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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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wel­che.“
    „Ha­ben Sie auch Pan­zer und Flug­zeu­ge?“ frag­te Man­del­baum. Er war­te­te einen Au­gen­blick, bis der an­de­re die Be­deu­tung der Fra­ge er­faßt hat­te, und fuhr rasch fort: „Se­hen Sie, Mr. Gan­try, es sind sechs oder sie­ben Mil­lio­nen Leu­te in der Stadt ge­blie­ben. Falls wir ih­nen kei­ne re­gel­mä­ßi­ge Nah­rungs­ver­sor­gung si­chern kön­nen, wer­den sie ster­ben. Kann Ih­re Ver­ei­ni­gung ru­hig zu­se­hen, wie sie­ben Mil­lio­nen un­schul­di­ge Män­ner, Frau­en und Kin­der Hun­gers ster­ben, wäh­rend Sie auf mehr Nah­rung sit­zen, als Sie es­sen kön­nen? Nein. Sie sind an­stän­di­ge Men­schen. Sie kön­nen es nicht.“
    „Ich weiß nicht“, sag­te Gan­try grim­mig. „Nach dem, was der Mob ge­tan hat, der sich letz­ten Mo­nat aus der Stadt er­gos­sen hat …“
    „Glau­ben Sie mir, die Stadt­ver­wal­tung hat al­les in ih­rer Macht Ste­hen­de ge­tan, um ihn auf­zu­hal­ten. Wir ha­ben zum Teil ver­sagt, die Pa­nik war zu groß, aber wir ha­ben da­für ge­sorgt, daß sich nicht die gan­ze Stadt über Sie er­goß.“ Man­del­baum preß­te die Fin­ger­spit­zen an­ein­an­der und sag­te be­tont sach­lich: „Falls Sie aber wirk­lich Mons­ter sein soll­ten, las­sen Sie die Zu­rück­ge­blie­be­nen ein­fach ver­hun­gern. Nur, daß die da­bei na­tür­lich nicht mit­spie­len. Frü­her oder spä­ter wür­den sie über Sie her­fal­len – das wä­re dann un­ser al­ler Un­ter­gang.“
    „Si­cher, si­cher.“ Gan­try kne­te­te sei­ne großen ro­ten Hän­de. Ir­gend­wie sah er sich in die De­fen­si­ve ge­drängt. „Es ist ja nicht so, daß wir drau­ßen auf dem Land Schwie­rig­kei­ten ma­chen wol­len. Es ist nur … na ja, wir er­zeu­gen die Le­bens­mit­tel für euch, aber ihr be­zahlt sie nicht. Ihr nehmt sie euch ein­fach nur. Eu­re Schuld­ver­schrei­bun­gen be­deu­ten gar nichts. Was kön­nen wir uns da­für kau­fen?“
    „Nichts, im Au­gen­blick“, gab Man­del­baum of­fen zu. „Aber glau­ben Sie mir, das ist we­der un­se­re Ab­sicht noch un­se­re Schuld. Die Men­schen hier wol­len durch­aus ar­bei­ten. Es ist al­les nur noch nicht aus­rei­chend or­ga­ni­siert. Wenn wir das erst ein­mal ge­schafft ha­ben, wer­den die Schuld­ver­schrei­bun­gen Ma­schi­nen, Klei­dung und so wei­ter für euch be­deu­ten. Falls ihr uns aber ver­hun­gern laßt – wo bleibt dann eu­er Markt?“
    „Das wur­de in un­se­rer Ver­samm­lung auch al­les ge­sagt“, er­wi­der­te Gan­try. „Die Fra­ge ist: Wel­che Ga­ran­tie ha­ben wir, daß Sie Ih­re Sei­te des Han­dels er­fül­len?“
    „Hö­ren Sie, Mr. Gan­try, wir wol­len ko­ope­rie­ren. Wir sind be­reit, ei­nem Ver­tre­ter Ih­rer Grup­pe einen Sitz im Stadt­rat an­zu­bie­ten. Wie soll­ten wir Sie da noch be­trü­gen kön­nen?“
    „Hmmm …“ Gan­try kniff über­le­gend die Au­gen zu­sam­men. „Wie vie­le Mit­glie­der hat der Stadt­rat ins­ge­samt?“
    Sie han­del­ten ei­ne Wei­le, und Gan­try ging mit ei­nem An­ge­bot der Stadt über vier Sit­ze und ei­nem Ve­to­recht für al­le Ent­schei­dun­gen, die die Land­wirt­schafts­po­li­tik be­tra­fen. Man­del­baum war si­cher, daß die Far­mer es ak­zep­tie­ren wür­den, denn es sah wie ein kla­rer Sieg ih­rer In­ter­es­sen aus.
    Er grins­te still in sich hin­ein. Wie de­fi­niert man einen Sieg? Das Ve­to­recht be­deu­te­te gar nichts, denn die Land­wirt­schafts­po­li­tik der Stadt war so­wie­so di­rekt, of­fen und ehr­lich. Die Stadt, ja, der Staat und das gan­ze Land wür­den von der Wie­der­ver­ei­ni­gung ei­nes so großen Be­reichs pro­fi­tie­ren. Viel­leicht wür­de die auf­ge­häuf­te Schuld ge­gen­über den Far­mern nie be­zahlt wer­den – die Ge­sell­schaft ver­än­der­te sich so rasch, daß es in ei­ni­gen Jah­ren mög­li­cher­wei­se kei­ne Städ­te mehr gab –, aber das war un­wich­tig, wenn auch be­dau­er­lich. Was jetzt zähl­te, war das Über­le­ben.
    „North und Mor­gan“, kün­dig­te die Ge­gen­sprech­an­la­ge an.
    Man­del­baum rich­te­te sich auf. Das hier wür­de schwie­ri­ger wer­den. Der Boß der Ha­fen­ar­bei­ter und der ver­rück­te po­li­ti­sche Theo­re­ti­ker ver­folg­ten ih­re ei­ge­nen

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