Der Nautilus-Plan
ich Ihnen das glauben?«
Er steckte die Hand durch das offene Wagenfenster und holte einen CD-Player aus dem Auto. »Diese Aufnahme wurde uns aus Paris elektronisch übermittelt.« Er drückte auf einen Knopf, und die CD begann sich zu drehen.
Liz, ich bin’s, Asher. Es hörte sich eindeutig wie Asher an, aber die CIA hatte Möglichkeiten, jede Stimme täuschend echt zu imitieren. Irgendwelche Scheißköpfe haben Sarah entführt. Sie meinen es ernst, Liz. Sie wollen die Aufzeichnungen des Carnivore. Sie lassen uns vier Tage Zeit. Er hustete, und als er fortfuhr, war die Verzweiflung in seiner Stimme nicht zu überhören. Was wollen die eigentlich? Was sollen das für Aufzeichnungen sein? Sie werden sie umbringen, Liz, und ich kriege meinen blöden Arsch nicht aus dem Bett. Ich sitze in diesem bescheuerten Krankenhaus fest. Falls du diese Aufzeichnungen hast oder irgendetwas über sie weißt – Macintosh drückte auf die Stopp-Taste. »Genügt Ihnen das?«
Schon wieder die Aufzeichnungen des Carnivore. Ihre Brust zog sich zusammen. »Steigen Sie ein. Ich fahre.«
Der eigenwillige Asher Flores war eine Klasse für sich. Außer ihm hatte Liz noch niemanden das Wort »Scheißköpfe« verwenden hören, und auch die übrige Ausdrucksweise hörte sich ganz nach ihm an. Und dazu kam noch die Verzweiflung in seiner Stimme, die Frustration über seine Machtlosigkeit, obwohl Sarah in Lebensgefahr schwebte. Wie alle CIA-Agenten war er ein guter Schauspieler, aber so gut auch wieder nicht. Ashers verzweifelte Bitte entsprach genau dem, was er in so einer Situation getan und gesagt hätte und wie er es gesagt hätte.
Voller Sorge um Sarah öffnete Liz die Wagentür. Ihre Cousine war ihr im Lauf der Jahre so nahe gekommen wie eine Schwester. Im Zuge einer inoffiziellen CIA-Mission war Sarahs Aussehen so verändert worden, dass sie wie Liz aussah, aber das war nur der Beginn ihrer Gemeinsamkeiten. Sie hatten festgestellt, dass sie nicht nur sehr ähnliche Ansichten hatten, sondern auch einen ähnlichen Geschmack und ähnliche Interessen. Darüber hinaus bewunderte Liz Sarahs Intelligenz und Einfühlungsvermögen und ihre Hartnäckigkeit als Journalistin, die sie manchmal monatelang zu einem bestimmten Thema recherchieren ließ. Sie hatte für eine Artikelserie über kalifornische Atomkraftwerke den Pulitzer-Preis bekommen.
Nichts würde Liz davon abhalten, Sarah zu helfen. Aber sie war auch, was Langley anging, ein gebranntes Kind. Sie wusste, dass sie bei der CIA niemandem ganz trauen durfte, nicht einmal jetzt. Ganz besonders nicht jetzt.
Macintosh zwängte seinen muskulösen Körper auf den Beifahrersitz, Liz setzte sich ans Steuer. Leise schlossen sie die Türen. Liz startete den Motor. »Ich nehme an, Sie haben bereits entsprechende Vorkehrungen getroffen, wie wir nach Paris kommen.«
»Langley hat einen Jet geschickt. Er wartet auf uns.«
Sie wendete und fuhr den Hügel hinunter. »Sie sind bei mir eingebrochen. Haben Sie auch einen Koffer für mich gepackt?«
»Ob Sie’s glauben oder nicht, ja. Auch an Ihren Pass habe ich gedacht. Sie müssen nur noch zum Flughafen fahren. Um die Leiche kümmern sich meine Leute.«
»Was ist in Paris eigentlich passiert?«
Er schilderte ihr den Hergang der Entführung. »Asher sagte, in ein paar Minuten war alles vorbei. Alles sorgfältig geplant. Im Hotel hat man ihnen in einem Bistro einen Tisch reserviert. Das könnte jemand mitbekommen haben, und es würde auch erklären, woher die zwei Männer in der Durchfahrt wussten, dass sie dort vorbeikommen würden. Was den Lieferwagen angeht, hat er sie vermutlich beschattet.« Er schüttelte besorgt den Kopf. »Doch jetzt die entscheidende Frage, die Frage, die wir uns alle stellen: Wo sind die Aufzeichnungen des Carnivore?«
Lizs Stimme klang finster. »Ich glaube nicht, dass es solche Aufzeichnungen gibt.«
»Dann haben Sie also seit dem Gespräch mit Mellencamp Ihre Meinung nicht geändert?«
»Nein. Ich bin dieser Sache zwar hinterher noch nachgegangen, konnte aber keinerlei Hinweise finden, dass sich mein Vater irgendwelche Aufzeichnungen gemacht hat.« Sie pfiff sich selbst zurück. Bevor sie Macintosh mehr erzählte, musste sie herausfinden, wie weit er bereit war, ihr die Wahrheit zu sagen. »Steckt Langley hinter dem Arrangement hier in Santa Barbara?«, fragte sie ihn deshalb. »Kommt von dort das Geld für die Aylesworth-Lehrstühle, die Kirk und ich bekommen haben, damit sie mich immer im Auge behalten könnten? Hat
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