Der Nebel weicht
mit?“
„Noch nicht“, erwiderte Corinth. „Ich bin zu müde.“ (Ich möchte ein wenig nachdenken.) „Ich gehe noch zum Strand.“
„Okay.“ Mandelbaum lächelte mit einer seltsamen Zärtlichkeit. „Gute Nacht.“
„Gute Nacht.“ Corinth wandte sich um und verließ die Lichtung, Helga begleitete ihn wortlos.
Sie erreichten den Strand, der im Mondschein wie Rauhreif glänzte. Jenseits des Riffs schäumte und donnerte die Brandung, und das Meer glänzte im kalten Schimmer der Phosphoreszenz.
Hoch über ihnen standen die Sterne in einem kristallklaren Himmel. Corinth spürte den Wind scharf und salzig in seinem Gesicht. Hinter ihm rumorte und flüsterte der Dschungel, und der Sand knirschte leise unter seinen Füßen. Er nahm das alles mit unnatürlicher Klarheit wahr, als sei er nicht mehr er selbst, sondern nur noch diese Sinneseindrücke.
Er sah Helga an, die seinen Arm hielt. Ihr Gesicht hob sich scharf vor der Dunkelheit ab, und ihr Haar, das sich gelöst hatte, flatterte weißschimmernd im Wind. Ihre beiden Schatten vereinigten sich zu einem, der schwarzblau auf den glitzernden Sand fiel. Er spürte den Rhythmus ihres Atems, als sie sich leicht an ihn lehnte.
Sie brauchten nicht zu sprechen, dafür war durch gemeinsames Schaffen und gegenseitige Beobachtung ein zu großes Verständnis, ein tiefes, wechselseitiges Kennen zwischen ihnen erwachsen, und jetzt standen sie eine Zeitlang schweigend da. Das Meer sprach zu ihnen, das gigantische Pulsieren der Wellen, das Dröhnen, wenn sie auf das Riff trafen, und das Rauschen, wenn sie zurückströmten. Der Wind flüsterte und murmelte unter dem Himmel.
Gravitation (Sonne, Mond, Sterne, die überwältigende Einheit der Raum-Zeit)
+ Korioliskraft (der Planet, der rotierend seinen Weg durch Kilometer und Jahre nimmt)
+ Flüssigkeitsreibung (die Ozeane, die zwischen schmalen Meerengen malen, wirbeln, röhren, schäumen und über Felsen zusammenschlagen)
+ Vulkanismus (Feuer, tief im Bauch des Planeten, das Übereinandergleiten unvorstellbarer Felsmassen, Rauch und Lava, das Aufsteigen neuer Berge mit Schnee auf ihren Schultern)
+ Temperaturunterschiede (Sonnenlicht wie warmer Regen, Eis und Dunkelheit, Wolken, Nebel, Wind und Sturm)
+ Chemische Reaktionen (dunkle, fruchtbare Erde, verbrauchte Luft, die wieder erneuert wird, Felsen in Rot, Blau und Ocker; Leben, Träume, Tod, Wiedergeburt und leuchtende Träume)
IST GLEICH :
Diese unsere Welt, und siehe – sie ist schön.
Trotzdem war eine müde Leere und Verlassenheit in dem Mann, und nach einer Weile wandte er sich wie trostsuchend an die Frau:
„Leicht“, sagte er, und Wort und Tonfall bedeuteten: (Es war zu leicht für sie und für uns. Sie waren von einem heiligen Eifer beseelt, diese Männer. Es hätte ganz anders enden müssen. Feuer und Wut, Kampf, Zerstörung und der unbeugsame Stolz des Menschen vor den Göttern.)
„Nein“, entgegnete sie. „So war es besser.“ Schweigend, ruhig: (Gnade, Mitleid und Verständnis. Wir sind keine wilden Tiere mehr, die dem Schicksal die Zähne zeigen.)
Ja, das ist die Zukunft. Vergiß allen blutigen Ruhm.
„Aber wie wird unser Morgen aussehen?“ fragte er. (Wir stehen auf den Trümmern einer Welt, blicken in ein leeres Universum, das nur wir selbst füllen können und müssen. Da ist niemand, der uns dabei helfen wird.)
„Sofern es nicht doch eine Bestimmung gibt“ (Gott, Schicksal, menschliche Tapferkeit), sagte sie.
„Vielleicht gibt es so etwas“, murmelte Corinth nachdenklich. „Absichtlich oder nicht, uns wurde ein Universum in die Hände gelegt.“
Sie stellte eine stumme Frage, wußte, daß er den Mut, den er so dringend brauchte, aufbringen würde, um ihr zu antworten: (Haben wir das Recht, es
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