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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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dort vorne bei der Abfahrt Gürtel ab«, fuhr er fort.
    »Fahren wir doch wohin, wo auch Polizisten sind«, bat Marion.
    »Das haben wir doch schon durch«, entgegnete Phil. »Wir schneiden uns ins eigene Fleisch, wenn noch nach uns gefahndet wird.«
    »Verdammt! Da vorne, die Ampel!«
    »Ruhig Blut, Ceallach«, beruhigte Sam. »Roll so langsam wie möglich hin und versuch die Stehzeit möglichst kurz halten.«
    Alle starrten gespannt auf die Ampel und das Auto hinter ihnen. Der Lada rollte langsam vor und blieb stehen. Die Ampel blieb rot. Ihr Verfolger starrte sie finster an. Die Tür der Limosine ging auf.
    »Er wird uns alle abknallen!«
    Sam sah wieder jene verzerrten Gesichtszüge, die ihn vermutlich noch lange in seinen Alpträumen plagen würden. Vor ihnen versperrte ein anderer Wagen den Weg, es gab keine Chance, davonzukommen. Sam starrte in die Augen des Verfolgers. Sie waren ihm wie auf dem Servierteller hilflos ausgeliefert.
    Der Mann sah sich um, geradeso als analysierte er selbst die Lage. Auch er würde nach einer Schießerei nicht mit dem Auto entkommen können. Er entschloss sich dazu, es darauf ankommen zu lassen und schritt auf sie zu. Jeder in dem alten, russischen Auto griff instinktiv zur Türschnalle.
    »Hearst, du Wappler, bist deppat? Steig wieda ei! Wia san do ned in da Fußgängerzone!«
    Der Verfolger warf dem Taxifahrer links neben ihm, der ihn im Wiener Dialekt noch einmal aufforderte, wieder in sein Auto einzusteigen, finstere Blicke zu. Diese Ablenkung reichte aus. Die Ampel sprang auf Grün. Ihr Jäger streckte seine linke Hand aus, krümmte dabei seinen Ring- und sein kleinen Finger und gestikulierte, dass er drei Mal abdrücken würde, als Ceallach aufs Gas drückte.
    Sie fuhren an zahlreichen Ampeln und Geschäften vorbei, die Landstraßer-Hauptstraße entlang und näherten sich dem Zentrum. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Ceallach fuhr in einer Schleife rechts am Stadtpark vorbei. Sie näherten sich einer weiteren Ampel. Im letztmöglichen Moment bremste Ceallach und mit quietschenden Reifen bog er rechts in eine Einfahrt ein. Wie erwartet, war die Limousine zu lange für eine scharfe Rechtskurve. Unter einem Hupkonzert schob sie ein paar Zentimeter zurück und bog dann ebenfalls in die Sackgasse ein.
    Es ging Schlag auf Schlag. Sie rissen die Türen auf. Phil und Marion hetzten zur U-Bahn-Station, Ceallach ihnen nach. Sam versuchte seine Haut zu retten, indem er in ein Hotel neben dem Taxiplatz rannte. Er drehte sich nicht mehr um und dennoch hörte er Nimue rufen: »Bleib stehen!« Doch dieser Ruf galt nicht ihm, sondern ihrem Verfolger. Ihre Aufgabe war es, ihn aufzuhalten.
    Sam raste durch das Foyer und verließ das Hotel wieder durch den Hinterausgang. Er rannte über die Straße und in den Stadtpark hinein. Er war gerettet – fürs Erste.

Im Stadt park
    »Der Tod der heutigen Formen der sozialen Ordnung sollte die Seele eher erfreuen als beunruhigen. Das Erschreckende ist jedoch, dass die scheidende Welt nicht etwa einen Erbfolger hinterlässt, sondern eine schwangere Witwe. Zwischen dem Tod der einen und der Geburt der anderen Ordnung wird viel Wasser fließen, wird es eine lange Nacht voller Chaos und Verwüstung geben.«
    – Alexander Herzen

    »Eigentlich könnte ich ja …« Vier Worte, die in Kombination mit Alkohol oft ins Verder ben führten, egal welch glorreiche Idee auch darauf folgen mochte. »Alles kein Problem, ich brauch ja nur …« – Im Regelfall wurde damit die Katastrophe eingeleitet. Wie Wile E. Coyote bei einem Versuch, den Roadrunner zu fangen, oder wie Pinky und Brain in ihrem Streben, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Trotz aller Misserfolge liefen diese Figuren immer wieder aufs Neue ins Verderben.
    Dabei hätte sein Leben so einfach sein können. Alles war bereits vorprogrammiert: Eine Tätigkeit ohne viel Kontakt zu Mitmenschen! Etwas, bei dem die eigene Schrulligkeit kein Problem war, wo man so bleiben konnte, wie man war und sich nicht anpassen musste, um anderen zu gefallen. Nun würde er nie erfahren, wie es sich anfühlte, genug Geld für die Games Conventions in aller Welt zu haben. Aus der Luxuswohnung, dem fetten Breitbildfernseher und dem geilen Hochleistungsrechner wurde wohl nichts. All das war mit dem Alkohol den Bach runter geronnen.
    Nie hatte er sich gedacht, auf einer Parkbank zu landen. Seine neuen Freunde hießen Hubsi und Franzl. Anfangs noch ein wenig verschlossen, wurden sie erst durch viel Bier redselig. Nach Kind

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