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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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genommen.
    »Schuldig im Sinne der Anklage«, sagte er. »Aber immer wenn ich mal daran gedacht habe, dich anzurufen, war niemand da. Vielleicht
     sollte ich dir besser Briefe schreiben.«
    »Echte Liebesbriefe!« Sie seufzte theatralisch und drehte die Augen zum Himmel. »Ja bitte! Ich werde mein Telefon abklemmen!«
    »Ich fürchte nur, ich bin nicht besonders gut in solchen Dingen. Verhörprotokolle und Berichte, das ist das Einzige, was ich
     normalerweise schreibe.«
    » Die Notwendigkeit, an Ihrer Person diverse Zärtlichkeiten zur Ausführung gelangen zu lassen, ist nunmehr als unabwendbar zu
     bezeichnen. Kein Problem, wenn du so was schreibst. So ein Deutsch höre ich jeden Tag.«
    »Ich mag es, wenn du albern bist«, sagte er.
    »Albern? Ich bin eigentlich gar kein alberner Mensch. Das macht nur der Übermut.«
    Ihm fiel etwas ein. Er ging zum Garderobenständer und holte den Strumpf aus seinem Mantel. »Apropos Übermut«, sagte er und
     wedelte mit der Kunstseide »Diesem Corpus Delicti verdanke ich eine vorübergehende Obdachlosigkeit.«
    Sie schaute ihn an wie ein Auto. Ein schönes Auto.
    »Meine Zimmerwirtin hat dies hier beim Bettenüberziehen entdeckt und mir fristlos die Wohnung gekündigt.«
    Ihre Augen wurden noch größer. »Nein!?«
    »Doch!«
    Sie schaute so bestürzt aus der Wäsche, dass er grinsen musste. Ihre Mundwinkel verzogen sich ebenfalls, und mit einem Mal
     prusteten beide los.
    Als sie sich wieder beruhigt hatten, begannen ihre Finger, mit seiner Krawatte zu spielen. »Du, Gereon«, druckste sie herum,
     »ich muss dir etwas sagen.«
    »Was denn?«
    »Ich … Nun, du hast dich ja nicht gemeldet. Und da habe ich es gestern mal bei dir probiert. Telefonisch, meine ich. Und …
     Na, du bist nicht rangegangen, und da hab ich es etwas länger klingeln lassen, und dann … dann ging da schließlich doch jemand
     ran. Eine Frau.«
    Er seufzte. »Eine Frau Behnke …«
    »Ja, Behnke. Ich hab nach dir gefragt, und sie hat gesagt, du wohnst nicht bei ihr. Und ich hab gefragt, ob da nicht Nürnberger
     Straße 28 sei, und da ist sie auf einmal laut geworden und hat wieeine Furie gebrüllt, ich solle es künftig ja nicht wagen, noch einen Fuß in ihr Haus zu setzen, das sei ein anständiges Haus
     und ich ein Flittchen.«
    Rath konnte sich die Szene lebhaft vorstellen. Elisabeth Behnke beim Bettenmachen in seinem Zimmer. Erst entdeckt sie einen
     Damenstrumpf, und dann ruft dessen Besitzerin auch noch an.
    »Und dann?«, fragte er.
    Sie zuckte die Achseln. »Ich hab mich so erschrocken, wie die da losgebrüllt hat, dass mir nichts mehr eingefallen ist. Ich
     hab einfach aufgelegt. Sie hat mich Flittchen genannt, dabei wollte ich dir doch bloß guten Tag sagen!«
    »Grrr, dafür sollte ich dich beißen! Du hast mich obdachlos gemacht!«
    »Wo schläfst du denn jetzt?«
    »Such mich am besten unter der Victoria-Brücke. Aber ich weiß noch nicht, ob ich da bleibe. Berlin hat so viele schöne Brücken,
     da fällt die Entscheidung schwer.«
    »Und ernsthaft?«
    »Ernsthaft hat ein Kollege Mitleid mit mir. Im Moment wohne ich bei Bruno Wolter in Friedenau. Damenbesuche sind da aber auch
     nicht drin. Das hast du nun davon!«
    »Ich hätte aber schon Lust, einen kleinen Damenbesuch zu machen«, sagte sie und begann, seine Brust zu streicheln.
    »Ich schau mal, irgendwo muss es doch einen Schlüssel für diese Tür geben«, murmelte er und suchte in den Schubladen.
    Plötzlich klingelte das Telefon auf dem Schreibtisch. Beide zuckten zusammen. Das zärtliche Gefühl war zum Teufel. Seine Erektion
     auch.
    »Das ist wahrscheinlich Böhm«, sagte sie und bellte los: » Lassen Sie Ihre schmutzigen Finger von meiner Stenotypistin und machen Sie Ihre Arbeit! «
    Sie gab ihm einen Kuss und ging. In der Tür warf sie ihm noch eine Kusshand zu.
    Er ließ den Apparat klingeln, bis sie draußen war, dann holteer noch einmal tief Luft und hob ab. Die Fäuste innerlich hochgenommen, um Böhms Gebell notfalls parieren zu können.
    »Rath, Mordkommission.«
    »Weinert, Abendblatt. Hallo, Nachbar.« Der Journalist klang bestürzt. »Was muss ich hören? Du bist ausgezogen? Hals über Kopf?«
    »Ausziehen ist das falsche Wort. Die Behnke hat mich rausgeschmissen.«
    »Warum das? Du hast dich doch nicht erwischen lassen?«
    »Ein Strumpf hat sich erwischen lassen. Ein Damenstrumpf in meinem Bett.«
    Weinert lachte. »Entschuldige. Aber das ist nicht dein Ernst? Das reicht ihr, um einen vor die Tür zu

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