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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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rauche lieber Zigarette, wenn Herr Polizeipräsident gestatten.«
    Zörgiebel beugte sich tatsächlich nach vorne und gab ihm Feuer.
    »Mein lieber Rath, nicht dass mich Ihre Erkenntnisse nicht freuen. Aber eigentlich hätten Sie damit zu Böhm gehen müssen!
     Seit wann wissen Sie denn, dass dieser Ringverein in so einem großen Ding mitmischt?«
    »Die Zusammenhänge sind mir tatsächlich heute erst klar geworden, Herr Polizeipräsident, nach dem Gespräch mit besagtem Journalisten.
     Dann habe ich umgehend um diesen Termin gebeten.«
    »Welcher Journalist ist das eigentlich?«
    »Ich musste ihm absolute Vertraulichkeit zusichern. Der Artikelwird unter Pseudonym erscheinen. Es ist nicht ungefährlich, solche Geheimnisse preiszugeben.«
    »Wird er denn als Zeuge zur Verfügung stehen?«
    Rath zuckte die Achseln. Er kramte einen Zettel aus der Tasche und legte ihn auf den Tisch. »Und dann habe ich hier noch die
     Adressen von zwei Russen, höchstwahrscheinlich Mitarbeiter von Kardakow, die könnten uns auf seine Fährte führen.«
    Zörgiebel nahm den Zettel und räusperte sich. Man sah ihm an, dass er einen harten Tag hinter sich hatte.
    »Ich bin Ihnen zu großem Dank verpflichtet, Herr Rath«, sagte er. »Ein Durchbruch in diesen Ermittlungen war längst überfällig.«
    »Ich tue nur meine Pflicht, Herr Polizeipräsident.« Bescheidenheit ist eine Zier , dachte Rath, doch Zörgiebel hörte diesen Satz wohl nicht zum ersten Mal und wusste ihn zu interpretieren.
    »Dass ich Sie nicht befördern kann, das ist Ihnen klar, nicht wahr, Herr Rath?«, entgegnete er. »Selbst wenn Sie es schaffen
     sollten, Stalin persönlich hinter Gitter zu bringen. Das Innenministerium hat eine Beförderungssperre verhängt.«
    »Ich weiß, Herr Polizeipräsident.«
    »Also, was wollen Sie?«
    »Ein eigenes Büro mit meinem Namen an der Tür. Und endlich eine Sekretärin.«
    Zörgiebel lächelte. »Gut, Herr Kommissar! Ich denke, das lässt sich einrichten.«
    »Danke, Herr Polizeipräsident.«
    »Wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, mein Lieber: Spannen Sie über Pfingsten erst mal aus. Sie haben ja eine Menge
     Überstunden angesammelt.«
    »Und die Ermittlungen? Böhm braucht doch jeden Mann!«
    »Ich an Ihrer Stelle würde froh sein, dem Oberkommissar erst einmal aus dem Weg gehen zu können. Die Begegnung gleich wird
     schlimm genug. Und ich kann Ihnen nicht garantieren, dass Böhm sich zusammenreißen wird, nur weil ich mich im Raum befinde.
     Sie haben hinter seinem Rücken heimliche Ermittlungen angestellt,das können Sie drehen und wenden, wie Sie wollen. Wenn Sie Glück haben, hat er sich bis Dienstag wieder halbwegs beruhigt.«
     Zörgiebel schüttelte den Kopf. »Mein lieber Rath, eines sollten Sie sich merken: Wenn Sie auf Kosten anderer Karriere machen,
     dann schaffen Sie sich Feinde. Es ist eine alte Weisheit, dass man sich im Leben immer zweimal begegnet. Und Oberkommissar
     Böhm, das verspreche ich Ihnen, wird Ihnen noch häufiger über den Weg laufen. Häufiger als zweimal.«
    Die Pressekonferenz verlief bestens. Zörgiebel stellte Rath als den Mann vor, dem der entscheidende Durchbruch in der Mordkommission Möckernbrücke gelungen sei. Dass Rath gar nicht zu dieser Mordkommission gehörte, dass sie zwischenzeitlich sogar aufgelöst worden war,
     das verschwieg er freilich. Es sollte so aussehen, als habe die Presse den armen Zörgiebel und die Berliner Polizei vollkommen
     zu Unrecht verdächtigt, alles stehen und liegen zu lassen, nur um die Aufklärung eines Polizistenmordes zu forcieren. Der
     Polizeipräsident wurde denn auch nicht müde, seiner Empörung über diese Unterstellungen Ausdruck zu verleihen. »Aber, meine
     Herren«, schickte er hinterher, »Sie haben ja nun Gelegenheit, Ihren Irrtum wieder gutzumachen.«
    Rath hatte Charly zunächst gar nicht gesehen, aber sie musste schon länger da neben der Tür gestanden haben. Mit skeptischem
     Blick, die Arme vor der Brust verschränkt, sah sie sich das Spektakel an. Ob Böhm sie hierhin geschickt hatte? Der Oberkommissar
     war der Pressekonferenz ferngeblieben, obwohl Zörgiebel ihn eigentlich sogar mit aufs Podium hatte nehmen wollen. Doch bei
     ihrer kurzen Besprechung vorhin in Zörgiebels Büro war der Mordermittler wutentbrannt und türenschlagend hinausgerannt. Solche
     Abgänge hatte er offenbar öfters. Aber auch Gennat war nicht mitgekommen, für ihn waren die Informationen zu dünn, um damit
     an die Presse zu gehen, und das hatte er

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