Der Nebel weicht
minutenlang still da und zitterte so heftig, daß er sich nicht rühren konnte. Als er schließlich aus dem Wagen kletterte, den Schraubenschlüssel lose in einer Hand, war der Elefant schon zum Heustock gegangen und stopfte sich ruhig den Rachen voll. Und zwei kleine, haarige Gestalten hockten vor dem Wagen auf dem Boden. Joe bellte schwach und humpelte zu seinem Herrn. „Ruhig, Junge“, murmelte Brock. Er stand auf kraftlosen Beinen da und blickte in das runzlige, braune Gesicht des Schimpansen, der die Schrotflinte hielt.
„Okay“, sagte er schließlich. Der dünne Regen fiel eisig aufsein schweißbedecktes Gesicht. „Okay, du bist momentan der Boß. Was willst du?“
Der Schimpanse sah ihn lange eindringlich an. Es war ein Männchen, bemerkte Brock, und der andere war ein Weibchen. Und er erinnerte sich, gelesen zu haben, daß die tropischen Affen das nördliche Klima nicht sonderlich gut vertrugen. Die hier mußten aus dem Zirkus sein, von dem der Mann im Supermarkt gesprochen hatte, überlegte er. Sie mußten das Gewehr gestohlen haben und den Elefanten mitgenommen oder ein Abkommen mit ihm getroffen haben. Jetzt …
Der Schimpanse schauderte. Dann, sehr langsam, den Menschen nicht aus den Augen lassend, legte er das Gewehr beiseite, ging zu Brock hinüber und zupfte an seiner Jacke.
„Kannst du mich verstehen?“ fragte Brock. Er war zu müde, um zu würdigen, wie phantastisch diese Szene wirklich war. „Kannst du Englisch?“
Er bekam keine Antwort, aber der Affe fuhr fort, an Brocks Kleidung zu zupfen, nicht heftig, aber mit einer bedeutsamen Hartnäckigkeit. Nach einer Weile deutete die langfingrige Hand des Affen von der Jacke auf sich und auf seine Partnerin.
„Hm“, meinte Brock sanft, „ich glaube, ich habe verstanden. Du hast Angst und brauchst menschliche Hilfe, du möchtest nur nicht wieder in einem Käfig sitzen. Ist es das?“
Keine Antwort, aber die Augen des Wesens sahen ihn bittend, fast flehend an.
„Also gut“, sagte Brock, „ihr seid rechtzeitig vorbeigekommen, um mir wirklich zu helfen, und du tötest mich nicht, obwohl es dir jetzt ein leichtes wäre.“ Er holte tief Luft. „Und Gott weiß, daß ich hier Hilfe gebrauchen kann, ihr beide und euer Elefant könnten genau den entscheidenden Unterschied bedeuten. Und … und … Okay, einverstanden.“
Er zog die Jacke aus und gab sie dem Schimpansen. Der Affe schnatterte leise und schlüpfte hinein. Sie paßte nicht sehr gut, und Brock mußte lachen. Dann straffte er seine gebeugten Schultern. „Also gut. Fein. Wir werden alle zusammen wilde Tiere sein. Okay? Kommt ins Haus, dort gibt’s was zu essen.“
9
Wladimir Iwanowitsch Panjuschkin stand unter den Bäumen, ließ den Regen auf den Helm tropfen und an den Schultern seines Mantels herunterrinnen. Es war ein guter Mantel – er hatte ihn nach der letzten Schlacht einem Oberst abgenommen – und ließ das Wasser abperlen wie das Federkleid einer Ente. Daß das Wasser in seinen Stiefeln stand war nicht so wichtig.
Sein Blick schweifte den Abhang des Hügels hinunter, über den Rand des Waldes und dann ins Tal, wo ihm der fallende Regen die Sicht abschnitt. Nichts außer dem unablässig rinnenden Regen rührte sich, und nichts außer seinem ständigen Plätschern und Prasseln war zu hören. Das Instrument aber behauptete, daß eine Einheit der Roten Armee in der Nähe sei.
Er sah es an, es lag in der Hand des Priesters. Die Nadel war durch das Wasser, das über die Glasscheibe der Anzeige rann, nicht deutlich zu erkennen, aber man konnte sehen, daß die Nadel tanzte. Er verstand das Ding nicht – der Priester hatte es aus einem erbeuteten Radio gebaut –, aber es hatte schon mehrfach rechtzeitig gewarnt.
„Ich würde sagen, sie sind ungefähr zehn Kilometer
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