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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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sie aufs Gaspedal drückte und Remmel sich den Magen rieb.

    *

    Die Fahrt war Sam wie eine Ewigkeit vorgekommen, obwohl sie nur knapp eine Stunde in ›Nimues Blechbesen‹ unterwegs gewesen waren. Als die beiden nahe einem Waldstück ausstiegen, hätte er sich am liebsten sofort in den Wald gelegt, um eine Runde zu schlafen. Er musste sich wachhalten.
    »Und ich dachte Pyramiden gibt es nur in Ägypten«, murmelte Sam gähnend. Vom Parkplatz zur Pyramide waren es laut den Schildern etwa 20 Minuten Gehzeit. Sam seufzte kurz. Wenigstens war es im Wald schattig und angenehm kühl.
    »Mitnichten.« Nimue geriet sichtlich ins Schwärmen. »Unsere keltischen Vorfahren verehrten einst ihre Götter an diesem heiligen Ort.«
    Sam ließ sie reden und folgte ihr schweigend auf dem Pfad zur Pyramide. Was kümmerte es ihn, dass sie der Meinung war, dass irgendwelche Druiden über zweitausend Jahre lang in Geheimgesellschaften weitergelebt hatten? Dass namhafte Künstler der letzten Jahrhunderte in Wirklichkeit Druiden gewesen waren und so großartige Bauwerke und Symphonien druidischen Ursprungs waren. Dass Mona Lisa eine Druidenschülerin Da Vincis und Michelangelos David ein Abbild eines alten, keltischen Lehrmeisters war. Er wollte nur klären, wie Blut auf sein T-Shirt gekommen war und sich danach endlich ausschlafen.
    Sie gingen etwa fünfzehn Minuten geradeaus, bis eine Kurve scharf nach rechts bog. Dann, nach etwa zweihundert Metern, ragte eine sechs bis sieben Meter hohe, umzäunte Steinpyramide vor ihnen in die Höhe. Sie war in kreisförmigen Steinebenen aufgebaut. Um sie herum waren zwei Hochstände erbaut worden. Neben dem, aus Sicht des Weges hinteren Hochstandes, hatte jemand einen Steinkreis angelegt, der Sam an die ›Star Trek Voyager‹-Folge erinnerte, in der Commander Chakotay ein Ritual seiner indianischen Vorfahren abgehalten hatte. Wie gerne würde er nun zu Hause sitzen und sich genau diese Folge auf seinem Breitbildfernseher ansehen.
    Nimue quasselte unaufhörlich weiter. Sam quälte sich schließlich auf einen der beiden Hochstände, um weit genug von ihr entfernt zu sein, sodass er ihr Geplapper nicht mehr ertragen musste.
    Nimue spazierte mit ausgestreckten Armen umher – scheinbar, um irgendwelche Energielinien abzutasten. Sam war es egal, was sie damit bezweckte. Er setzte sich hin und schloss die Augen.

    *

    Ego und Alkohol – die größte Tragödie der Menschheit. Das Schlimmste dabei aber war die Toleranz. Wie konnte man stillschweigend darüber hinwegsehen, wenn andere die Grenzen zum Alkoholismus lallend und grölend überrannten? Die, die etwas hätten sagen sollten, hatten vermutlich selbst genug Dreck am Stecken. Derjenige, der den ersten Stein werfen würde, würde so seine eigene Steinigung auslösen.
    Momente, in denen selbst Hanni an der Schöpfung zweifelte. Wie konnte jemand, der sich in eigenen Körpersäften wand, ein Ebenbild Gottes sein? Um die Grauen der österreichischen Seele zu erforschen, ging es tief hinab in die Spelunken.
    Remmel schien all das wieder einmal ›wuascht‹ zu sein. Es war ja nicht sein Körper, der zum Objekt der Begierde wurde. Für ihn war ein Wirtshaus ein Hort der Völlerei. Ein gestandener Mann fühlte sich dort wohl, wo es Nahrung gab. Das hätte etwas mit Naturinstinkten zu tun, hatte er sogar einmal behauptet.
    Ihr Kollege ließ sich nicht davon abbringen, die Zeugenbefragung direkt in der Stube durchzuführen. Jeder Einwand, dafür in einen separaten Raum zu wechseln, prallte an ihm ab. Noch bevor die beiden Kollegen die Schenke betraten, konnten sie bereits allerlei von Drinnen durch das offene Fenster vernehmen.
    »Aufhängan sog I! Für’s Daschiaßn is es um die Kugl z’schod!« »So a G’sindl hot bei uns nix valor’n!« »I hätt a nix dagegen, dass ma bei solche G’fraster Mauthausen wieda aufmochatn!«
    Hanni konnte konkrete politische Forderungen aus dem Geschrei heraushören: ›Grenzen dicht machen!‹ , ›Prügelstrafe einführen!‹ und ›fürs größte Gsindl‹ gab es immer noch den Strick.
    Kaum hatten die beiden Beamten die Gaststube betreten, kehrte kurz Stille ein. »Traurig is des Gonze.« »Des oarme Madl!« und »A schiarche G’schicht!« Wieder präsentierte jemand eine Lösung: »Vielleicht soit ma amoi für die Familie beten geh’n!«
    Hanni ließ Remmel den Vortritt. Ihr Kollege setzte klare Prioritäten: Als erstes wurde der Schweinsrücken bestellt.
    Man führte sie zum ›Huaba-Bauern‹, einem pensionierten

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