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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Aktionen zurückschrecken? Und die Revolution, von
     der die Roten träumen, ist sowieso illegal.«
    »Ich glaube nicht, dass die Kommis bereit sind für die Revolution. Das wären sie gerne, aber eigentlich ist es ein undisziplinierter
     Sauhaufen.«
    Seegers lachte. »Sie gefallen mir, junger Freund. Ein Sauhaufen, fürwahr! Aber wie lange? Die Rote Armee hat fähige Offiziere,
     das können Sie mir glauben, ich weiß, wovon ich spreche, und Moskau unterstützt die deutsche Rotfront nach Kräften. Und wenn
     dasGold, hinter dem momentan alle her sind, in die falschen Hände gerät, dann gute Nacht! Dann können die Roten sich Waffen leisten,
     gegen die Ihre Polizei nichts ausrichten kann. Und wir mit unseren kläglichen hunderttausend Mann sind dann auch machtlos.«
    »Welches Gold?«
    Seegers wurde so leise wie ein Verschwörer. »Sagt Ihnen der Name Sorokin etwas?«
    Rath zuckte die Achseln. »Muss man den kennen?«
    »Alter russischer Adel. Haben Generationen von Offizieren in der Armee des Zaren gestellt.« Der Offizier zog ein kleines silbernes
     Etui aus seiner Uniformjacke und klappte den Deckel auf. »Auch eine?«
    Rath nahm eine Zigarette. Geschichten mit Russen interessierten ihn zurzeit sehr. Seegers gab ihm Feuer und steckte sich dann
     selbst eine an.
    »Nur die letzte Generation hat den Zaren im Stich gelassen und ist zu Kerenski umgeschwenkt.« Seegers inhalierte gierig. Er
     wirkte wie ein Vampir, der Blut saugt. »Den Bolschewiken war das egal. Die haben die Liberalen genauso über die Klinge springen
     lassen wie die Monarchisten. Nur wenigen Sorokins soll die Flucht geglückt sein. Und ihren sagenhaften Schatz mussten sie
     zurücklassen. Die Roten haben jeden Winkel in den Sorokin-Schlössern abgesucht, bevor sie Kasernen und Fabriken daraus machten,
     und nichts gefunden. Das Gold blieb verschwunden.« Er machte eine bedeutungsschwangere Pause und zog noch einmal tief an seiner
     Zigarette. »Nun aber soll es wieder aufgetaucht sein!«
    »Stalin wird sich freuen.«
    »Ach was, junger Freund!« Seegers machte eine abwehrende Handbewegung. »Stalin ist außer sich! Gold im Wert von rund achtzig
     Millionen Reichsmark soll außer Landes geschafft worden sein. Und wissen Sie wohin?«
    Rath hatte keine Ahnung und zuckte mit den Schultern.
    Seegers schaffte es, noch etwas leiser zu sprechen. »Man munkelt, das Sorokin-Gold sei in Berlin!«
    »Achtzig Millionen? Das ist ja eine unglaubliche Summe!«
    Seegers nickte. »Deswegen hat Stalin ja auch solche Angst. Gerade jetzt, wo er Trotzki in die Wüste geschickt hat. Er fürchtet,
     das Geld könnte in die Konterrevolution gesteckt werden. Den Sorokins wäre so etwas zuzutrauen. Stalin rechnet mit dem Schlimmsten.
     Was meinen Sie, wie viele Tschekisten deswegen momentan in Berlin unterwegs sind? Thälmanns Leute helfen ihnen bei der Suche
     – in der Hoffnung, dass für sie auch etwas abfällt von dem Kuchen.«
    »Woher wissen Sie das alles?«
    »In der Reichswehr erfährt man so manches.« Seegers setzte ein Grinsen auf, das eigentlich ein Lächeln hatte werden wollen,
     und zwinkerte ihm zu. Es sah seltsam verzerrt aus, als passe so viel Mimik auf einmal gar nicht in sein hageres Gesicht.
    »Und hinter diesem Gold sind die Kommunisten her?«
    »Hinter diesem Gold ist jeder her, der davon weiß. Man erzählt sich, der Kurier sei schwach geworden und habe alles für sich
     behalten wollen. Jedenfalls ist es wohl nicht da angekommen, wo es ankommen sollte.«
    »Bei den Sorokins.«
    »Oder bei ihren politischen Freunden. Man munkelt, die liberalen Sorokins hätten sich mit der Krasnaja Krepost zusammengetan, um Stalin gemeinsam die Macht zu entreißen.«
    »Mit wem?«
    » Krasnaja Krepost . Heißt so viel wie rote Festung. Kommunistische Abweichler. Wie Trotzki. Vielleicht hat der ja auch seine Finger im Spiel.
     Und der Mann kann eine Armee aufbauen, wie man weiß.«
    »Warum erzählen Sie mir das alles?«
    »Weil es um Deutschland geht, junger Freund. Sie waren Soldat. Wir sind Kameraden! Dieses Gold darf nicht in die falschen
     Hände geraten.«
    »Warum gibt es da keine Anzeige der Reichswehr bei der Politischen Polizei?«
    »Wie ich schon sagte: Das Gold darf nicht in die falschen Händegeraten. In dieser Sache gibt es keine Anzeigen, nichts Offizielles. Leute unseres Vertrauens in der Polizei kann man einweihen,
     doch die Politische Polizei als Apparat wird niemals etwas von dieser Angelegenheit erfahren. Sie verstehen? Auch Ihnen habe
     ich das

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