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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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Internet über Schwachsinn wie Blutrituale schreibt, sollte nicht mit dem Finger auf andere zeigen«, fuhr Phil gelangweilt dazwischen.
    Ceallachs Kopf lief rot an, aber Nimue klopfte ihm auf die Schulter. »Mir haben deine Beiträge gefallen«, sagte sie ruhig.
    Sam hatte noch immer das Handy des Angreifers. Er fand schnell, was er suchte. Ein Forumsthread zu einem Artikel eines gewissen Brennus hatte scheinbar blankes Entsetzen hervorgerufen: ›Blut bei Ritualen trinken? Der Autor ist doch pervers!‹, ›In Zeiten von HIV absolut verantwortungslos, so einen Artikel zu veröffentlichen! Dieses Forum nimmt mehr und mehr an Qualität ab‹. Offenbar hatten die Betreiber des Forums dem Druck nachgegeben. Sam bekam nur noch eine ›404 Seite nicht gefunden‹-Fehlermeldung, als er die Artikelseite abrufen wollte. Im Google Cache konnte er noch folgenden Auszug finden: ›Römer Diodor schrieb über die Kelten, dass sie das Blut ihrer Feinde tranken. Aus anderen Quellen wissen wir auch, dass unseren Vorfahren ihren Feinden die Köpfe abschlugen. Viele heutige Heiden wollen sich aber die Hände nicht blutig machen. Echtes Heidentum besteht nicht nur aus Licht und Liebe. Wo Licht, da auch Schatten! In diesem Artikel führe ich ein paar Beispiele an, wie man Blut …‹
    »Hey! Gib mir mal Psychos Handy!«, forderte Ceallach.
    »Wofür brauchst du es?«, fragte Sam erschrocken und klickte rasch die Seite weg. Er hatte die Browser-History nicht rechtzeitig löschen können. Ceallach würde sehen, wonach er gesucht hatte.
    »Ich wette, da ist Heisensteins Nummer drauf. Rufen wir ihn doch an und sagen wir ihm, dass wir zur Presse gehen werden, wenn er nicht sofort Psycho zurückpfeift.«
    »Ich such die Nummer, Ceallach!«, seufzte Nimue. »Wenn du während des Fahrens nach seiner Nummer suchst, bringst du uns alle noch um!«

    *

    Joe Kratochvils rechte Hand brannte vor Schmerz, doch an körperliches Leid hatte er sich gewöhnt. Was ihn wirklich plagte, war der Ärger über seine eigene Dummheit. Am liebsten hätte er angehalten und sich selbst ins Knie geschossen, um sich danach ›Trottel‹ auf die Stirn tätowieren zu lassen. Wieder einmal hatte er alles verbockt! Zu dumm, echte Chancen zu verwerten. Wie ein österreichischer Nationalspieler alleine vor dem Tor: Wenn’s wichtig war, ging es mit Sicherheit daneben.
    ›Kommst du mit etwas nicht klar, denk nicht darüber nach! Lenk dich ab, mach andere fertig, aber nicht dich. Du drehst sonst durch.‹
    Es fiel ihm schwer, diese Weisheit aus dem Knast zu befolgen. Wie Recht sein Vater doch gehabt hatte, ihn einen Idioten zu schimpfen. Würde sein alter Herr noch leben, würde er jetzt zu ihm fahren und ihn um eine ordentliche Abreibung mit dem Gürtel zu bitten – wie in alten Zeiten.
    Nellie! Nachdem sie zu Boden gegangen war, hätte der Rest ein Kinderspiel sein sollen. Aber gerade die ›Kür‹ war zum eigentlichen Problem geworden.
    Was hatten ihm Frankie und Moose aus dem Spezialtrakt nicht immer wieder gesagt? ›Das erste Mal ist nicht so leicht wie im Film. Tausend Dinge gehen dir durch den Kopf, die dich davon abhalten wollen.‹
    Niemals hätte er gedacht, dass seine Hände so sehr zittern würden, als sie sich ihrem Hals näherten. Nellie Ohrfeigen und Tritte zu verpassen, war leicht. Aber sie erwürgen? Für die Klaane, für sonst niemanden! Mit ein wenig Glück würde Angelika später einmal erfahren, dass es Selbstmord gewesen wäre.
    Nachdem Nellie ihren letzten Atemzug getan hatte, war er vollkommen durch den Wind gewesen. Hatte er zu oft zugeschlagen? Würde es auffallen? Es hatte Minuten gebraucht, bis er wieder einen halbwegs klaren Kopf hatte.
    Er musste die Leiche aufhängen, um es wie einen Selbstmord wirken zu lassen. Weiter ging die Misere: Der erste Versuch, die Leiche an der Gardinenstange aufzuhängen, war gescheitert, als die herunterbrach. Nellie war einfach zu fett geworden. Bis er endlich das Rohr in der Toilette gefunden hatte, war wertvolle Zeit vergangen.
    Wie lange würde es dauern, bis es auffiel, dass die Alte nicht mehr da war? Zwei oder drei Tage? Vielleicht sogar eine Woche. Nellie war bekannt dafür, ein paar Tage unterzutauchen, wenn sie einen Hawara für eine Sauf- und Ficktour gefunden hatte. Vielleicht hatte er aber auch Glück.
    Alles hätte so einfach sein können! Und wieder einmal war es diese Schlampe, die Ursprung allen Übels war. Sie musste lügen, was Angelika betraf. Sie musste lügen. Alles andere würde Joe nicht

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