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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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setzen?«
    »Ich würde an deiner Stelle vorsichtig sein. Sag deinen Damen, sie sollen demnächst Herrensocken anziehen, wenn sie dich besuchen.«
    »Danke für den Tipp.«
    »Gern geschehen. Aber deswegen rufst du doch bestimmt nicht an.«
    »Nein, ehrlich gesagt, würde ich mich gerne mal zu einem kleinen Gedankenaustausch mit dir treffen. Eigentlich schon gestern
     Abend. Aber du kamst ja nicht nach Hause. Hab ich wenigstens gedacht – bis ich merkte, dass die Behnke dazwischengefunkt hat.«
    Das passte ihm ganz gut. Mit dem Journalisten musste er sich sowieso noch unterhalten.
    »Wann und wo?«
    »Sagen wir gleich um zehn im Moka Efti ? Nähe U-Bahnhof Friedrichstadt. Ist weit genug vom Alex entfernt, dass du keinem Bullen über den Weg läufst, und nah genug
     an der Kochstraße.«
    » Moka Efti ? Der neue Laden? Ist der nicht ein bisschen teuer?«
    »Mach dir keine Sorgen, der Verlag lädt dich ein. Geht alles auf Spesen.«
    Weinert wartete schon an einem Tisch, als Rath das Moka Efti betrat. Eine Rolltreppe führte in die erste Etage direkt in das Lokal.Nachmittags begannen hier die Tanzveranstaltungen, die bis tief in die Nacht dauerten und das Moka Efti binnen kürzester Zeit zu einer festen Größe im Berliner Nachtleben gemacht hatten. Aber jetzt am Morgen tummelten sich hier
     überwiegend Einkaufsbummler aus der Leipziger Straße, die nach ihrem Besuch bei Wertheim oder Tietz eine kleine Pause einlegten.
     Dann noch ein paar Journalisten aus der nahen Kochstraße wie Weinert oder einfach Müßiggänger, die ihre Zeitungslektüre mit
     einer guten Tasse Kaffee verbinden wollten.
    Und der Kaffee war wirklich gut. Schon der Duft machte einen hellwach. Zum Nachspülen hatten sie eine große Flasche Selters
     bestellt. Rath hatte sich eine Overstolz angezündet und hörte zu.
    »Es geht um den toten Polizisten.«
    »Du warst nicht auf der Pressekonferenz.«
    »Um mir von Zörgiebel wieder irgendeinen Scheiß über blutrünstige Kommunisten erzählen zu lassen? Nein danke!«
    »Hat euer Blatt denn gar nichts gebracht?«
    »Natürlich! Ein Kollege war da. Hat denselben Mist geschrieben wie die anderen. Nur die kommunistischen Blätter sehen das
     anders. Für die ist das ein Fememord der Nazis oder der Schwarzen Reichswehr. Aber irgendwie erscheint mir ein politischer
     Hintergrund mehr als fraglich. Der Tote war doch nicht bei der Politischen Polizei.«
    »Nein, der Tote war mein Kollege. Bei der Sitte und auch im Morddezernat.«
    »Mein Beileid.«
    »Nun hör schon auf, war ja nicht mein Bruder.« Rath zog an seiner Zigarette. »Also: Was willst du wissen?«
    »In welche Richtung ihr wirklich ermittelt. Wer hat den Mann auf dem Gewissen?«
    »Wäre schön, wenn ich das wüsste. Dann hätte ich einen Fall gelöst und bekäme ein Fleißkärtchen vom Polizeipräsidenten.«
    »Nur, wenn du ihm einen Kommunisten anbietest. Zörgiebel hat sich auf die Thälmanns eingeschossen.«
    »Ich werd sehen, was ich für dich tun kann. Wir stehen nochganz am Anfang der Ermittlungen. Ich kann dir nur sagen, dass wir in alle Richtungen ermitteln. Die kommunistische Spur ist
     nur eine von vielen.«
    »Ruf mich an, wenn du mehr weißt.«
    »Wenn du meinen Namen aus dem Spiel lässt. Und wenn du mir einen Gefallen tust.«
    »Der Buick steht noch in der Kochstraße.«
    »Es geht nicht um das Auto. Ich wollte dir einen Handel vorschlagen. Bei dem könnten weitere Exklusivinformationen für dich
     herausspringen. Du kannst mir etwas über einen Mann erzählen, der ebenfalls aus der Nürnberger Straße ausgezogen ist.«
    »Alexej Kardakow?«
    Rath nickte. »Und alles, was du über die Krasnaja Krepost weißt.«
    Weinerts Augen zuckten für einen kurzen Moment zur Decke, bevor er sprach.
    »Die Rote Festung? Warum interessiert dich das?«, fragte er.
    »Könnte der Schlüssel sein, um einen spektakulären Fall zu knacken. Wenn du mir hilfst, bekommst du exklusive Informationen.«
    »Sprich nicht in Rätseln. Was für ein spektakulärer Fall?«
    »Der, der Zörgiebel in den Wahnsinn treibt, weil deine Kollegen da so hinterher sind und er keine Antwort weiß. Der Tote aus
     dem Landwehrkanal.«
    »Spektakulär? Das ist vorbei. Spätestens seit gestern. Wir haben jetzt einen toten Polizisten. Das ist spektakulär!«
    »Vor ein paar Tagen noch habt ihr den Polizeipräsidenten beinah zerquetscht, weil er keine neuen Informationen zur Leiche
     aus dem Landwehrkanal herausrücken wollte.«
    Weinert lachte. »Mein lieber Gereon, so ist das

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