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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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verbiss sie sich wie ein Pitbull nur noch fester. Als sein Arm in einem Schwächeanfall zu zittern begann, ließ sie ihn los und entwand sich ihm. Im selben Moment löste sich das Messer aus ihrer Handtasche.
    Er drehte sich und geriet kurz aus dem Gleichgewicht. Das war ihre Chance. Vielleicht ihre einzige.
    Sie lehnte sich zurück und setzte zu einem Tritt nach seinem Kinn an. Er bekam große Augen hinter seiner Maske, als ihn ihr Fuß traf. Sie hatte genau den richtigen Augenblick abgepasst – als er angreifbar war –, und er wusste es. Ein kurzes Aufblitzen von Wut, dann zuckte sein Kopf zurück. Von der Wucht des Tritts herumgewirbelt, drehte er sich hilflos um seine eigene Achse und fiel bäuchlings in das Gras neben dem Bürgersteig. Dort blieb er, sein Körper von dem Sturz seltsam verdreht, reglos liegen.
    Schwer atmend stand Liz über ihm und sah sich nach dem Messer um. Sie rieb sich die Kehle und schluckte mehrmals. Wo war das Messer?
    Und dann dämmerte es ihr. Bestürzt sah sie auf den am Boden liegenden Mann hinab. Seine Hüften waren angewinkelt, die linke oben, ein Fuß unter dem anderen Bein, eine Hand unter dem Oberkörper. Aber seine Brust lag flach auf dem Gras.
    Kopfschüttelnd schlang sie die Arme um ihren Körper.
    Fast im selben Moment hörte sie Schritte. Sie wollte schon wegrennen, doch dann sah sie, wer es war. Drei Meter weiter kam der falsche Deputy zwischen zwei geparkten Autos hervor und ließ die SIG Sauer 9mm in seiner Hand sinken. Er nickte ihr zu, steckte die Waffe weg und ging auf den Angreifer zu. Wortlos wälzte er ihn auf den Rücken. Das Messer steckte in der Brust des Mannes, der Griff immer noch in seiner blutigen Hand.
    Liz schaute weg. Erinnerungen an die Gewalt und das ganze Morden in ihrer Vergangenheit schossen ihr durch den Kopf. Der Angreifer, ein Fremder, war ihretwegen tot. Er hatte sie umzubringen versucht, aber sie fragte sich, ob das wirklich eine Rolle spielte. Letztendlich war sein Tod genauso unnötig, wie ihrer es gewesen wäre.
    Der falsche Deputy sah zu ihr hoch. »Nicht übel. Helfen Sie mir, ihn zu Ihrem Auto zu schaffen.«
    »Wer sind Sie?«, fragte sie. »Wer hat Sie geschickt?«

SIEBEN
    Liz betrachtete seine Augen. In der hellen Mittagssonne hatten sie alt und abgespannt gewirkt. Doch jetzt, in der Dunkelheit, glühten sie wie Kohlen. Er trug ein Sportsakko, ein graues Polohemd und eine braune Baumwollhose und überragte sie deutlich, sobald er sich aufgerichtet hatte. Er hatte ein lang gezogenes Gesicht, mit breiten Backenknochen und dichtem Haar. Sein Kinn war schmal, aber das Grübchen in seiner Mitte verlieh ihm etwas Sinnliches, so, als wäre er ein richtiger Herzensbrecher gewesen, als er zwanzig Jahre jünger und seine Einstellung zum Leben noch freundlicher gewesen war.
    »Sie wissen, wer ich bin und für wen ich arbeite«, sagte er.
    »Ja.« Plötzlich fühlte sie sich sehr matt. »Ich weiß.«
    Sie nahm an, dass sie es – zumindest im Hinterkopf – schon von dem Moment an gewusst hatte, als der Jogger sie vom Kliff gestoßen hatte. Die CIA war in ihr Leben zurückgekehrt – entweder in Gestalt des Joggers oder des Mannes, mit dem sie jetzt sprach, oder beider.
    »Wir haben da ein Problem«, sagte er. »Ein ernstes Problem. Nehmen Sie ihn an den Füßen. Helfen Sie mir, ihn hier wegzuschaffen, bevor uns jemand sieht.«
    Sie musste daran denken, wie Hughes Bremners verbrecherische CIA-Gruppe einen fingierten Mordanschlag auf Sarah verübt hatte, damit sie dächte, der Carnivore hätte ihr Leute auf den Hals gehetzt, die ihre Beschützer »umgebracht« hatten. Eine kleine, aber überzeugende Inszenierung.
    »Einen Augenblick noch«, sagte sie.
    »Wir dürfen keine Zeit verlieren …«
    »Seien Sie still. Sie wären nicht hier, wenn Sie mich nicht bräuchten. Seien Sie also still, solange ich ihn untersuche.« Sie kniete nieder und legte die Finger auf die Halsschlagader des Mannes. Kein Puls. Seine Brust war da, wo er sich bei seinem Sturz das Messer hineingerammt hatte, blutüberströmt. Sie drückte ihre Wange auf seine Brust. Auch hier kein Puls.
    »Ich sage Ihnen doch, er ist tot.«
    Sie blickte auf. »Wer hat Sie ausgebildet?« Sie taxierte den Mann.
    »Ich wollte ihn mir genauer ansehen, sobald wir ihn zu Ihrem Auto geschafft hätten. Aber wenn Sie unbedingt meinen.« Er kauerte neben ihr nieder.
    Sie sagte nichts. In einem Holster unter dem Arm des Toten befand sich eine kleine Pistole, seine Ersatzwaffe. Anscheinend hätte das

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