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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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ständigem Kontakt.
    ›Lieber doch kein gallischer Häuptling auf einem Schild‹, dachte sich Remmel. Bei seinem Glück stand der lange Wimmer auf der einen Seite und der kurze Schremser auf der anderen. Dann doch lieber ein Römer! Gepflegt in einer Sänfte getragen werden. Bergauf könnte der kleine Schremser dann auch vorne und der lange Wimmer hinten gehen.
    Schnaufend schob er sich weiter. Ein kleines ›Herzkasperl‹ und vorbei wäre all diese Plackerei. Wenigstens würde er damit auch Wimmer vor logistische Probleme stellen. Er stellte sich vor, wie dieser Dilettant hilflos neben der Leiche stehen würde und keine Ahnung hätte, wie man ihn zum Parkplatz für den Abtransport bringen könnte.
    Wenn er in den letzten Atemzügen noch irgendwie die Kraft dazu hätte, er würde so fallen, dass er auf dem quasselnden Schremser landete. Mit dieser Vorstellung im Kopf schaffte er die letzten Schritte dann doch. Schweißgebadet erreichte er den Vorhof der Burg. Dort angekommen, konnte er einen Fluch nicht unterdrücken. Von der anderen Seite hatte es einen Weg gegeben, über den man mit dem Auto bis direkt zur Burg hätte fahren können. Dafür würde Wimmer büßen! Sicher hatte er die Zufahrtsstraße absichtlich nicht erwähnt, um Remmel etwas ›z’fleiss‹ zu tun.
    Links von ihnen befand sich die Burgkapelle, die versperrt gewesen war. Remmel konnte nicht einmal seinen Atem beruhigen, da erklärte Schremser bereits altklug, dass es sich um den letzten Überrest des mittelalterlichen Originalbauwerks handelte. Der Rittersaal und die sonstigen Anbauten waren erst später in der Renaissance dazugekommen.
    »Schremser, Sie können mir doch sicher sagen, der Turm der Kapelle, ist der gotisch oder romanisch?«
    Das erste Mal seit er den kleinen Kollegen kennengelernt hatte, war dieser ›schmähstad‹.
    ›Klassisch!‹, dachte Remmel. ›Wieder so einer, der mit seinem Smartphone bei Wikipedia nachschlägt und so tut, als wäre das Wissen in seinem Hirn gespeichert.‹
    In diesem Moment schepperte Schremsers Handy mit einer ›Star Wars‹-Melodie.
    »Columbo und Meister Yoda, was für ein Paar!«, ätzte Remmel, als die beiden Kollegen sich kurz entfernt hatten. Doch es war keiner der Streifenpolizisten und auch keiner der geheimen Informanten, mit denen sich der Jedi-Ritter so sehr rühmte. Es war die Mama, die keine Ruhe geben und unbedingt wissen wollte, was der Sohn tat und ob er zum Abendessen zu Hause sein würde.
    In einem Bereich, der zum ursprünglichen Burginneren gehört hatte, bevor Teile der Mauern verfallen waren, bildeten zahlreiche Zelte nebeneinander eine exakte Linie. Die meisten waren nach vorne hin offen. Händler, Orakelleger oder einfache Handwerker, die ihre Kunst anpriesen, bevölkerten den Platz.
    Remmel kam nicht umhin, sich doch ein wenig wohlzufühlen. Wie gerne wäre er auf den ungarischen Bogenbauer zugegangen, der mit seinen langen Haaren und dem wettergegerbten Gesicht einem Vlad Dracula ähnelte. Remmel hätte sich erklären lassen wollen, welche Spannstärken seine Kompositbögen aufwiesen, während Schremser vermutlich wieder Wikipedia strapazieren würde. Mit dem ersten ›Lucky Luke‹-Heft hatte Remmels Leidenschaft begonnen: Er hatte schon als Siebenjähriger wissen wollen, mit welchen Waffen im wilden Westen gekämpft worden war. Später, bei den ›Prinz Eisenherz‹-Comics, als er etwas über den Bogenbau der englischen Ritter lernte, konnte er nicht genug Bücher über historische Waffen verschlingen.
    »Die Tatwaffe wird noch gesucht«, erklärte Schremser. »Sobald wir alle Personalien fertig aufgenommen und die Zelte durchsucht haben, darf jeder abreisen. Der Schwerthändler hat heute die Arschkarte gezogen!«
    Ein rotblonder Mann mit langen Haaren und Bart, geschätzt knapp über dreißig, stellte sich zu Schremser. Er trug eine Lederhose und hatte ein Fell über seine Schulter geworfen. Er wirkte, als sei er einem Wikingerfilm entsprungen. So mancher Durchschnittsbürger hätte wohl bei seinem Anblick in der Nacht die Straßenseite gewechselt.
    »Muss mit Ihnen reden!«, gab er knapp zu verstehen und wandte sich dabei an Schremser, der den Hünen verschreckt anstarrte, weil der ihn um etwa zwei Köpfe überragte.
    »Wie heißen Sie?«, gab der kleine Polizist zurück.
    »Zwentner! Zwentner, Arnold.«
    »Tut mir leid, Herr Zwentner! Wir gehen alle anwesenden Personen alphabetisch durch. Sie werden sich noch etwas gedulden müssen.«
    »Das geht

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