Der Nebel weicht
Korallentierchen hatte es wachsen lassen, die Zeit hatte ihre rauhe Oberfläche in fruchtbaren Boden verwandelt, und die Samen der Pflanzen hatten ihre lange Reise mit dem Wind gemacht, um ihn zu finden. Die See hatte ein paar Kokosnüsse an Land gespült, und jetzt gab es Bäume. Sie standen dort vielleicht Hunderte von Jahren, bis ein Kanu über den Rand der Welt kam.
Es brachte die Polynesier, hochgewachsene, braune Männer, die weit gewandert waren auf ihrer Suche nach Hawaiki, der Wunderbaren. Nur die Sonne und das Salz auf ihrer Haut waren ihre Begleiter gewesen, aber die große Leere der See hatte sie nicht geschreckt, denn sie hatten die Sterne und die Strömungen, die sie leiteten, und ihre Arme, um zu paddeln, tohiha, hioha, itoki, itoki! Als sie ihr Boot an Land gezogen und Non, dem Haifischzähnigen ihr Opfer gebracht hatten, wanden sie Hibiskusblüten in ihr langes Haar und tanzten auf dem Strand; denn sie hatten die Insel gesehen, und sie war gut.
Dann fuhren sie wieder fort, aber im nächsten Jahr – oder im Jahr darauf oder dem Jahr danach, denn der Ozean war groß, und die Zeit war unermeßlich – kehrten sie mit anderen zurück, brachten Frauen und Schweine mit, und die Nachtfeuer brannten an allen Stränden. Später dann erhob sich ein Dorf aus Strohhütten, und nackte, braune Kinder tummelten sich in der Brandung, während die Fischer mit viel Gelächter aufs Meer hinausfuhren. Und so verstrichen hundert Jahre oder zweihundert, bis die bleichen Männer kamen.
Ihre großen Kanus mit den weißen Schwingen liefen die friedliche Insel nur wenige Male an, weil sie nicht allzu bedeutend war; aber sie brachten trotzdem wie überall ihre Ladung aus Windpocken, Masern und Tuberkulose mit, so daß nicht viele des braunen Volks übrigblieben. Später entwickelte sich, von kaukasischem Blut unterstützt, eine gewisse Widerstandsfähigkeit, und es wurde Zeit für Kopraplantagen, Religion, Seife und internationale Konferenzen, auf denen darüber entschieden wurde, ob dieses Atoll gemeinsam mit vielen anderen London, Paris, Berlin oder Washington gehören sollte – große Dörfer am anderen Ende der Welt.
Schließlich wurde ein Modus vivendi gefunden, zu dem Kopra, Christentum, Tabak und Handelsschoner gehörten. Die Bewohner der Insel, die unterdessen bereits aus einem Gemisch verschiedener Rassen bestanden, waren einigermaßen zufrieden, obwohl sie jetzt mehr Sorgen als früher hatten; und als einer ihrer jungen Männer, der durch eine Verkettung seltsamer Zufälle in Amerika studiert hatte, zurückkehrte und den alten Zeiten nachtrauerte, wurde er von den Leuten ausgelacht.
Dann entschied irgend jemand in einem Büro auf der anderen Seite der Welt, daß die Insel gebraucht werde. Vielleicht für einen Marinestützpunkt oder als Versuchsstation – die bleichen Männer führten so viele Kriege und verbrachten den Rest ihrer Zeit damit, neue vorzubereiten. Es spielt keine Rolle mehr, für welche Zwecke das Atoll damals benötigt wurde, denn es sind keine Menschen mehr dort. Die Eingeborenen wurden irgendwohin umgesiedelt und verbrachten ihre letzten Jahre krank vor Heimweh. Darum kümmerte sich allerdings niemand, denn das Atoll wurde zur Verteidigung der Freiheit des Abendlandes benötigt, und nach einiger Zeit waren die letzten Angehörigen der alten Generation gestorben, und die jungen Leute dachten nicht mehr daran. Inzwischen störten die Weißen das friedliche Leben der Möwen, indem sie Gebäude errichteten und die Lagune mit Schiffen füllten.
Dann wurde die Insel aus irgendeinem unwichtigen Grund wieder verlassen. Vielleicht war ein Vertrag
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