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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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nervös, nachdem Hanni ihm einige seiner Fragen am Telefon nicht beantworten konnte.
    Remmel ignorierte die Blicke der schmunzelnden Kollegen, als er »Hanni, fahr mal den Wagen vor!« sagte. Er gönnte ihnen den kleinen Erfolg. Das erste Mal seit langem freute er sich, wieder in so einen Blechsarg zu kommen. Er lehnte sich zurück und blickte zufrieden in den Rückspiegel.
    »Klimaanlage anschalten und nichts wie weg von hier!«, seufzte er. Er ahnte aber bereits, dass Hanni vorher noch ein paar ehrliche Worte mit ihm wechseln wollte.
    »Was sollte die Show vorhin? ›Seien’s einmal stad‹ , so redet man doch nicht mit Kollegen! Willst du wieder einmal eine Beschwerde kassieren?«, fuhr sie ihn ungewohnt scharf an.
    »Wirf mir bitte nicht vor, übereifrige Kollegen einzubremsen! Du weißt doch, wie das ausgeht, wenn man Kollegen ohne Erfahrung einfach machen lässt. Was ist bloß los mit den Linzern? Sie haben doch auch gute Leute. Wieso schicken sie uns ausgerechnet Klein und Doof?«
    »Das kann dir egal sein. Machtspiele unter Kollegen haben in einer Ermittlung nichts verloren. Wir müssen zusammenhalten, bis wir den Mörder haben.«
    »Irgendetwas ist faul an dem Fall. Ich hab es an Bullis Stimme gehört, als er mich heute Morgen angerufen hat. Er verschweigt etwas.«
    »Bulli ist unser Chef und er kann uns sicher nicht alles sagen. Was ist eigentlich zwischen dir und diesem Pühringer abgelaufen? Ihr habt euch wie zwei verfeindete Rottweiler angestarrt.«
    »Pühringer ist der ehemalige Primar der Pathologie in einem bekannten Linzer Krankenhaus. Es sind zahlreiche Anrufe beim Notruf protokolliert. Es gab zahlreiche Beschwerden über ihn, weil er im Suff Frauen belästigt hatte. Sie wurden allerdings von seinen Polizeifreunden aus der Studentenverbindung als Kavaliersdelikte heruntergespielt. Irgendwann fuhr er besoffen mit seinem Auto in eine Familie. Die Unfallopfer wanderten zu seinem Arbeitsplatz: in die Pathologie. Hätte die Presse locker gelassen, wäre er wohl noch immer Primar. Nach einer milden Haftstrafe machten sie ihn zum Gerichtsmediziner. Ich hab ihn bei einem Seminar kennengelernt. Als er dann besoffen in einen Baum raste, wollten seine Freunde das natürlich wieder vertuschen. Ich hab’s gemeldet und die Konsequenzen zu spüren bekommen. Am Ende wurde mir unsanft mitgeteilt, dass man bei Kollegen über gewisse Dinge hinwegzusehen hätte.«
    »Hm … verstehe. Na schön. Also, leiten wir eine Fahndung nach den drei Verdächtigen ein?«
    Remmel schüttelte den Kopf. »Finde mit deinem Wunderding raus, wo diese Steinpyramide ist und fordere ein Empfangskomitee für die Verdächtigen an. Wir kümmern uns um die beiden bei der Pyramide, Wimmer soll sich um den Dritten kümmern. Einen Studenten, der in der Nähe auf einer Fachhochschule studiert, wird er wohl noch observieren können.«
    Auch Hanni hatte es nicht erwarten können, endlich die Ermittlungen am Tatort abgeschlossen zu haben. Remmel hatte sich in ihren Augen wie ein Gorilla verhalten, der sich auf die Brust trommelte, um zu zeigen, dass er das Alphatier war. Die Folgen davon waren vorhersehbar gewesen. Der junge Affe wollte mit dem Alten seine Kräfte messen: Schremser spross vor Ideen, die er unbedingt umsetzen wollte. Auch ein Ermittlungsleiter mit mehr Sozialkompetenz als Remmel würde es schwer haben. Schremser war davon überzeugt, es besser zu können und wollte unbedingt ein Held sein.
    Hanni blickte auf ihre Designeruhr. »15 Uhr! Jede Menge Zeit. Wir sind in ein oder zwei Stunden im Waldviertel.«
    »Dann fahr doch bitte zur Schenke im Ort!«
    »Du meinst, wir bekommen von den Einheimischen noch irgendwelche dienlichen Hinweise?«
    »Ich dachte eigentlich an das Schweinsrückensteak mit Knödel und Preiselbeeren, das auf der Tafel angeschrieben stand, als wir hergekommen sind. Nur 100 Schilling! So etwas gab es seit Jahren nicht.«
    Es war an der Zeit, sich durchzusetzen, sonst würde es ewig nach Remmels Magen gehen.
    »Nein, wir fahren zur Pyramide und machen dort einen gesunden Spaziergang an der frischen Luft. Das wird auch dir gut tun.«
    Er wollte gerade etwas sagen, da klopfte jemand ans Fenster. Hanni sah wie Remmel verzweifelt nach einer Fensterkurbel suchte. Schnell ließ sie das Fenster per Schalter runter.
    »Herr Inspektor«, sagte eine ältere Frau, die offensichtlich aus dem Ort stammte. »In der Schenke sitzt jemand, der den Mörder gesehen hat.«
    »Das war abgesprochen, gib es zu«, grummelte Hanni, während

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