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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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die Zeugin gestellt hatte.
    »Eine letzte Frage noch! Eine Sache verwirrt mich nämlich ein wenig. Ich bin die Polizeiakten bei der Herfahrt durchgegangen. Und da war auch ein Verweis auf einen Vorfall vor zwei Jahren. Da gab es doch einen Entführungsversuch.«
    »Und?«
    Am Gesichtsausdruck der Zeugin erkannte Remmel, dass er ins Schwarze getroffen hatte.
    »Sehen Sie, ich dachte mir, wenn jemand die Tochter eines erfolgreichen Bankiers entführt, dann muss das doch auch in den Zeitungen stehen. Ich habe veranlasst, überall zu suchen. In allen Archiven, vor allem bei den Sensationsblättern. Kurz vor der Ankunft hier am Tatort hat mich ein Kollege, der bei diesen Recherchen sehr gründlich ist, angerufen. Nichts. Nicht einmal in den Lokalzeitungen, in denen normalerweise doch genau über solche Vorfälle über Wochen berichtet wird. Nirgends wurde die Entführung auch nur mit einem Satz erwähnt. Der einzige Hinweis ist ein Eintrag in einem Polizeiakt, dass die Anzeige gegen Unbekannt zurückgenommen wurde. Und ich frage mich wieso?«
    »Bitte!«, drängte der Sanitäter und sah Remmel finster an. »Es ist wirklich an der Zeit.«
    Der Zivildiener öffnete die Schiebetür zum Rettungswagen und reichte ihr die Hand zum Einsteigen.
    »Frau Loidl, Sie wollen ja auch, dass der Täter gefasst wird. Ich möchte wissen, ob es da einen Zusammenhang geben könnte. Die Beamten, die den Akt angelegt haben, waren am Telefon nicht sehr auskunftsfreudig. Glauben Sie, dass der damalige Entführer etwas mit dem Mord zu tun haben könnte?«
    »Ausgeschlossen!«, antwortete Frau Loidl wie aus der Pistole geschossen.
    »Wieso?«
    »Ich will auch, dass Sie den Mörder finden. Mit dieser Fährte verschwenden Sie nur sinnlos Ihre Zeit. Das ist eine Sackgasse.«
    »Herr Remmel, Sie können jetzt sagen, was Sie wollen. Wir fahren jetzt!«, sagte der Sanitäter und deutete Frau Loidl einzusteigen. Kaum war sie drinnen, griff er nach der Schiebetür, um sie zu schließen.
    »Augenblick noch! Frau Loidl, ich brauche einen Grund, damit ich die Sache mit der Entführung fallen lasse!«
    »Herr Inspektor, es reicht! Wenn Sie noch Fragen an die Zeugin haben, vereinbaren Sie einen Termin, nachdem der Arzt sie untersucht hat.«
    »Warum, Frau Loidl?«
    Kurz bevor die Rettungstür vor ihm zugeknallt würde, bekam Remmel noch seine Antwort.
    »Weil der Entführer tot ist.«

    *

    »Du schaust einfach göttlich aus!«, kicherte Nimue.
    Stechende Kopfschmerzen, das flaue Gefühl im Magen und vor allem das Blut auf seinem T-Shirt würden in jedem Fall schmerzhafte Erinnerungen an den fürchterlichsten Tag seines Lebens bleiben. Nun kam auch noch Erniedrigung hinzu. Mitansehen zu müssen, wie sich Nimue vor Lachen krümmte, wenn er den Kopf bewegte und die Schellen an seiner Mütze klimperten, war wie Salz in offenen Wunden.
    Der Seitenspiegel des Minis gab ein Bild zurück, das, wie Sam hoffte, nie jemand sehen würde, der ihn kannte. Zwei Schellen baumelten an den Seiten seiner Mütze, die perfekt zu seinem zweifärbig in violett und gelb gestreiften Anzug mit Fransen passten. Sein einziger Trost waren die dick aufgetragene, weiße Schminke und die schwarzen Lippen, die sein Gesicht ein wenig tarnten.
    »Ein Glück, dass ich das Narrenkostüm noch nicht weggeworfen habe.«
    »Mit dem Zeug mache ich mich zum Deppen«, grummelte Sam. Stets hatte er sich geweigert, bei den Rollenspielen im Studentenheim einen Schelm oder irgendeinen anderen Schwächling zu spielen. Sein Krieger aus Aventurien war legendär. Ein paar Mogeleien bei der Charakterentwicklung und er war unbesiegbar. Im echten Leben ein Narr statt ein Held zu sein, schmerzte doppelt. Er war drauf und dran, in seine berüchtigte Depri-Phase nach dem Rausch zu fallen.
    Am Rückspiegel hing ein Pentagramm. Stofftiere wie Drachen oder Käuze lagen am Rücksitz oder baumelten von der Heckscheibe herab, an der sie aufgeklebt waren. Dort befand sich auch der Riesenaufkleber ›Witch on board‹, passend zu ›Mechanical brooms don’t fly!‹ und ›I curse bad drivers!‹.
    »Ich verstehe immer noch nicht ganz, warum du mir hilfst«, sagte Sam. Er fühlte sich durch ihr selbstloses Angebot mehr und mehr in die Defensive gedrängt.
    »Die Weisheit der Götter darf nicht ignoriert werden«, antwortete Nimue. »Die Karten haben für dich gesprochen. Ich bringe dich zu Ceallach, dem Barden der Túatha Dé Danann. Erinnerst du dich wenigstens, dass du dich gestern mit ihm lange unterhalten hast? Er kann

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