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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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werden wir vielleicht doch noch Freunde.«
    »Ignorieren Sie ihn, Wimmer!«, mischte sich Hanni ein. »Für meinen Kollegen ist ein Telefon noch immer so ein monströses Gerät an einer Straßenecke in einer Zelle mit einer Wählscheibe, in das man einen Schilling wirft, damit es ›tut‹ macht!«
    Remmel war wieder einmal knapp davor, aufgrund seiner schlechten Laune alle gegen sich aufzubringen. Die anderen waren ihm egal, es ging um Hanni. Er atmete einmal tief durch, bevor er mit einer ruhigeren Stimme weitersprach, um wieder etwas sachlicher zu werden: »Kollege Wimmer! Haben Sie bereits in Erfahrung gebracht, wie das Opfer auf dieses Mittelalterfest gekommen ist?«
    »Selbstverständlich!«, antwortete der Polizist in Trenchcoat sichtlich stolz. »Der Kollege Schremser hat erfahren, dass sie in einem Auto mitgefahren war.«
    Niemand könnte Remmel je vorwerfen, dass er es nicht versucht hätte, freundlich zu sein. Doch allmählich platzte ihm der Kragen.
    »Schauen Sie, Columbo! Das Fest. Die meisten Besucher: Lange Haare, altertümliche Kleidung und Zelte. So, lieber Wimmer, jetzt schauen Sie sich mal das Foto des Opfers an! Was fällt dem klugen Polizisten da auf? Also, ich sehe einen Haarschnitt, für den sie vermutlich mehr fürs Schneiden abgelegt hat, als Sie oder ich das ganze Jahr über bei unseren Stammbarbieren lassen. Selbst einem unmodischen Kerl wie mir ist klar, dass Sie all diese Kleidung nicht in einem Discounter gekauft hat.«
    »Die Handtasche ist übrigens von Louis Vuitton und die Jacke –«
    »Danke, Hanni!«, unterbrach Remmel seine Kollegin. »Also Wimmer! Wenn wir uns jetzt das Foto gemeinsam ansehen, was für eine Frage stellt sich der kluge Polizist dann? Probieren wir es noch einmal: WU-Studentin und Tochter eines reichen Bankiers. Nachdem das hier kein Maskenball für die Wiener Schickeria ist, was glauben Sie nun, bezwecke ich mit der Frage, ob wir bereits wissen, wie das Opfer auf das Mittelalterfest gekommen ist?«
    Wimmer sah Remmel noch immer verwirrt an.
    »Also gut, ich helfe Ihnen. Wie kommt eine junge Frau, die laut Hanni auf diesem Facebook ›Fête Blanche‹ und ›Modeball Wien‹ als Interessen angibt, auf ein Fest, wo König Rauschebart auf König Drosselbart trifft? Diese Dame, lieber Wimmer, passt nicht in eine urige Gemeinschaft, die gerne in Zelten übernachtet und in der niemand ein Problem damit hat, wenn Hygiene am Wochenende einmal nur aus einer Gemeinschaftsdusche besteht. Können sie sich das Opfer etwa in einem Zelt unter ungeduschten Langzottlern vorstellen?«
    »Danach hat der Schremser nicht gefragt. Aber Frau Loidl, die Zeugin, kann Ihnen das vielleicht beantworten. Da kommt der Rettungswagen schon.«
    Remmel seufzte. Und dieser Mann hielt sich für Columbo. Im direkten Vergleich hätte er sogar gegen Lassie das Nachsehen gehabt.

    *

    »Wo is de Klaane?«, brüllte Joe Kratochvil in sein Handy. Jeder Passant starrte ihn an. Mitten auf der Linzer Landstraße herumzubrüllen, kam natürlich nicht gut an. Nach all dem Blödsinn, den sie von sich gegeben hatte, hatte er wieder einmal rot gesehen. Diese Schlampe trieb ihn in den Wahnsinn!
    Ja, natürlich! Die üblichen Beschwichtigungen am Telefon. Der Kleinen gehe es gut, Joe müsse sich keine Gedanken machen. Angelika wäre besser ohne ihn dran. Alles schon tausend Mal gehört und tausend Mal hatte er ihr geantwortet, dass sie, eine Schlampe, die abends sternhagelvoll war und ihre Männer wechselte, wie andere Unterwäsche, um nichts besser für die Kleine war.
    Ihre ewigen Vorwürfe, die ihn wie Messerstiche trafen! Er konnte es nicht mehr hören. Immer wieder die alte Leier! Aber wer hatte all das Geld mit beiden Händen zum Fenster hinausgeworfen? Wer wollte immer nur das Beste vom Besten? Natürlich war er damals schon auf die schiefe Bahn geraten und hatte den ein oder anderen kleinen Deal am Laufen gehabt, doch zum Bankräuber hatte sie ihn gemacht.
    Wieder starrte ihn eine alte Frau an, als wäre er ein Außerirdischer. Wie gerne hätte er ihr für diese mahnenden Blicke mit der Faust in ihr unzufriedenes Gesicht gedroschen. Alte Weiber, können nur blöd dreinschauen. Schaut euch doch alle mal selbst an, bevor ihr mit dem Finger auf jemanden zeigt!
    »I fohr jetz zu dia! I mechat die Klaane sehn!«
    Joe musste zwei Mal durchatmen als er die Antwort hörte. Seine kleine Tochter war in Wien, bei den Großeltern. Er wusste nicht, was auf ihn zukommen würde. Es war gefährlich, er könnte

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