Der Nebel weicht
benötigt werden, die leben und kämpfen, lieben und weinen, lachen und sterben, wie der Mensch es einmal getan hat. Nein, wir werden nicht das personifizierte Schicksal sein, aber vielleicht können wir irgendwie das Glück verkörpern – und vielleicht sogar die Liebe.“
Dann lächelte der Mann ein sehr menschliches Lächeln über sich und seine Visionen. „Nun ja, ich glaube, ich rede zuviel. Die Herbstluft ist berauschend wie Wein, wie das alte Klischee es sagt.“ Er wandte sich direkt an Brock: „Was ich eigentlich sagen wollte: Wir – unsere Art – werden nicht auf der Erde bleiben.“
Brock nickte schweigend.
„Euer Zweig der Rasse wird nicht mehr belästigt werden“, erklärte Lewis. „Und dann, in ein paar Jahren, wenn alles soweit ist, werden wir im Himmel verschwinden. Die Erde wird euch und den Tieren überlassen. Und danach seid ihr völlig frei. Es wird an euch und den anderen Lebensformen sein, euer Schicksal zu gestalten. Und falls ihr hin und wieder etwas Glück habt – nun, das hat es schließlich immer gegeben.“
„Danke“, drang es als leises Flüstern aus Brocks Kehle.
„Danken Sie nicht mir oder sonst irgend jemandem. Es ist die logische Folge der sich entwickelnden Ereignisse. Aber ich wünsche euch allen Glück, jedem von euch.“
Lewis stand auf und ging auf sein Luftfahrzeug zu. „Ich muß jetzt gehen.“ Er hielt inne. „Ich war zu Anfang nicht ganz ehrlich zu Ihnen. Es war nicht Rossmans Neugier, die mich hergebracht hat; er hätte sie befriedigen können, indem er den Kolonisierungsausschuß fragen oder selbst kommen würde. Ich wollte mich hier persönlich umsehen, weil … nun ja, Sie werden bald ein neues Mitglied in Ihrer Gemeinde haben.“
Brock sah ihn fragend und leicht verwundert an. Lewis blieb stehen, als er seine Maschine erreicht hatte.
„Es handelt sich um eine alte Freundin von mir“, erklärte er. „Ihre Geschichte ist ziemlich tragisch; sie wird sie Ihnen selbst erzählen, wenn ihr danach ist. Aber sie ist ein prächtiger Mensch, eine wundervolle Frau, wirklich, und wir alle, die sie kennen, möchten, daß sie glücklich wird.“
Das Metall vor ihm schimmerte auf. Er reichte Brock die Hand. „Viel Glück“, sagte er einfach und trat in das Fahrzeug. Einen Moment später war es nur noch ein Punkt im Himmel.
Brock starrte ihm nach, bis es ganz verschwunden war.
Als er sich wieder dem Haus zuwandte, stand die Sonne schon sehr tief, und ein kalter Windstoß ließ ihn erschaudern. Sie würden heute abend den Kamin anzünden müssen. Wenn ein neues Mitglied eintraf, konnten sie vielleicht etwas von dem verbliebenen Ale opfern, Jimmy würde Gitarre spielen, und sie alle würden dazu singen. Die Lieder waren rauh, unbeholfen und oft lautstark, mehr konnte man von Pionieren nicht erwarten, aber es war Wärme in ihnen, Standfertigkeit und Kameradschaft.
Dann sah er sie, wie sie die Auffahrt heraufkam, und sein Herz stockte.
Sie war nicht groß, aber ihre Figur zeichnete sich stark und geschmeidig unter der schweren Kleidung ab, bronzefarbenes Haar wehte um ein junges, freundliches und einnehmendes Gesicht. Sie trug ein Bündel auf dem Rücken, die Sonne vieler Tage der Wanderschaft auf offenen Straßen hatte sie gebräunt und ihr großäugiges Gesicht mit einer Vielzahl von Sommersprossen überzogen. Er stand einen Moment lang völlig bewegungslos da und rannte dann los; aber als er sie erreicht hatte und vor ihr stand, fand er keine Worte.
„Hallo“, sagte sie scheu.
Er brachte nur ein linkisches Nicken zustande. Er war sich nicht im geringsten bewußt, daß er ein kraftvoll und beeindruckend aussehender Mann war, nicht gerade hübsch oder gar schön, aber mit etwas an sich, das Vertrauen erweckte.
„Ich habe gehört, das hier sei eine Freistatt“, sagte sie.
„Ja. Bist du
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