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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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mi­nu­ten­lang still da und zit­ter­te so hef­tig, daß er sich nicht rüh­ren konn­te. Als er schließ­lich aus dem Wa­gen klet­ter­te, den Schrau­ben­schlüs­sel lo­se in ei­ner Hand, war der Ele­fant schon zum Heu­stock ge­gan­gen und stopf­te sich ru­hig den Ra­chen voll. Und zwei klei­ne, haa­ri­ge Ge­stal­ten hock­ten vor dem Wa­gen auf dem Bo­den. Joe bell­te schwach und hum­pel­te zu sei­nem Herrn. „Ru­hig, Jun­ge“, mur­mel­te Brock. Er stand auf kraft­lo­sen Bei­nen da und blick­te in das runz­li­ge, brau­ne Ge­sicht des Schim­pan­sen, der die Schrot­flin­te hielt.
    „Okay“, sag­te er schließ­lich. Der dün­ne Re­gen fiel ei­sig auf­sein schweiß­be­deck­tes Ge­sicht. „Okay, du bist mo­men­tan der Boß. Was willst du?“
    Der Schim­pan­se sah ihn lan­ge ein­dring­lich an. Es war ein Männ­chen, be­merk­te Brock, und der an­de­re war ein Weib­chen. Und er er­in­ner­te sich, ge­le­sen zu ha­ben, daß die tro­pi­schen Af­fen das nörd­li­che Kli­ma nicht son­der­lich gut ver­tru­gen. Die hier muß­ten aus dem Zir­kus sein, von dem der Mann im Su­per­markt ge­spro­chen hat­te, über­leg­te er. Sie muß­ten das Ge­wehr ge­stoh­len ha­ben und den Ele­fan­ten mit­ge­nom­men oder ein Ab­kom­men mit ihm ge­trof­fen ha­ben. Jetzt …
    Der Schim­pan­se schau­der­te. Dann, sehr lang­sam, den Men­schen nicht aus den Au­gen las­send, leg­te er das Ge­wehr bei­sei­te, ging zu Brock hin­über und zupf­te an sei­ner Ja­cke.
    „Kannst du mich ver­ste­hen?“ frag­te Brock. Er war zu mü­de, um zu wür­di­gen, wie phan­tas­tisch die­se Sze­ne wirk­lich war. „Kannst du Eng­lisch?“
    Er be­kam kei­ne Ant­wort, aber der Af­fe fuhr fort, an Brocks Klei­dung zu zup­fen, nicht hef­tig, aber mit ei­ner be­deut­sa­men Hart­nä­ckig­keit. Nach ei­ner Wei­le deu­te­te die lang­fing­ri­ge Hand des Af­fen von der Ja­cke auf sich und auf sei­ne Part­ne­rin.
    „Hm“, mein­te Brock sanft, „ich glau­be, ich ha­be ver­stan­den. Du hast Angst und brauchst mensch­li­che Hil­fe, du möch­test nur nicht wie­der in ei­nem Kä­fig sit­zen. Ist es das?“
    Kei­ne Ant­wort, aber die Au­gen des We­sens sa­hen ihn bit­tend, fast fle­hend an.
    „Al­so gut“, sag­te Brock, „ihr seid recht­zei­tig vor­bei­ge­kom­men, um mir wirk­lich zu hel­fen, und du tö­test mich nicht, ob­wohl es dir jetzt ein leich­tes wä­re.“ Er hol­te tief Luft. „Und Gott weiß, daß ich hier Hil­fe ge­brau­chen kann, ihr bei­de und eu­er Ele­fant könn­ten ge­nau den ent­schei­den­den Un­ter­schied be­deu­ten. Und … und … Okay, ein­ver­stan­den.“
    Er zog die Ja­cke aus und gab sie dem Schim­pan­sen. Der Af­fe schnat­ter­te lei­se und schlüpf­te hin­ein. Sie paß­te nicht sehr gut, und Brock muß­te la­chen. Dann straff­te er sei­ne ge­beug­ten Schul­tern. „Al­so gut. Fein. Wir wer­den al­le zu­sam­men wil­de Tie­re sein. Okay? Kommt ins Haus, dort gibt’s was zu es­sen.“

 
9
     
    Wla­di­mir Iwa­no­witsch Pan­jusch­kin stand un­ter den Bäu­men, ließ den Re­gen auf den Helm trop­fen und an den Schul­tern sei­nes Man­tels her­un­ter­rin­nen. Es war ein gu­ter Man­tel – er hat­te ihn nach der letz­ten Schlacht ei­nem Oberst ab­ge­nom­men – und ließ das Was­ser ab­per­len wie das Fe­der­kleid ei­ner En­te. Daß das Was­ser in sei­nen Stie­feln stand war nicht so wich­tig.
    Sein Blick schweif­te den Ab­hang des Hü­gels hin­un­ter, über den Rand des Wal­des und dann ins Tal, wo ihm der fal­len­de Re­gen die Sicht ab­schnitt. Nichts au­ßer dem un­abläs­sig rin­nen­den Re­gen rühr­te sich, und nichts au­ßer sei­nem stän­di­gen Plät­schern und Pras­seln war zu hö­ren. Das In­stru­ment aber be­haup­te­te, daß ei­ne Ein­heit der Ro­ten Ar­mee in der Nä­he sei.
    Er sah es an, es lag in der Hand des Pries­ters. Die Na­del war durch das Was­ser, das über die Glas­schei­be der An­zei­ge rann, nicht deut­lich zu er­ken­nen, aber man konn­te se­hen, daß die Na­del tanz­te. Er ver­stand das Ding nicht – der Pries­ter hat­te es aus ei­nem er­beu­te­ten Ra­dio ge­baut –, aber es hat­te schon mehr­fach recht­zei­tig ge­warnt.
    „Ich wür­de sa­gen, sie sind un­ge­fähr zehn Ki­lo­me­ter

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