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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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beieinander sitzen ... gestern. Wir hatten viel getrunken. War irgendetwas? Irgendetwas, was mir heute peinlich oder unangenehm sein könnte?«
    Ceallach schüttelte nur den Kopf. »In Stunden wie diesen mögen wir Weisheit in den Heldenliedern finden. Cú Chulainn, ein Held unserer Vorfahren …«
    Sam fasste für sich eine lange Ausführung seines Freundes in kurzen Worten zusammen: Ein Sechsjähriger erschlug den bis dahin als unbezwingbar geltenden Hund des Schmiedes Culann mit einer Schleuder. Hund tot, Schmied sauer. Was geschieht? Der Junge nahm die Stellung des Hundes ein und erhielt dafür den Namen Cú Chulainn - Hund des Culann. Mit diesem Herkules der Kelten konnte man aber auch einen Draufmachen: Zechen bis in die frühen Morgenstunden - und das über Tage hinweg. Kurzum, niemandem musste seine Trunkenheit peinlich sein, weil auch die großen Helden regelmäßig betrunken waren.
    Auf die Frage, ob die Kelten alle so viel tranken, zitierte Ceallach einen römischen Historiker: »Die Nation ist gierig nach Wein, weiß auch viele weinähnliche Arten von Getränken zu bereiten. Einige des niedrigen Volks laufen in freiwilliger Raserei mit schwankendem Gang ständig betrunken umher.« - Vielleicht war doch etwas an den keltischen Wurzeln dran. Möglicherweise waren die Trinker in der Westernbar ja gar keine Saufköpfe, sondern nur Opfer ihrer Gene. Die Vorfahren aus der Antike waren schuld! Vielleicht müsste man dem einen oder anderen nur eine Kriegsbemalung verpassen, ihm einen Speer in die Hand drücken und er würde seine wahre Bestimmung finden. Im Nacktkampf glichen ihre Antlitze vielleicht nicht gerade ihren antiken Vorbildern, wie sie auf Marmorskulpturen oder Gemälden dargestellt wurden, aber in Raserei wären sie alle sicher höchst authentisch.
    »Also keine Schlägereien, Flirts oder Peinlichkeiten gestern?«
    »Und wenn schon! Unsere Ahnen haben sich vor allen wichtigen Entscheidungen betrunken. Dir braucht gar nichts peinlich zu sein, wenn du gestern besoffen warst.«
    »Sag mir trotzdem, was du noch weißt!«
    Dass sie mit nacktem Oberkörper ums Feuer getanzt waren, war für Sam nichts Neues. Aber als Ceallach die Details nannte, wie sie die Damenwelt beeindrucken wollten, kam dieses berüchtigte Zittern auf. Dieses unbeschreibliche Gefühl, wenn die Peinlichkeit bis tief in die Glieder eindrang. Schmerzhaft erinnerte er sich wieder daran, wie er wie ein Verrückter zu so manchem Mädel gesprungen war und mit dem Becken vor ihrem Gesicht eindeutige Bewegungen vollführt hatte. Am liebsten wäre er im Erdboden versunken. Es ging ihm durch Mark und Bein, als er erfuhr, wofür er am Vortag noch eine Ohrfeige verdient hätte.
    Sam erinnerte sich an die mühsame Diskussion mit dem Hünen, der ihnen verbieten wollte, hinauf in die Burg zu gehen. Doch was war in der Schenke passiert? Was war geschehen, nachdem sie sich hingesetzt hatten und es plötzlich schwarz wurde?
    »Ich war auch ziemlich bedient. Hätte es fast nicht mehr die Stiegen runter geschafft. War kein frohes Erwachen heute neben meinem Erbrochenen«, murmelte Ceallach.
    Wie gerne hätte Sam die Diskussion gelassen. Beschwingt vom Met wäre es eigentlich an der Zeit gewesen, herumzublödeln. Er atmete tief durch und brachte es hinter sich.
    »Gestern gab es eine Tote auf der Burg.«
    Ceallach fiel aus allen Wolken, als Sam ihm mitteilte, dass nach dem Mörder gefahndet wurde.
    »Gibt es etwas, was ich wissen sollte?«, flüsterte Sam. Ceallach schwieg. Immer wieder setzte er an, etwas zu sagen, brachte aber nichts über die Lippen. »Willst du vielleicht nicht doch Clanmitglied werden?«, fragte er schließlich.
    Clanmitglied? Ich wäre dann verpflichtet, diesem Träumer Tag und Nacht zu helfen. Ich kenne doch diese Sorte von Mensch. Man reicht ihnen einen Finger, und sie nehmen die ganze Hand. Keine Lust, Hobbypsychotherapeut zu werden.
    »Bitte weiche jetzt nicht aus!«, bohrte Sam nach.
    »Mir wird das zu viel! Ich muss die Göttin Danu anrufen und sie um Rat fragen. Reden wir danach weiter! Du findest dich alleine unter uns zurecht?«
    Ceallachs letzte Worte waren fast schon fürsorglich. Sam blickte sich um. Er sah Nimue bei ein paar Clan-Frauen stehen. Ihre Blicke wanderten oft zu Phil und seinem Schatten. Warum war Sam Phils zierliche Freundin mit schulterlangem, rötlich getöntem Haar nicht schon eher aufgefallen? Braungebrannter, zierlicher Körper und scheue Rehaugen. Sie war anwesend, aber kaum jemand nahm sie wahr. Ein

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