte. Das ist das, was du erkennst. Interessant, Wasser.«
    Auf der Karte waren zwei Kinder abgebildet, die wie Hänsel und Gretel aus dem Märchenbuch aussahen. Der Junge überreichte dem kleineren Mädchen einen Kelch.
    »Schwer zu deuten. Sie ist verkehrt abgelegt, ihre Kernaussage muss umgedreht werden. Zwei Interpretationen der verkehrten Sechs der Kelche sind möglich: Deine Gedanken kreisen um eine Person, die nicht mehr da ist, oder du musst dich von einer Märchenwelt verabschieden.«
    »Der Kandidat nimmt Auswahlmöglichkeit Nummer zwei.«
    »Sehen wir uns an, wie es dir emotional dabei geht! Der Turm. Passt zur vorherigen Karte. Du hast also verstanden, dass du dich von alten Trugbildern trennen musst. Der Turm deutet darauf hin, dass es dir emotional schwerfällt, dich zu lösen. Ich sehe eine Angst vor den Konsequenzen einer Veränderung. Hm, deine jüngere Vergangenheit und deine nähere Zukunft. Beide Karten stehen für Kurzfristiges, also Dinge, die bereits an die Gegenwart heranreichen. Sieben der Schwerter für die Vergangenheit. Siehst du diese Figur, wie sie versucht, mit den Schwertern zu flüchten?«
    »Kann es sein, dass ich bestohlen worden bin?«
    »Möglich. Es könnte aber auch bedeuten, dass du dich selbst betrogen hast.«
    Nimue hatte für Sam stets so dreingeschaut, als wäre sie mit dem falschen Fuß aus dem Grab auferstanden. Ihre Gesichtszüge erhellten sich, nachdem sie die nächste Karte umgedreht hatte.
    »Königin der Kelche, umgedreht. Sie steht für eine empfindsame und magisch begabte Frau. Vielleicht ist doch nicht alles so schlimm, wie es aussieht.«
    Mit einer von Sam nicht erwarteten Begeisterung

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