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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Verfügung zu
     halten.«
    »Natürlich, Herr Kommissar.«
    Rath gab den ED-Männern nur kurze Instruktionen, dann stieg er wieder in den Opel.
    Er schaffte es noch, pünktlich zum Schulschluss wieder in der Heinrich-Roller-Straße zu sein. Die Schulglocke rasselte, als
     er den Opel an der Friedhofsmauer parkte, der Schuleinfahrt genau gegenüber. Er stellte sich an den Wagen, zündete sich eine
     Zigarette an und wartete auf die Volksschüler. Nur wenige Sekunden nach dem Klingeln ergoss sich eine johlende Horde auf den
     Gehweg der Heinrich-Roller-Straße. Die fünf Raucher kamen fast als Letzte. Langsam und lässig ging Horst Jezorek auf den schwarzen
     Wagen zu. Seine vier Mitraucher folgten.
    »Da bin ick, Herr Kommissar!«
    »Schön.« Rath öffnete die Wagentür. »Kalle, wäre gut, wenn du auch mitkommen könntest. Du müsstest dir mal das Verbrecheralbum
     angucken.«
    »Ehrlich?«, strahlte Kalle.
    Die beiden genossen den Neid ihrer Mitschüler, als sie in das Auto stiegen.
    »Hey, Froese«, rief Hotte seinem Rauchkumpan zu. »Sach unsern Alten, wir wärn noch fürn ollen Koslowski unterwegs, ’n paar
     Besorjungen machen, paar Pfennije verdienen!«
    Schon die Fahrt im Auto fanden die beiden Jungen spannend. Rath nahm einen kleinen Umweg, damit es sich auch lohnte. So konnte
     er zugleich das Verkehrschaos am Alex umgehen. Er kreuzte die Frankfurter Allee und näherte sich der Burg durch die Kaiserstraße.
    Kurz darauf parkten sie im Lichthof des Präsidiums. Hotte staunte über das riesige Glasdach. Kalles Augen verfolgten ein Überfallkommando,
     das im Höllentempo durchs Mittelportal auf die Alexanderstraße hinausraste. Die Jungen bekamen den Mund gar nicht mehr zu.
    »Det sieht ja aus wie uffen Bahnhof«, sagte Hotte.
    »Det is also die Rote Burg von innen!«, meinte Kalle anerkennend, »Mensch, un icke mittendrin!«
    Rath hatte den Jungen Kuchen versprochen, also lieferte er sie bei Gennat ab.
    »Ich habe hier zwei wichtige Zeugen für Sie, Herr Kriminalrat«, sagte er. »Aber die Sache muss streng vertraulich behandelt
     werden.« Rath zwinkerte Gennat zu, der schien zu verstehen.
    »Streng vertraulich? Aber natürlich«, sagte er. »Na, meine Jungs, dann setzt euch mal. Wollter ’n Stück Kuchen?«
    Hätte jemand an der Tür gelauscht, er hätte sich nicht gewundert: Auch mit Schwerverbrechern sprach der Buddha so. Und erzielte
     damit erstaunliche Vernehmungserfolge.
    Während Trudchen Steiner schon einmal Kuchen servierte, nahm Gennat seinen Kommissar beiseite.
    »Fündig geworden in der Schule, was?«
    »Eher neben der Schule. Die zwei haben heimlich auf dem Friedhof geraucht. Dürfen weder Eltern noch Lehrer wissen. Habe ich
     ihnen versprochen.«
    Gennat nickte. »Überlassen Sie die beiden mir, Herr Kommissar. Für Sie habe ich noch eine andere Aufgabe. Sie kennen doch
     das Delphi ?«
    »Da hat die Gräfin Sorokina gesungen. Als Lana Nikoros.«
    »So ist es. Der Laden ist immer noch wegen Umbaus geschlossen. Wir haben vor ungefähr zwei Stunden einen anonymen Anruf erhalten,
     dass sich die Gräfin Sorokina dort versteckt halten soll. Kann ein dummer Witz sein. Aber fahren Sie mal hin, schnappen sich
     ein paar Leute vom 122. Revier und schauen nach.«
    Rath nickte. »Gut, Herr Kriminalrat.« Er zögerte einen Moment.
    »Ist noch etwas?«, fragte Gennat. »Ich will meine jungen Gäste nicht allzu lange warten lassen.«
    »Es hat heute Morgen noch einen Toten gegeben, Herr Kriminalrat. Vitali Selenskij, der Russe, den wir schon einmal im Fall
     Kardakow verhört und wieder freigelassen haben. Ich wollte ihn gerade aufsuchen, weil ihn einer der Jungen, die ich Ihnen
     gebracht habe, auf dem Friedhof erkannt haben will. Doch der Mann lag schon im Leichenwagen. Stromschlag in der Badewanne.
     Ein Haartrockner.«
    »Seltsame Sache.«
    »Finde ich auch. Die Revierpolizei war bereits vor Ort, als ich ankam. Die Beamten hatten es allerdings nicht für nötig gehalten,
     die Kriminalpolizei zu benachrichtigen. Ich glaube aber nicht, dass es ein Unfall war, und habe vorsorglich die Spurensicherung
     dorthin geschickt.«
    »Das wäre verdammt nochmal auch die Aufgabe dieser dämlichen Revierpolizisten gewesen! Jeder unnatürliche Tod muss selbstverständlich
     kriminalpolizeilich untersucht werden, auch ein Unfall! Da reichen die Nachforschungen einiger Stümper in Uniform nicht aus!«
    Gennats Meinung von der Schutzpolizei war wahrlich keine hohe.
    Rath berichtete noch kurz, was er von Schäffner

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