Der Nebel weicht
Tiere schlachten zu müssen …“ Er unterbrach sich, bemerkte, daß er die Fäuste geballt hatte, und versuchte sich mit einem Lächeln zu entspannen.
„Sind Sie … verheiratet?“ fragte Lewis. „Entschuldigen Sie meine Neugier, aber ich frage aus einem bestimmten Grund.“
„Nein. Es ist niemand hier, der zu mir paßt. Aber das ist halb so schlimm, ich habe zuviel zu tun, um trübselig zu werden.“
„Ich verstehe.“
Lewis schwieg eine Weile. Sie waren zum Getreidesilo herübergeschlendert, wo zwei Fässer und ein darüber gelegtes Brett eine windgeschützte Sitzgelegenheit bildeten. Sie setzten sich wortlos, Joe streckte sich in der Sonne aus und beobachtete sie mit wachsamen braunen Augen. Lewis drückte seine Zigarre aus, starrte vor sich hin und sagte leicht verträumt, ohne Brock dabei anzusehen:
„Sie und Ihre Tiere hier machen das Beste aus der neuen Situation. Bis jetzt ist sie allerdings nicht besonders angenehm. Wünschen Sie sich die alte Zeit zurück?“
„Ich nicht, nein“, sagte Brock.
„Das dachte ich mir. Sie nehmen diese Wirklichkeit, die Ihnen geboten wird, mit all ihren unendlichen Möglichkeiten an, und Sie machen es gut. Das ist, was mein Zweig der Rasse auch zu tun versucht, Brock, und vielleicht werden Sie erfolgreicher sein als wir. Ich weiß es nicht. Und werde es vielleicht nie wissen, weil ich nicht lange genug lebe.
Aber ich will Ihnen etwas sagen. Ich war draußen im Weltraum – zwischen den Sternen –, und es hat noch weitere Expeditionen gegeben. Wir haben festgestellt, daß die Galaxis voller Leben ist, und es scheint überall dem der alten Erde zu gleichen: viele Formen und Arten, viele Zivilisationen, aber nirgendwo Wesen wie die neuen Menschen. Der durchschnittliche IQ des gesamten Universums liegt wahrscheinlich nicht viel höher als hundert. Es ist zu früh, um es mit Sicherheit sagen zu können, aber wir haben gute Gründe für diese Hypothese.
Und was sollen wir, die sogenannte normale Menschheit, mit unseren sonderbaren Fähigkeiten anfangen? Wo können wir etwas finden, das uns herausfordert und in Anspruch nimmt, etwas, das groß genug ist, um uns demütig zu machen, und uns eine Aufgabe stellt, der wir uns stolz widmen können? Ich glaube, unsere Antwort sind die Sterne. Das soll nicht heißen, daß wir die Absicht haben, ein galaktisches Imperium zu gründen. Eroberungswille ist etwas so Kindisches, daß wir es schon jetzt hinter uns gelassen haben. Wir wollen auch keine väterlichen Schutzengel sein, die all die ungezählten Welten hegen, pflegen und leiten, bis ihre Rassen zu kraftlos geworden sind, um auf den eigenen Füßen zu stehen. Nein, nichts von der Art.
Wir werden unsere eigene Zivilisation schaffen, eine, die sich zwischen den Sternen erstreckt und ihre eigenen inneren Werte und Vorstellungen, ihre Kämpfe und Hoffnungen haben wird – das bestimmende Moment für den Menschen ist immer noch der Mensch.
Aber ich glaube auch, daß diese Zivilisation einen Sinn, eine Aufgabe haben wird: Zum erstenmal in der Geschichte hat der Mensch wirklich ein Ziel, und ich denke, daß dieser neue Sinn über Tausende und Millionen von Jahren alles Leben im erreichbaren Universum erfassen und einschließen wird. Ich glaube, daß schließlich eine endgültige Harmonie erreicht werden wird, wie man sie jetzt nicht einmal erahnen kann.
Wir werden keine Götter sein, nicht einmal Leiter oder Führer. Aber wir – das heißt einige von uns – werden Gelegenheiten schaffen, Möglichkeiten geben. Wir werden darauf achten, daß das Böse nicht übermächtig wird und daß es dort Chancen und Hoffnung geben wird, wo sie am dringendsten von den Milliarden von bewußt denkenden Wesen
Weitere Kostenlose Bücher