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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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da musste der Oberkommissar sich mit seiner schlechten Laune zurückhalten und konnte sie nicht an seinen
     Mitarbeitern auslassen. Wenigstens nicht an einem namens Gregor Lanke.
    »Dann geben Sie mal her«, sagte Wolter und riss ihm den Hörer aus der Hand. »Wolter«, raunzte er in die Muschel.
    Dann sagte er eine Weile gar nichts mehr, griff sich einen Zettel von Lankes Schreibtisch und machte Notizen. Lanke versuchte
     zu erkennen, was sein Chef da schrieb, doch der verdeckte es geschickt mit seinem massigen Körper.
    »Das kann man nicht alles am Telefon besprechen«, meinte Wolter schließlich. »Wir sollten uns sehen. Machen Sie einen Vorschlag.«
    Zehn Minuten später war der Oberkommissar unterwegs. Gregor Lanke freute sich. Jetzt konnte er wieder Bilder gucken.
    Rath beschäftigte sich den ganzen Tag mit Belanglosigkeiten. Es ging darum, ein möglichst rundes Bild im Fall Kardakow zu
     bekommen. Nicht für den Staatsanwalt, der hatte hier nicht mehr viel Arbeit. Gennat hoffte aber, mehr darüber zu erfahren,
     warum die beiden Russen hatten sterben müssen. Wenn klar war, warum und wie Fallin und Selenskij gemordet und gefoltert hatten,
     war vielleicht auch klar, wer sie in den Tod geschickt hatte. Und warum.
    Die meisten in der Inspektion A glaubten, die Adresse des Mörders zu kennen: Unter den Linden 7 . Dort saß die sowjetische Botschaft, von dort aus operierten die Tschekisten, die Stalinmeist als Botschaftsmitarbeiter ins Land schleuste. So wie Vadim Troschin.
    Rath hielt sich mit seinen Ansichten zurück. Er hatte eine andere Vorstellung davon, wer die beiden Russen auf dem Gewissen
     hatte. Aber die behielt er lieber für sich. Wenn er sich überhaupt an den Mutmaßungen beteiligte, dann tippte er auch auf
     die Tschekisten-Theorie, obwohl er daran so wenig glaubte wie an den Weihnachtsmann. Die meiste Zeit zog er sich zurück, um
     diesen schwachsinnigen Gesprächen aus dem Weg zu gehen. Er igelte sich in seinem Büro ein und machte ein paar Anrufe. In Steglitz
     erreichte er nur das Hausmädchen. Der gnädige Herr werde erst in den Mittagsstunden zum Essen erwartet, noch sei er in seiner
     Kanzlei erreichbar. Ein paar Mal versuchte Rath es im Hotel Continental in Magdeburg. Vergeblich. Der Herr Polizeipräsident habe das Haus verlassen und sei noch nicht wieder zurückgekehrt, bedeutete
     ihm ein freundlicher Portier.
    In der Mittagspause ging Rath nicht in die Kantine und auch nicht zu Aschinger. Stattdessen besorgte er sich einen Wagen und
     fuhr nach Steglitz.
    Das Hausmädchen öffnete.
    »Der gnädige Herr sitzt gerade zu Tisch, tut mir leid«, sagte sie.
    »Sagen Sie dem Sturmhauptführer, ich hab eine Nachricht von Leutnant Wolter. Eine dringende Nachricht. Einzelheiten kann ich
     ihm nur persönlich melden.«
    Das Mädchen schien solche mysteriösen Besuche zu kennen.
    »Wenn Sie bitte im Salon warten wollen.«
    Sie führte ihn in einen kleinen Empfangssalon. An der Wand hing eine gerahmte Fotografie von diesem Hitler, einem komischen
     Kauz mit Charlie-Chaplin-Bart, der genauso humorlos dreinblickte wie Wilhelm zwo. Auf dem Tisch lagen der Angriff und der Völkische Beobachter . Heinrich Röllecke machte keinen Hehl aus seinen politischen Ansichten.
    Es dauerte nicht lange, und der Hausherr kam. Rath legte den Angriff wieder beiseite, in dem er gerade geblättert hatte.
    »Ah, Sie sind’s! Machen Sie wieder den Boten für Bruno?«
    »Hat sich ja bewährt. Der Leutnant hat eine wichtige Nachricht für Sie, Herr Sturmhauptführer.«
    »Lassen Sie mich raten: Sie können der SA endlich die versprochenen Waffen liefern?«
    »Woher wissen Sie das?« Rath versuchte, so überrascht wie möglich zu klingen. Scharführer Schäffner hatte also Meldung gemacht.
    Röllecke lächelte arrogant. »Die SA hat ihre Ohren eben überall. Ist die Lieferung denn schon da?«
    »Acht Uhr morgen Abend kann die Übergabe stattfinden, Herr Sturmhauptführer«, richtete Rath in militärischem Tonfall aus.
     »Sie sollen zum Ostbahnhof kommen, Güterbahnhofsgelände, Gleis sechs. In Uniform. Zum Abtransport brauchen Sie ein paar Leute
     und einen geschlossenen Lastwagen.«
    »Sie müssen mir nicht sagen, was ich zu tun habe! Meinen Sie, das wäre mein erster Waffentransport! Dass ich eine solche Menge
     nicht im Kinderwagen schieben kann, weiß ich auch. Es handelt sich doch um die vereinbarte Marge, oder?«
    »Selbstverständlich, Herr Sturmhauptführer. Und da wäre noch eine Sache …«
    Röllecke schaute ihn

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