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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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dem Haus drangen gedämpftes Gelächter und Gesprächsfetzen der Partygäste nach draußen. Dann hörte sie links von sich eine Autotür auf- und zugehen … ein Stück die Straße hinauf. Sie erkannte das Geräusch sofort – es kam von einem automatischen Fensterheber.
    Liz öffnete das Gartentor und schlich auf das Geräusch zu. Sie kam an einem Jacaranda-Baum und zwei Autos vorbei und beobachtete die Schatten unter den Straßenlaternen. Wind kam auf und brachte das Laub zum Rascheln, während sich die Zweige, wie in einem seltsamen Schwebezustand, nicht bewegten. In der Luft lag der unverkennbare Geruch von frisch gemähtem Gras.
    Sie schaute zum Haus zurück, das inzwischen fast nicht mehr zu sehen war, und dann wieder auf den verlassenen Bürgersteig und die stille Straße, die sich die sanft gewellten Hügel hinaufschlängelte. Von irgendwo dort oben ertönte das schrille Jaulen eines Kojoten.
    Wohin war der Mann verschwunden? Wachsam schlich sie weiter den Hügel hinauf. Und blieb stehen, lauschte, spürte … Fast schien es, als pflanzten sich die leise laufenden Schritte durch den Bürgersteig bis in ihr Bewusstsein fort. Sie wirbelte gerade noch rechtzeitig herum, um in der linken Hand einer dunkel gekleideten, maskierten Gestalt ein Messer aufblitzen zu sehen.
    In der Absicht, sie niederzustechen, stürzte sich der Angreifer von hinten lautlos auf sie.
    Von einem heftigen Adrenalinstoß aufgeputscht, wich sie aus und versuchte auf die Straße hinaus zu entkommen, wo die Beleuchtung besser war. Aber sie blieb mit einem Fuß an einer Baumwurzel hängen und verdrehte sich den Knöchel. Sie stolperte, und ihre Handtasche schlug gegen ihren Rücken.
    Im selben Augenblick war er bereits neben ihr. Er legte den rechten Arm um ihre Kehle und riss sie in den Schatten des Baumes zurück. Er hatte dieselbe Größe wie der Mann, der sie vom Kliff gestoßen hatte. Nach Luft schnappend, leistete sie nur schwachen Widerstand und tat genau das, was ein gründlich ausgebildeter Angreifer zu erwarten gelernt hatte: Sie griff mit beiden Händen nach seinem Arm und wand und wehrte sich und versuchte sich loszureißen. Ihr einziges Plus waren die vielen Jahre, die sie intensiv Sport getrieben hatte. Sie war kräftig und beweglich. Sie spürte, dass er Mühe hatte, nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Aber sein Arm drückte ihr weiter die Kehle zu. Sie atmete keuchend und unterdrückte den Impuls, ihm den Arm zu zerkratzen. Stattdessen rammte sie beide Ellbogen in ushiro-empi-uchi- Stößen nach hinten. Ein Ellbogen traf den Angreifer an der Seite, und sie spürte mehr, als dass sie hörte, wie er ein Ächzen unterdrückte.
    Einen Augenblick lang lockerte sich der Griff um ihren Hals. Sie versuchte zu schreien, aber er drückte sofort wieder fester zu. Sie wehrte sich heftiger, zappelte und wand sich, um Atem ringend, in der dunkler werdenden Nacht. Vor Sauerstoffmangel wurde ihr schwindlig.
    Als sie das Messer im Licht der Straßenlaterne aufblitzen sah, überkam sie kurz heftige Panik. Er wollte ihr von links ins Herz stechen. Wenn er schlecht traf, wäre ihr Tod langsam und schmerzhaft. Sie würde verbluten. Wenn er dagegen gut traf, wäre sie in wenigen Sekunden tot.
    In ihrer Verzweiflung merkte sie, es gab noch einen Hoffnungsschimmer: Seine Aufmerksamkeit war jetzt ganz auf das Messer gerichtet, und sie hatte auch eine Waffe – ihre Handtasche, die immer noch an ihrem Rücken hing.
    Mühsam nach Atem ringend, beobachtete sie, wie er mit dem Messer ausholte, um zuzustechen. Sie musste den richtigen Zeitpunkt abpassen und sich zunutze machen, dass seine ganze Aufmerksamkeit auf das Messer gerichtet war …
    Plötzlich stieß er damit nach ihr. Im selben Moment warf sie sich nach rechts und drehte sich mit dem ganzen Gewicht herum. Dadurch konnte sie sich kurz von ihm lösen, und ihre Handtasche schwang nach links.
    Mit der Wucht einer vorschnellenden Faust traf das Messer die Handtasche und durchbohrte sie. Liz zuckte zurück, aber die Spitze ritzte sie nur ganz leicht. Der Griff des Arms um ihren Hals lockerte sich, und der Angreifer versuchte fluchend, das Messer herauszuziehen.
    Sofort riss Liz noch einmal die Arme hoch. Aber statt wie zuvor zu versuchen, seinen Arm von ihrem Hals wegzuziehen, drückte sie ihn diesmal mit aller Kraft nach oben und grub ihre Zähne durch den Stoff in seinen Unterarm. In ihren Mund spritzte Blut.
    Er stöhnte und versuchte sich loszureißen.
    Schwitzend und mit brennenden Lungen

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