Der Nebel weicht
Er hörte die weit entfernten Schreie, die voll von Unruhe und Einsamkeit waren. Die Sonne in dem bleichen Blau warf ihr helles, aber kaltes Licht über eine weite und leere Landschaft. Der scharfe Wind schnitt ihn in die Wangen, riß an seinen Kleidern und ließ die Bäume rauschen.
Er entfernte sich langsam vom Hauptgebäude, das trockene Gras raschelte unter seinen Füßen. Joe folgte ihm schweigend dichtauf. Aus dem Schuppen drang das Geräusch von Hämmern auf Stahlblech: Mehitabel und Mac bauten ihren Holzgasdestillator. Es war ein großer Spaß für sie, den sie sich nicht entgehen lassen wollten; und die Benzinvorräte gingen zur Neige. Einige der Leute waren in die Stadt gegangen, andere hielten ihren Mittagsschlaf nach dem Sonntagsessen. Brock war allein.
Er überlegte, ob er ein wenig mit Mehitabel schwatzen sollte. Nein, er würde sie ungestört arbeiten lassen; die Möglichkeit zur Konversation mit ihr war sowieso ziemlich begrenzt. Er entschloß sich, einen Spaziergang durch den Wald zu machen, es war schon später Nachmittag und ein viel zu schöner Tag, um ihn im Haus zu verbringen.
Ella Mae trat aus einer der Hütten und kicherte ihn an. „Hallo“, sagte sie.
„Oh, hallo“, antwortete er. „Wie geht’s?“
„Ach, gut. Willst du nicht hereinkommen? Es ist sonst keiner da.“
„Nein, danke“, wehrte er ab. „Ich … äh … ich muß einen Zaun reparieren.“
„Darf ich mitkommen?“ fragte sie schüchtern.
„Lieber nicht“, meinte er. „Wegen der Schweine, weißt du. Vielleicht sind sie noch immer in der Gegend.“
Ella Maes wasserblaue Augen füllten sich mit Tränen, dann senkte sie traurig den Kopf. „Um mich kümmerst du dich nie“, klagte sie.
„Vielleicht später, wenn ich etwas mehr Zeit habe“, sagte er rasch. „Ich bin immer beschäftigt. Aber das weißt du ja selbst.“ Er trat hastig den Rückzug an.
Ich muß einen Mann für sie finden, überlegte er. Es gibt noch genügend ihrer Art, die ziellos herumwandern. Es geht nicht, daß sie so hinter mir herrennt, es ist zu belastend für uns beide.
Er grinste schief. Führerschaft schien nur Verantwortung, aber wenig Freude mit sich zu bringen. Er war Anführer, Planer, Verwalter, Lehrer, Arzt, Vater, Beichtvater – und jetzt auch noch Heiratsvermittler!
Er bückte sich und streichelte Joe. Der Hund leckte ihm die rauhe Hand und wedelte erfreut mit dem Schwanz. Von Zeit zu Zeit fühlte Brock sich sehr einsam. Selbst ein Freund wie Joe konnte nicht alle Bedürfnisse befriedigen. An einem solchen Tag rauher Herbstwinde, kalten Lichts und fliegender Blätter, einem Tag, an dem die ganze Natur Abschied zu nehmen schien, empfand er seine Isolation besonders schmerzlich. Keine solchen Gedanken mehr, ermahnte er sich.
„Komm, Joe, wir gehen spazieren“, sagte er.
Der Hund blieb unbeweglich stehen und starrte nach oben. Brock hob ebenfalls den Blick und sah einen Lichtblitz, der ihn fast blendete.
Ein Luftschiff – irgendeine Art von Luftschiff. Und es landet!
Er stand mit geballten Fäusten da, spürte, wie der Wind ihn in die Haut biß, und hörte, wie er zwischen den Ästen und Zweigen hinter ihm heulte. Sein Herz schien ihm die Brust sprengen zu wollen, er schauderte unter der schweren Jacke und spürte den Schweiß in den Handflächen.
Immer mit der Ruhe, sagte er sich. Immer mit der Ruhe. Schön, das ist wahrscheinlich einer von ihnen. Er wird dich schon nicht beißen. Bisher hat uns noch niemand geschadet oder auch nur belästigt.
Das Flugzeug – ein langgestrecktes Oval ohne scharfe Kanten – sank langsam und lautlos wie ein fallendes Blatt nach unten und setzte auf. Brock sah keinen Antrieb, als er darauf zuging. Der Revolver in seinem Gürtel kam ihm plötzlich lächerlich vor und er fühlte sich wie ein kleiner Junge, der sich verkleidet hatte.
Er
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