Der Narr
Idioten stellen sich selbst so hin, als hätten sie den Fall bereits gelöst. Jeder, der diesen Schwachsinn liest, weiß genau, wer mit ›Fahndung unnötig erschwert‹ gemeint ist. Aber wer behindert denn die Ermittlungen wirklich? Wenn diese beiden Trottel die Befehle befolgt hätten, hätten wir den dritten Verdächtigen vielleicht schon. Und wieso um alles in der Welt setzen sie bei diesem E-Mail an den Präsidenten hochrangige Polizisten, die mit dem Fall gar nichts zu tun haben, in Kopie? Die beiden Flaschen kaufe ich mir jetzt! Gib mir dein Handy!«
Remmel hielt ihr fordernd seine Hand hin.
»Tut mir leid, das ist keine gute Idee, Remmel. Wie soll ich sagen …? Ich …«
»Raus mit der Sprache. Was ist los?«
Hanni überlegte, ob und wie er die Wahrheit verkraften würde. Doch wieso machte sie sich Vorwürfe? Er hatte sie beide in diese Situation hineingetrieben. Mit seinem schroffen Verhalten hatte er geradezu um einen Streit gebettelt. Es gab keinen Grund, ihn zu schonen.
»Bulli hat angerufen, während du auf der Toilette warst. Die Kacke ist am dampfen.«
»Warum? Es gibt zwei Spuren. Die Linzer verfolgen die ihre, wir die unsrige. Solange ich Wimmer und Schremser nicht mehr sehen muss, gibt es kein Problem.«
»Bulli ist stinksauer. Dass du Informationen verschwiegen und den Abtransport der Leiche hinausgezögert hast, hat hohe Wellen geschlagen. Der Chef hat es, entschuldige den Ausdruck, aber ich zitiere ihn wörtlich, als unnötigen Schwanzvergleich zwischen Team Wien und Team Oberösterreich bezeichnet. Gerade vom Ermittlungsleiter hätte er sich ein professionelleres Verhalten erwartet.«
Remmel trat mit dem Fuß gegen die Tür und fing an, zu brüllen: »Es gibt kein Team Oberösterreich und Team Wien. Es gibt einen Chef, und der bin ich. Dieser Chef hat ihnen etwas aufgetragen, nämlich den Verdächtigen zu finden. Und alleine die Tatsache, dass wir immer noch vom Verdächtigen reden und keinen Namen haben, unterstreicht das Problem. Es war nicht ihre Aufgabe, mit dem Huaba-Bauern zu reden. Und ich mag gar nicht darüber nachdenken, wie viel Zeit zusätzlich noch wegen dem üblichen ›Gesudere‹ draufgegangen ist.«
»Trotzdem stehen wir beide jetzt wie vollkommene Idioten da. Jeder glaubt, wir hätten bislang alles vermasselt.«
»Hanni, es ist immer das Gleiche. Diejenigen, die es am wenigsten angeht, reißen das Maul am weitesten auf. Menschen mit Verstand nehmen dieses ›Gesudere‹ nicht ernst. Sollen die beiden Trottel die Ermittlung doch übernehmen! Sie werden Scheiße bauen und dann wird jeder erkennen, dass es ein großer Fehler war, uns aus dem Fall zu nehmen. So und jetzt fahren wir los! Vielleicht komme ich ja sogar noch rechtzeitig zum Stammtisch. Damit hätte die Sache dann auch ihr Gutes.«
»Bulli verlangt, dass wir an unserer Spur dranbleiben. Aufgrund der momentanen Aufregung überstellt er aber alle Ressourcen für die Fahndung nach Oberösterreich, weil sonst das Chaos ausbricht. Wir haben den Befehl, zur Pyramide zu fahren und den Ort zu sichern. Morgen bis spätestens neun Uhr werden ausreichend Beamte aus Niederösterreich und Wien eintreffen, damit der Zugriff erfolgen kann.«
Hanni sah, wie Remmel in sich zusammensackte. Eine sinnlose Tortur, um den Chefinspektor zu disziplinieren. Aber auch ihr war zum Heulen. Eine ganze Nacht lang im Auto auf Verstärkung warten! Mit Remmel am Beifahrersitz war das kein Honiglecken.
Remmel schnaufte, als wäre er einem Kollaps nahe, doch nach einiger Zeit fing er sich wieder. Sein Blick und seine Stimme wurden ruhig und bestimmt. Er hatte etwas vor. Was immer es war, es war nichts Gutes. Er schien gerüstet für den Kleinkrieg.
»Gib mir mal dein Tablet und zeig mir, wie man damit auf die Server von Linz zugreifen kann. Ich hoffe, du hast genug Saft. Jetzt schauen wir einmal, wo Joe und Averell Dalton ihre Leichen im Keller haben.«
Pyramide
»Besonders davon suchen sie zu überzeugen, dass die menschliche Seele unsterblich sei und nach dem Tod von einem Körper in den anderen wandere; so, glauben sie, erhalte man einen Antrieb zur Tapferkeit, wenn man die Furcht vor dem Tod vergesse.«
― Gaius Julius Caesar – De Bello Gallico (6,14,5)
Willi seufzte, als er die gespannten Leintücher in Clan-Farben begutachtete, die am Boden ausgebreitet und zwischen einzelnen Ästen gespannt waren: »Ein modernes Zelt war dem Vorfahren fremd«, seufzte er. »Dafür haben wir Vercingetorix 2000! Das komfortable Nachtlager für
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