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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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weil dieser Mann hier
     nackt ist, ist das Ihr Fall? Wenn Sie nicht wollen, dass gleich tatsächlich jemand gefoltert wird, dann lassen Sie uns hier unsere Arbeit machen! Haben Sie mich verstanden?«
    »Natürlich, Herr Oberkommissar!« Der Lange nahm Haltung an und machte kehrt. Wurde auch Zeit.
    »Gut!« Böhms Zorn war fast verraucht, als er sich wieder Dr. Schwartz zuwandte. Der Sittenkommissar hatte sich neben den roten
     Doktor auf eine Bank gesetzt. Die beiden Nervensägen schwiegen sich an.
    »So, Doktor«, meinte Böhm und räusperte sich. »Lassen Sie uns weitermachen. Wo waren wir stehengeblieben?«
    »Ähh, die Verwundungen«, meinte Schwartz. »Die wurden ihm wohl von Profis zugefügt. Und eindeutig vor seinem Tod, wie die
     Blutungen zeigen.«
    »Wann ist er gestorben? Und wie?«
    »Der genaue Todeszeitpunkt ist nicht festzustellen. Ich würde sagen, der Mann ist höchstens zwei bis drei Tage tot. Genauer
     kann ich’s vorerst leider nicht sagen.«
    »Also war er in jedem Fall bereits tot, als er gestern in den Landwehrkanal plumpste?«
    »Das kann ich Ihnen hundertprozentig bestätigen.« Schwartz nickte. »Der Mann ist mit Sicherheit nicht ertrunken. Wir haben
     kein Wasser in seinen Lungen gefunden.«
    »Dass es keine Wasserleiche ist, hab ich mir gedacht«, knurrte Böhm. »Wenn ich mich recht erinnere, haben Sie mir das auch
     gestern Nacht schon bestätigt. Machen Sie’s nicht so spannend, Doktor! Heute ist mir schon genug Zeit gestohlen worden.«
    »Die Todesursache ist allerdings erstaunlich. Sie werden überrascht sein, wenn Sie es hören! An seinen Verletzungen ist der
     arme Kerl nämlich auch nicht gestorben.«
    »Dann überraschen Sie mich endlich mal, Doktor! Was haben Sie herausgefunden?«
    »Heroin«, sagte Dr. Schwartz nur.
    »Heroin?« Böhm war tatsächlich überrascht.
    »Atemstillstand, herbeigeführt durch eine Überdosis Diacetylmorphin, kurz Heroin.«
    »Das Hustenmittel?«
    Schwartz nickte. »Hustentabletten für Morphinisten. Wurde mal als Antiasthmatikum verabreicht. Bis man merkte, dass es süchtig
     macht. Ein äußerst starkes Opiat, auf dem legalen Arzneimittelmarkt kaum noch zu haben, dafür aber auf dem illegalen. Und
     wenn Sie von dem Zeug zu viel nehmen, dann hören Sie auf zu atmen. Aber davon merken Sie dann schon nichts mehr.«

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    8
    D ie kühle Luft tat ihm gut. Rath blieb noch einen Moment vor dem Portal stehen und versuchte, seine Gedanken zu sortieren.
     Er fühlte sich, als sei er aus einem düsteren Traum erwacht. Ein totes Gesicht, das ihn anstarrte. So etwas konnte auch nur
     ein Besuch im Leichenschauhaus bewirken! Bevor er die Stufen hinabging, zündete er sich erst einmal eine Zigarette an und
     inhalierte tief.
    Es gab keinerlei Zweifel!
    Er war es! Eindeutig.
    Da auf dem Marmortisch hatte der Russe gelegen. Der Mann, der ihn vor ein paar Nächten besucht hatte. Der Betrunkene, der
     seinen Kleiderschrank zertrümmert hatte. So schnell also konnte es gehen! So schnell konnte man zu einem Fall für die Mordkommission
     werden!
    Rath nahm noch einen tiefen Zug, klappte den Kragen hoch wie Scheuklappen und machte sich auf den Weg zum Oranienburger Tor.
    Warum hatte er nichts gesagt?
    Nun war es zu spät. Warum er diese Informationen zurückgehalten habe, würden sie ihn fragen. Und mindestens ein Disziplinarverfahren
     einleiten.
    Rath fühlte, wie die mühsam unterdrückte Wut zurückkehrte.Dieses Oberarschloch! Wenn alle Kollegen in der Inspektion A solche Bulldoggen waren wie Oberkommissar Böhm, dann fragte er
     sich, ob es wirklich so erstrebenswert war, dort zu arbeiten. Einem solchen Idioten war er in der ganzen Burg noch nicht begegnet!
     Gegen den war ja selbst Lanke ein liebenswürdiger, verständnisvoller, väterlicher Vorgesetzter!
    Natürlich hatte er der Bulldogge nichts gesagt. Mehr ein Reflex als rationale Überlegung.
    Was für Informationen hätte er Böhm denn auch geben können? Er wusste doch so gut wie nichts über den Toten. Boris war einmal
     bei ihm in der Wohnung gewesen, wenige Tage vor seinem Tod. Betrunken, schreiend und um sich schlagend. Das war’s dann auch.
     Boris. Rath war sich nicht einmal bei dem Namen wirklich sicher, er wusste nur, dass der Tote einen Landsmann suchte, der
     mal in der Nürnberger Straße gewohnt hatte. Und dass er nun tot war.
    Heroin! Ein Drogensüchtiger? Und dann mit dem Auto in den Landwehrkanal. Ein seltsamer Fall. Und wie hatte sich der tote Russe
     die Verletzungen an Händen und

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