Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
Vom Netzwerk:
Krieg erklären. Dann würde das hier auch keine Rolle mehr spielen.
     Er schlug den ersten Ordner auf und machte sich an die Arbeit. Jede Menge Zeugenbefragungen. Wenigstens hatte jemand – wahrscheinlich
     Böhm höchstpersönlich – die interessanteren Stellen eingekringelt und markiert.
    Um zehn rief er Weinert an, dann machte er weiter, auch die Mittagspause arbeitete er durch. Charly ließ sich nicht mehr blicken.
     Er versuchte, nicht allzu oft an sie zu denken, was gar nicht so einfach war. Einige der Protokolle, die er las, stammten
     von ihr. Um halb fünf rief er in Zörgiebels Vorzimmer an und bat um einGespräch mit dem Polizeipräsidenten. Dagmar Kling wollte ihm einen Termin nach Pfingsten anbieten.
    »Tut mir leid, aber das ist eine dringende Angelegenheit! Ich muss den Polizeipräsidenten heute noch sprechen.«
    Das Fallbeil war gnädig. »Mal sehen, was sich machen lässt.«
    »Es ist äußerst dringend.«
    Keine fünf Minuten später rief Dagmar Kling zurück. »Der Polizeipräsident kann Sie in zwanzig Minuten empfangen. Ich hoffe,
     Sie haben etwas wirklich Gutes zu erzählen. Er ist heute nicht allzu bester Laune.«
    »Glauben Sie mir, ich werde ihn wieder aufheitern.«
    Diesmal musste er nicht warten. Das Fallbeil winkte ihn direkt durch.
    Zörgiebel machte einen zerknirschten Eindruck. Die Presse heute hatte ihm bestimmt nicht behagt.
    »Guten Tag, Herr Polizeipräsident.«
    »Guten Tag, Herr Rath, treten Sie doch näher. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich hoffe, ich kann etwas für Sie tun, Herr Polizeipräsident. Erinnern Sie sich noch an den toten Mann, den man vor zwei
     Wochen im Landwehrkanal gefunden hat?«
    »Wie sollte ich nicht? Selbst wenn ich es vergessen wollte! Alle erinnern mich ständig daran!«
    »Ich glaube, ich habe einen Ansatz gefunden, wie der Fall zu lösen ist.«
    Zörgiebel horchte auf, seine Augenbrauen schnellten nach oben.
    »Warum wenden Sie sich damit an mich, Kommissar Rath?«, fragte er. »Oberkommissar Böhm hat in diesem Fall die Ermittlungen
     geleitet.«
    » Hat , Herr Polizeipräsident, hat . Aber dann ist Böhm doch mit dem Fall Jänicke betraut worden. Da dieser Fall momentan Priorität genießt, hielt ich es für
     das Sinnvollste, mich direkt an den Herrn Polizeipräsidenten zu wenden. Sie mögen dann entscheiden,wie weiter zu verfahren ist. Der Fall steht ja eigentlich schon bei den nassen Fischen.«
    Zörgiebel nickte. »Ist vielleicht nicht die schlechteste Idee, dass Sie zu mir gekommen sind. Was haben Sie denn herausgefunden?
     Und wie sind Sie überhaupt darauf gekommen?«
    »Das ist eine komplizierte und lange Geschichte …«
    »Fassen Sie sich kurz, mein Freund. Details können Sie dann immer noch in Ihrem Bericht unterbringen. Also, schießen Sie los!«
    »Bei dem Toten, den man im Kanal gefunden hat, handelt es sich um einen Russen. Er heißt Boris, den Nachnamen kenne ich nicht.
     Jedenfalls gehörte er einer kommunistischen Splittergruppe an, die sich Rote Festung nennt, oder hat zumindest mit ihr zusammengearbeitet. In ihrem Auftrag schmuggelte er eine große Goldmenge aus der Sowjetunion,
     das Gold der Adelsfamilie Sorokin.«
    Rath beobachtete Zörgiebel. Beim Stichwort Sorokin zeigte der Polizeipräsident keinerlei Reaktion. So bekannt, wie Generalmajor
     Seegers es ihm hatte weismachen wollen, war die Sache mit dem Gold in Berlin also doch nicht.
    »Kopf der Roten Festung ist ein Mann namens Alexej Kardakow, den ich dringend des Mordes an Boris verdächtige«, fuhr er fort. Dass der Russe auch
     Raths Vormieter war, ging Zörgiebel nichts an. »Kardakow ist untergetaucht, ebenso seine Komplizin, Swetlana Gräfin Sorokina,
     deren Familie das Gold vor den Bolschewiken versteckt hat.«
    »Moment, Moment!« Zörgiebel unterbrach ihn. »Ich verstehe nicht ganz. Wieso sollen die den Mann umbringen, der ihnen das Gold
     bringt?«
    »Weil der sich damit aus dem Staub machen wollte. Nach meinen bisherigen Informationen sollte das Geld für die Untergrundarbeit
     der Roten Festung verwendet werden, die damit ihren Kampf finanzieren wollte.«
    »Also Waffen?«
    »Jedenfalls werden sie mit dem Geld mehr vorgehabt haben, als nur Flugblätter zu drucken. Das Gold ist angeblich 80 Millionen
     Mark wert.«
    »Schwer, jemanden zu finden, der Ihnen so viel Geld hinblättert.«
    »Deswegen hatte Kardakow ja schon im Vorfeld Kontakt zu einem Ringverein aufgenommen. So bin ich überhaupt erst auf diese
     Zusammenhänge gestoßen. Es war die Berolina ,

Weitere Kostenlose Bücher