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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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den mobilen Kelten! Klein, handlich und es passt in jeden Rucksack. In zahlreichen Feldzügen gegen Rom erprobt und von führenden Stammesfürsten empfohlen.«
    Zum keltischen Reisen gehörte das ›authentisch errichtete Lagerfeuer‹. Trockenes Geäst war schnell gefunden. Fraglich war allerdings, ob der kühne Vorfahre beim ›Feuerbohren‹ derart geflucht hatte. Was anfangs noch mit »Lasst mich mal machen, so ein Feuerchen kann ja nicht das Problem sein« abgetan wurde, wurde zum Drama des Abends: Auf das Feuerbrett aus Weichholz am Boden wurde ein fingerdickes Stück Hartholz in eine Kerbe gesteckt. Dabei wurde dieser sogenannte Bohrer mit einem Stein nach unten gedrückt. Nun galt es, das Hartholz in einen Bogen zu spannen, um damit durch Vor- und Zurückschieben Reibung zu erzeugen, die durch Funken den Zunder am Feuerbrett entflammten. Mal klappte es mit dem Bogen nicht, dann und wann landete der Stein auf einem Finger. Nach einer halben Stunde der Plackerei lagen die Nerven blank.
    Sam konnte das Treiben ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr länger mit ansehen. Als niemand hersah, steckte Sam Ceallach, der an der Reihe war, sich beim Feuermachen abzurackern, sein Feuerzeug zu.
    »Das ist Phils Feuerzeug«, bemerkte der ›Keltaliban‹, wie ihn so mancher im Lager wegen seiner fundamentalistischen Überzeugung nannte.
    »Hab’s gestern wegen der darauf abgebildeten Bar mitgenommen«, log Sam. »Ist die gut?«
    »Ist mir viel zu Sado-Maso.«
    Als das Lagerfeuer endlich knisterte und langsam Flammen in den Abendhimmel emporstiegen, kam im Lager wieder Stimmung auf. Eine Flasche Met machte endlich die Runde. Sams Worte vom Morgen kamen ihm wieder in den Sinn: »Nie wieder trinke ich etwas. Nie wieder!« Außerdem hatte er Nachforschungen zu tätigen, doch war er überhaupt in der Lage dazu, wenn sich seine Gedanken ausschließlich um ein blutiges T-Shirt drehten? Er musste etwas lockerer werden.
    Nur nicht negativ auffallen! Ein Schluck aus Höflichkeit. Nicht schlecht, darf ich noch mal? Schon wieder leer und eine neue Flasche Met, die die Runde macht. Wenn ihr schon so hartnäckig fragt, dann koste ich die auch noch. Noch ein Met, den es zu probieren gibt? Warum nicht? Schon wieder eine Flasche leer? Ist noch eine da? Dass ich Met bislang noch nicht gekannt habe! Ausgezeichnet. Ja, ja, Ceallach, ich weiß, Getränk der Götter und ich finde es toll, dass du ein Heldenlied singen willst. Sag mir lieber: Wo bleibt die nächste Flasche?
    Wie schnell sich nicht nach so mancher Flasche Met alles änderte! Sicher würde sich alles im Nu aufklären lassen. Welch eine Freude, bei so netten Menschen zu sitzen! Sam blickte in einen wunderschönen Sternenhimmel mit Vollmond. Vielleicht sollte er sich auch die Haare wachsen lassen? Von Fest zu Fest ziehen, die Jahreszeiten so richtig spüren und einfach Mensch sein. Leben! So richtig morgens mit bloßen Füßen ins taufrische Gras steigen, den Duft eines nahenden Gewitters tief inhalieren oder den Geruch eines ordentlichen Bratens genießen, der noch so richtig in einer Gemeinschaft verspeist werden würde. Leben mit der Natur! Darauf erhob Sam – der Nerd und ›Star Trek‹-Fan – sein Horn Met.
    »Sam, vor zweitausend Jahren haben genau hier vielleicht zwei große keltische Krieger wie wir gelegen, um die Götter anzurufen«, schwärmte Ceallach und legte sich dicht neben ihn. Mit einer auffällig sanften Stimme sprach er weiter: »Der Clan! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie es ist, in einer Gemeinschaft mit seelenverwandten Menschen zu leben. Jeder ist immer für den anderen da, bis aufs Blut. Ohne meine Brüder und Schwestern würde ich nicht mehr hier sitzen. Willst du nicht einer von uns werden?«
    »Auf die Freundschaft!«, rief Sam etwas verlegen, und stieß sein Trinkhorn an die Flasche Met, die Ceallach mit beiden Händen umklammert hielt.
    »Der Clan ist mehr als nur Freundschaft. Clanmitglieder müssen immer vor Außenstehenden stehen, verstehst du? Wenn es zum Beispiel Streit zwischen dir und jemand vom Clan gäbe, wäre ich verpflichtet, zu meinem Bruder oder meiner Schwester zu stehen. Das ist das Gesetz.«
    Sam merkte, wie Ceallach ansetzte, die Hand auf seine Schulter zu legen. Doch dann ließ er davon ab. Es war, als blickte man in ein Meer von Gefühlen, wenn man in Ceallachs blaue Augen sah. Sam wandte den Blick schnell ab. Einmal mehr kam die Erinnerung an das blutige T-Shirt zurück.
    »Sag, Ceally, wenn wir schon so gemütlich

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