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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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schleunigst aus der Wohnung schaffen. Zuallererst die Pistole.«
    »Meine Fresse. Anjefasst hab ick den Knipser ooch schon!«
    »Fingerabdrücke kann man abwischen.« Rath bezweifelte langsam, ob Krajewski wirklich der Richtige war für seine Pläne. Aber
     er war der Einzige, der in Frage kam. Der Einzige, der glaubwürdig genug wäre. »Hör mir jetzt mal zu«, sagte er. »Ich habe
     einen Plan, wie wir das Schwein doch noch kriegen können. Aber du musst mir dabei helfen.«
    »’Nen Bullen reinlejen?« Krajewski grinste. »Mach ick doch jerne. Aber det mir ausjerechnet ’n Kommissar mal darum bittet,
     det hätt ick mir nie träumen lassen!«
    Rath lächelte gequält. »Gern geschehen.«
    »Wat muss ick tun?«
    Rath holte den Zettel aus dem Jackett, den er im Zugabteil geschrieben hatte. »Kannst du lesen?«
    Krajewski nickte.
    »Gut. Hier steht alles drauf. Ruf diese Nummer an und tu genau das, was hier steht. Und dann verbrennst du dieses Papier am
     besten, ist das klar?«
    Krajewski nickte und überflog die Zeilen. Überrascht hielt er inne. »Aber … Aber det is ja Ihre Nummer!«
    »Nicht mehr. Ich arbeite jetzt in der Mordinspektion.«
    »Und trotzdem soll ick da anrufen?«
    »Richtig. Morgen früh. Tu einfach genau das, was hier steht.«
    Der Portier im Excelsior wirkte beinah traurig, als Rath am nächsten Morgen um ein Taxi bat und um seine Rechnung.
    »Der Herr Kommissar beehren uns hoffentlich bald wieder«, sagte er.
    »Ich hoffe, nicht so bald.«
    Rath hatte es gründlich satt, im Hotel zu leben.
    Schäffner schien ihn schon zu erwarten, als der Kommissar mit seinem Karton und seinem Koffer am Luisenufer aus dem Taxi stieg.
    »Denn wollense also wirklich einziehen? Und ick dachte schon, Se machen ’nen Witz!«
    »Die preußische Kriminalpolizei macht nie Witze, merken Sie sich das!«
    »Natürlich, Herr Kommissar!«
    »Kann ich die Wohnung denn beziehen?«
    »Selbstverständlich! Ihre Kollegen hamse zwar Sonnabend erst freijejeben, aber meine Grete hat jestern noch jeschrubbt wie
     ’ne Wilde. Da is allet blitzeblank.«
    Rath nickte zufrieden. Wie ein preußischer Hauptmann. »Gut so. Habe viel Arbeit im Moment.«
    »Wejen de vielen Toten?«
    »Das auch. Und dann soll in den nächsten Tagen auch noch eingroßer illegaler Waffenhandel über die Bühne gehen. Das macht uns zu schaffen.«
    »Soso.« Schäffner konnte seine Neugier nur mühsam verbergen. »Wollense wohl hochjehen lassen, wa?«
    »Wünschte, wir wären schon so weit. Bislang wissen wir nur, dass in der Stadt eine Waffenlieferung erwartet wird. Haben noch
     keinen blassen Schimmer, wann und wo.«
    Schäffner grinste: »Vielleicht suchense mal bei die Roten. Die haben die Schnauze doch noch immer nich voll.«
    Rath ging darauf nicht mehr ein. Seine kleine Botschaft war angekommen, das reichte. »Na, dann woll’n wer mal, lieber Mann«,
     sagte er. »Ich muss los!«
    Eilfertig trug ihm Schäffner sein bescheidenes Gepäck hinterher. Der Mann hatte nicht gelogen. In der Wohnung roch es wie
     in einer Seifenfabrik. Selbst der Schmutzrand in der Badewanne war verschwunden.
    Elf Uhr erst! Ob es sein konnte, dass die Uhren im Polizeipräsidium langsamer gingen als anderswo? Gregor Lanke hätte beinah
     darauf gewettet. Er langweilte sich. Am Montagmorgen schon. Die Woche fing ja gut an! Wenn der Oberkommissar wenigstens mal
     rausgehen würde. Dann könnte er wieder Bilder gucken. Das war bislang noch das Beste an der Sitte. Bilder angucken. Manchmal
     hatte er schon welche abends mit nach Hause genommen. Eigentlich streng verboten. War ja Beweismaterial. Aber von solchem
     Beweismaterial konnten die anderen Inspektionen hier am Alex nur träumen. Und die in Köpenick wussten wahrscheinlich nicht
     einmal, dass es so was überhaupt gab.
    Das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte. Das kam nicht oft vor. Er zuckte zusammen.
    »Sittenpolizei. Lanke am Apparat«, meldete er sich.
    »Ick hätt jern den Kommissar Rath jesprochen.«
    »Der arbeitet hier nicht mehr.«
    Kurzes Schweigen am anderen Ende. »Na denn den Kommissar Wolter.«
    »Oberkommissar Wolter«, verbesserte Lanke und hielt dann die Sprechmuschel zu. »Herr Oberkommissar«, rief er zum Nachbarschreibtisch
     hinüber, »irgend so ’n komischer Vogel will Sie sprechen.«
    »Wie heißt er denn?«
    »Seinen Namen hat er nicht genannt.«
    Unwillig stand Wolter von seinem Schreibtisch auf. War nicht sonderlich gut gelaunt die letzten Tage. Gut, dass Onkel Werner
     hier der Chef war,

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