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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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bin.«
    Rath wurde hellhörig. Sein Vormieter hatte mit Kokain gehandelt! Ein Grund mehr, nach ihm zu suchen! Vielleicht sollte er
     mal bei den Drogenfahndern vorbeischauen.
    »Erzähl mir nicht, dass du das Zeug nur schnupfst!«, fuhr er den Russen an. »Aber das ist mir im Moment auch egal. Ich bin
     hinter ihm her!« Er hielt dem Dünnen das Foto dicht vor die Augen. »Also erzähl ein bisschen was, dann lass ich dich in Ruhe.«
    »Ihr Bullen wisst ja gar nicht, wie schwierig es ist, in dieser Stadt Geld zu verdienen!« Eine Ladung Blut und Spucke landete
     auf dem Asphalt. »Wenn Alexej nicht müsste, würde er das auch nicht tun. Das große Geld verdienen ja sowieso andere. Aber
     die lasst ihr gewähren. Und die feine Gesellschaft, die das Zeug nimmt, auch. Wenn einer aber ein Russe ist, dann kriegt er
     Ärger. Dann schmeißt ihr einen sogar aus dem Land. Selbst wenn in Russland die Bolschewiken hinter einem her sind.«
    »Wenn du willst, dass wir deinen Personalausweis nochmal verlängern, solltest du ein wenig kooperativer sein.« Rath fischte das gelbe Dokument aus der Jacke
     des Russen und steckte es ein. »Du bekommst ihn wieder, wenn ich mit deinen Antworten zufrieden bin. Also: Wo ist Kardakow?«
    »Ihr habt ihn also noch gar nicht?« Der Russe lachte. Die Augen wurden kleiner. »Das hätte ich mir denken sollen! So schnell
     kriegt man Alexej nicht. Und wie seid ihr an das Foto gekommen? Hat seine Sängerfreundin die Nerven verloren?«
    Lana Nikoros . Delphi-Palast .
    »Wenn hier einer gleich die Nerven verliert, dann bin ich das«, sagte Rath, zog den Russen am Kragen hoch und wuchtete ihn
     gegen die Wand. Der Kerl war federleicht. »Und glaub mir, das wünschst du dir nicht. Das wünschst du dir bestimmt nicht!«
    Rath hörte seine Stimme, als spreche da ein anderer. Er musste an Brunos Auftritt auf dem Gerüst denken und erschrak ein wenig
     über sich selbst. Hatte er die Lektion des Kollegen schon gelernt? Jedenfalls schien die harte Tour Wirkung zu zeigen.
    »Schon gut, reg dich nicht so auf!« Der Russe hob beschwichtigend die Hände. »Aber sag keinem, dass du mit mir gesprochen hast. Ihr wisst ja sowieso schon, dass er sich etwas dazuverdient.«
    »Und wo finde ich ihn?«
    »Keine Ahnung. Mal hier und mal dort. Hab ihn seit über einer Woche nicht gesehen. Gehen Gerüchte um, ihr hättet ihn hopsgenommen.«
    »Ich glaube dir kein Wort.«
    »Frag doch die Schwuchteln im Eldorado. Die sind schon ganz nervös, weil ihre Koksquelle versiegt.«
    Rath kannte den Laden. Etwas für die, die es prickelnd fanden, nicht zu wissen, ob sie gerade mit Männlein oder Weiblein übers
     Tanzparkett schoben. Mindestens die Hälfte der Frauen im Eldorado waren gar keine. Dienstlich hatten sie mal reingeschaut. Aber ohne den Betrieb an der Lutherstraße groß zu stören. Rath ahnte,
     dass Bruno auch dort seine Informanten sitzen hatte.
    »Verkauft Kardakow da auch noch anderes als Koks?«, fragte er den dünnen Russen. Vielleicht war er ja einem Mord in der Schwulenszene
     auf der Spur, Mord aus Eifersucht oder so. Und der Tote aus dem Kanal war der Liebhaber seines Vormieters gewesen. Obwohl
     Boris bei seinem nächtlichen Besuch in der Nürnberger Straße nicht gerade einen verliebten Eindruck gemacht hatte.
    »Gibt bestimmt einige, die würden gerne mal ran an Alexej. Aber der lässt sie alle abblitzen. Sie mögen ihn trotzdem. Deswegen
     vermissen sie ihn ja so. Die Typen, die sonst noch Schnee anbieten in der Lutherstraße, die sind nur halb so süß.«
    Rath schaute auf die Uhr. Kurz nach zwölf. Im Eldorado würde die Party gerade erst beginnen. Er ließ den Russen stehen und machte sich auf den Weg zum Taxistand in der Hardenbergstraße.
    »Hey, was ist mit meinem Ausweis!?«, rief der Russe ihm nach und stopfte sich das Hemd zurück in die Hose.
    »Den bekommst du, wenn ich Kardakow gefunden habe.«
    »Und wenn einer von euch Bullen den in der Zwischenzeit sehen will? Soll ich den dann etwa zu dir schicken?«
    »Sieh einfach zu, dass du nicht auffällst!«
    »Hallo Schätzchen!«
    Das wasserstoffblonde Rasseweib hinter der Theke nannte sich Gloria, hieß aber eigentlich Gustav. Ihre knallroten Lippen formten
     einen Kussmund.
    »Schick siehst du aus«, sagte sie. »Heute solo? Wo steckt denn Bruno? Und euer blondes Jungchen?«
    Die Tanzfläche des Eldorado füllte sich bereits, die Kapelle spielte schmissige Tanzmusik. Der blaue Dunst ungezählter Zigaretten hing in dem plüschigen,
     von Goldtönen

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