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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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der Ringverein, dem Josef Wilczek angehörte.«
    Zörgiebel machte ein fragendes Gesicht.
    »Wilczek, der Tote im Beton«, fuhr Rath fort. »Dessen Verein jedenfalls sollte das Gold für die Rote Festung versilbern. Doch weder bei der Festung noch bei der Berolina ist es offensichtlich jemals angekommen.«
    »Und dieser Schmuggler – Boris – soll das Gold unterschlagen haben?«
    Rath nickte.
    »Und wie hat der es dann versilbert?«
    »Ich vermute, mit Hilfe eines anderen Ringvereins. Vielleicht hat er auch mit Stalins Leuten gemeinsame Sache gemacht und
     eine Belohnung kassiert. Da gibt es viele Möglichkeiten.«
    »Wie soll denn eine solch immense Menge Gold überhaupt unbemerkt über die Grenze gekommen sein?«
    »Auf diese Frage, Herr Polizeipräsident, habe ich auch noch keine Antwort.«
    »Stichhaltige Beweise für diese recht abstrus klingende Geschichte haben Sie wahrscheinlich auch nicht, oder?«
    »Das ist das Problem, Herr Polizeipräsident. Die Beweislage ist noch sehr mager. Aber wenigstens weiß Oberkommissar Böhm nun,
     in welche Richtung er weiterermitteln kann. Und wenn man Kardakow erst einmal gefunden hat, dürfte der eine ganze Menge zu
     erzählen haben.«
    Zörgiebel schaute auf die Uhr. »Das ist ärgerlich, Herr Rath, sehr ärgerlich.«
    »Ärgerlich, Herr Polizeipräsident?«
    »Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, die Presse zu informieren. In die Abendausgaben schaffen wir es nicht mehr.«
    Das ist auch gut so , dachte Rath, ich stehe bei Weinert im Wort.
    Zörgiebel wirkte nachdenklich. »Zunächst sollten wir eine Fahndung einleiten nach diesem … Wie heißt der?«
    »Kardakow.«
    »Richtig. Haben Sie denn Beweise, die einen Mordverdacht rechtfertigen?«
    »Er ist in jedem Fall von großem Wert für die weiteren Ermittlungen. Wenn nicht als Tatverdächtiger, dann als Zeuge. Ebenso
     die Gräfin.«
    »Gut, dann warten wir noch ein paar Tage ab. Die Presse können wir noch nach Pfingsten informieren.«
    Rath musste schlucken. Dann räusperte er sich.
    »Ich fürchte, das geht nicht, Herr Polizeipräsident.«
    »Wie bitte?«
    »Wir sollten die Presse umgehend informieren. Sonst wird die Berliner Polizei in dieser Sache nicht gut aussehen.«
    »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    »Nun, die Sache ist die … die entscheidenden Informationen für unseren Fall habe ich heute erst von einem Journalisten erhalten,
     der Kardakow persönlich kannte und über die Krasnaja Krepost …«
    »Über wen?«
    »… über die Rote Festung recherchiert hat. Einiges von dem, was ich Ihnen soeben erzählt habe, vor allem die Sachen über die Rote Festung und das Sorokin-Gold, das wird heute noch im Abendblatt stehen.«
    »Ausgerechnet in diesem Hetzblatt.«
    »Deswegen hielt ich es für meine Pflicht, den Herrn Polizeipräsidenten umgehend zu informieren.«
    »Ja, Sie haben ja Recht, Sie haben ja Recht.« Zörgiebel wedelte unwirsch mit seinen dicken Händen durch die Luft. »Und Sie
     konnten diesen Schmierfinken nicht davon abhalten …«
    »Leider nein, Herr Polizeipräsident. Der Herr berief sich auf die Pressefreiheit und war der Ansicht, er habe seine Schuldigkeit
     getan, indem er mich – als Polizeibeamten – informierte.« Rath griff in sein Jackett. »Immerhin hat er mir diese Bilder zur
     Verfügunggestellt, die hier zeigen Kardakow, und das hier ist die Gräfin, sie hat unter falschem Namen als Sängerin gearbeitet.«
    Zörgiebel schaute sich die Bilder an und dachte nach, das massige Kinn in die Hand gestützt.
    »Wenn wir als Berliner Polizei mit dieser Geschichte heute schon an die Presse gehen, müssen wir sehr vorsichtig zu Werke
     gehen, das ist Ihnen hoffentlich klar. Viel zu viele Spekulationen.«
    »Natürlich, Herr Polizeipräsident. Aber einen Durchbruch in den Ermittlungen können wir auf jeden Fall vermelden.«
    »Gut, ich werde die Sache mit Gennat und Böhm besprechen und alles Nötige in die Wege leiten. Sie sollten bei diesem Gespräch
     zugegen sein, Herr Kommissar.« Er griff zum Haustelefon. »Dagmar? Bestellen Sie mir doch mal Gennat und Böhm hierher. Sagen
     wir, in zehn Minuten. Und informieren Sie die Presse. In einer Stunde lade ich zu einer Pressekonferenz.«
    Er legte auf, kramte eine Zigarre aus der Kiste auf seinem Schreibtisch und bot Rath ebenfalls eine an. Der lehnte ab. Schlimm
     genug, gleich Böhm gegenüberzusitzen, mit einer Zigarre im Mundwinkel wäre er sich da reichlich blöd vorgekommen. Er klopfte
     eine Overstolz aus der roten Packung.
    »Ich

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