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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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ent­fernt, Wla­di­mir Iwa­no­witsch.“ Der Bart des Pries­ters be­weg­te sich im Takt sei­ner Wor­te. Er war durch den Re­gen be­netzt und hing steif über sei­ne ein­fa­che Kut­te. „Sie fah­ren im Kreis und kom­men uns nicht nä­her; viel­leicht führt Gott sie in die Ir­re.“
    Pan­jusch­kin zuck­te mit den Schul­tern. Er für sein Teil war Ma­te­ria­list, aber wenn der Mann Got­tes ge­willt war, ihm ge­gen die so­wje­ti­sche Re­gie­rung zu hel­fen, war er froh, die­se Hil­fe zu ak­zep­tie­ren. „Viel­leicht ha­ben sie auch nur an­de­re Plä­ne“, er­wi­der­te er. „Ich glau­be, wir soll­ten Fjo­dor Alex­an­dro­witsch kon­sul­tie­ren.“
    „Es ist nicht gut für ihn, daß er so oft ver­wen­det wird, mein Sohn“, sag­te der Pries­ter. „Er ist sehr mü­de.“
    „Das sind wir al­le, mein Freund“, mein­te Pan­jusch­kin ton­los. „Aber das hier ist ei­ne Schlüs­sel­ope­ra­ti­on. Wenn es uns ge­lingt, nach Ki­ro­wa­grad durch­zu­sto­ßen, kön­nen wir die Ukrai­ne vom Rest des Lan­des iso­lie­ren. Dann kön­nen sich die ukrai­ni­schen Na­tio­na­lis­ten mit der Hoff­nung auf Er­folg er­he­ben.“
    Er pfiff lei­se ein paar No­ten mit ei­ner großen Be­deu­tung. Mu­sik konn­te zu ei­ner Spra­che ge­macht wer­den. Der ge­sam­te Auf­stand im so­wje­ti­schen Im­pe­ri­um hing zum Teil von ge­hei­men Spra­chen ab, die über Nacht ge­schaf­fen wor­den wa­ren.
    Der Sen­si­ti­ve kam aus dem trop­fen­den Un­ter­holz, das Pan­jusch­kins Trup­pen ver­barg. Für sei­ne vier­zehn Jah­re war er klein, und sei­ne Au­gen blick­ten aus­drucks­los und leer. Der Pries­ter be­merk­te die hek­ti­sche Rö­te auf sei­nen Wan­gen und be­kreu­zig­te sich, wäh­rend er ein Ge­bet für den Jun­gen mur­mel­te. Es war schlimm, daß sie ihn so­fort in An­spruch neh­men muß­ten, aber wenn die Gott­lo­sen über­haupt be­siegt wer­den soll­ten, dann muß­te es bald ge­sche­hen, und oh­ne die Sen­si­ti­ven ging es nicht. Sie wa­ren die un­zer­reiß­ba­ren, nicht ab­hör­ba­ren ge­hei­men Ver­bin­dun­gen der Re­bel­len von Wla­di­wo­stock bis Ri­ga, und die Bes­ten von ih­nen wa­ren Spio­ne, wie sie kei­ne Ar­mee der Welt je zu­vor ge­habt hat­te. Aber es gab im­mer noch vie­le, die zu den al­ten Her­ren stan­den, aus ge­dan­ken­lo­ser Loya­li­tät, aus Furcht oder Ego­is­mus – und sie ver­füg­ten über den größ­ten Teil der Waf­fen. Da­her hat­ten die Re­bel­len ein völ­lig neu­es Kon­zept der Kriegs­füh­rung ent­wi­ckeln müs­sen.
    Ein Volk mag sei­ne Re­gie­rung viel­leicht has­sen, dul­det sie aber, weil es weiß, daß je­ne, die Wi­der­stand leis­ten oder auch nur pro­tes­tie­ren, ster­ben wer­den. Wenn es aber ge­lingt, al­le Men­schen da­zu zu brin­gen, gleich­zei­tig zu han­deln – oder mit ei­ner letzt­end­lich töd­li­chen Fried­fer­tig­keit den Ge­hor­sam zu ver­wei­gern –, kann die Re­gie­rung nur ei­ni­ge we­ni­ge er­schie­ßen. Von ih­ren Wur­zeln der Kraft, dem Land und der Be­völ­ke­rung, ab­ge­schnit­ten, ist ei­ne Re­gie­rung höchst ver­wund­bar, und es könn­te we­ni­ger als ei­ner Mil­li­on be­waff­ne­ter Män­ner ge­lin­gen, sie zu stür­zen.
    „Da hin­ten ist ein ro­ter Stern“, sag­te Pan­jusch­kin und deu­te­te in den fal­len­den Re­gen. „Kannst du uns sa­gen, was sie vor­ha­ben, Fjo­dor Alex­an­dro­witsch?“
    Der Jun­ge setz­te sich auf den trie­fen­den, durch­näß­ten Ab­hang des Hü­gels und schloß die Au­gen. Pan­jusch­kin be­ob­ach­te­te ihn ernst. Es war an­stren­gend ge­nug, mit zehn­tau­send an­de­ren Sen­si­ti­ven über den ge­sam­ten Kon­ti­nent hin­weg in Ver­bin­dung zu ste­hen, das Er­fas­sen ei­nes nicht ver­wand­ten Geis­tes wür­de ihn bis an die Gren­zen sei­ner Leis­tungs­fä­hig­keit be­las­ten. Aber es muß­te ge­tan wer­den.
    „Da ist … sie wis­sen von uns.“ Die Stim­me des Jun­gen schi­en von sehr weit her zu kom­men. „Sie … ha­ben … In­stru­men­te. Ihr Me­tall riecht uns. Sie … nein, es ist der Tod! Sie sen­den den Tod!“ Er öff­ne­te die Au­gen, at­me­te auf­keu­chend ein und ver­lor das Be­wußt­sein. Der Pries­ter knie­te sich hin, nahm ihn hoch und warf Pan­jusch­kin

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