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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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erzählen, mein Freund. Auf so manches davon sollte man anstoßen.«
    »Bloß nicht! Ich weiß genau, wohin das führt. Am Ende muss ich dann auch noch darauf anstoßen, dass irgendein böhmischer Clown während einer Vorstellung einen hat fahren lassen.«
    Minsk seufzte und griff nach einer Flasche mit der grünen Fee auf dem Etikett.
    »Wenn Sie nicht mit mir trinken wollen, würden Sie mir dann vielleicht sagen, was ich für Sie tun kann?«
    Remmel schilderte ihm die Vorfälle auf der Burg und kam auf die gefundenen Gegenstände zu sprechen.
    »Eine Statue und auch Wachs wurden auf einem Stein am Tatort gefunden. Diese Gegenstände mussten ins Labor. Glücklicherweise bin ich in der Lage, Ihnen aus meinem Gedächtnis die Statue genau zu beschreiben. Sie war dreißig Zentimeter hoch und stellte drei Frauen dar. Die Alte trug ein Kopftuch, das kurz über ihrem Haaransatz endete. Ihre Nase war geschwungen und ein bisschen markanter als die Riechorgane der anderen beiden Frauen. Außerdem waren ihre Backenknochen merklich hervorgehoben.«
    Während Remmel die Statue ausführlich beschrieb, reichte Hanni dem Professor ihr Smartphone. Begeistert sah er sich die Fotos von den Gegenständen an.
    »Faszinierend! Was hätte ich gemacht, wenn ich in jüngeren Jahren über solche Mittel verfügt hätte! Ich hätte damit unzählige Seiten aus Geheimdokumenten fotografieren und verteilen können. Vor vielen Jahren wurde zum Beispiel ein Buch aus dem Vatikan geschmuggelt. Es zeigte auf, wie viel von den Männern der Kirche im Mittelalter frei erfunden war. Da!«
    Hanni seufzte. Was war in ihren Kollegen gefahren? Seitdem er sich hingesetzt hatte, wetzte er hin und her, als müsste er dringend auf die Toilette. Es war an der Zeit, wieder einmal das Zepter in die Hand zu nehmen.
    »Professor Minsk, was könnten die Gegenstände auf dem Foto bedeuten?«, fragte Hanni.
    »Kinderspielereien!«, gab Minsk kurz angebunden zu verstehen, „es sieht aus wie der dilettantische Versuch eines Opferrituals an die große Hekate. Ihre Darstellung als drei Frauen in verschiedenen Lebensabschnitten – als Jungfrau, als eine Frau im gebärfähigen Alter und als Greisin – ist übrigens eine moderne Interpretation. In den antiken Darstellungen waren stets drei junge Frauen abgebildet. Doch das ist nicht das Problem.«
    Hanni kam nicht umhin, zu bemerken, dass sich Minsks Gesichtszüge veränderten. Er wirkte von einem Moment auf den anderen angespannt.
    »Was ist dann das Problem?«
    »Sehen Sie!«, fuhr er grimmig fort. »In der Antike schlachteten Priester Stiere und Hühner, um den Göttern ein Opfer zu bringen. Der Idiot, der stattdessen Blumenkränze auf einen Stein gelegt oder ein paar Bäume für sie umarmt hätte, wäre wegen Blasphemie den Löwen zum Fraß vorgeworfen worden. Was Sie auf dem Foto sehen, ist der Versuch eines Liebeszaubers. Zwei unterschiedliche Kerzen sind ineinander verschmolzen. Nett.«
    »Mehr können Sie uns dazu nicht sagen?«
    »Suchen Sie im Wachs nach etwas, das zu den beiden Personen gehört!«, brummte Minsk. »Vermutlich sind Haare oder Fingernägel mit dem Wachs verschmolzen.«
    »Könnte dieses Ritual etwas mit dem Mord zu tun haben?«
    »Alles, was ich sagen kann, ist, dass jemand vermutlich furchtbar stolz auf sich ist, ein bisschen Simsalabim gemacht zu haben.«
    Minsk schenkte sich noch einen Absinth ein und seufzte abermals dabei. Mittlerweile schien sogar Remmel, der normalerweise die Empathie eines Esels aufwies, die Anspannung des Professors zu merken. Hanni wollte nicht locker lassen. Sie spürte, dass etwas hinter seiner Wut stecken könnte. Etwas, das für die Lösung des Falles hilfreich sein konnte.
    »Was ist so falsch an so einem Ritual?«, bohrte sie nach.
    Der Professor nahm seine Sonnenbrille ab und beugte sich seufzend nach vorne. »Die Menschheit ist noch nicht in der Lage, die Energie des neuen Zeitalters sinnvoll zu nutzen. Zu viele Irrende stecken noch im Äon des Osiris fest. Auch Sie müssen noch viel über das neue Äon lernen.«
    »Dann erklären Sie es mir!«, antwortete Hanni nun ebenfalls leicht angespannt. Auch ihre Geduld neigte sich allmählich dem Ende zu.
    »Spiritualität war in den letzten Jahrhunderten das Monopol der Mächtigen. Die Apparatschiks der allmächtigen Kirchen lehrten den Willen des einen Herrn zu fürchten – wie im Himmel so auf Erden. Alte Mysterien wurden dabei systematisch verfälscht, um eine Ideologie der Unterdrückung aufzubauen. Die Menschen

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