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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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auf­ge­scheuch­ter Pa­pa­gei lärm­te in der Dun­kel­heit. Ab­ge­se­hen da­von herrsch­ten Schlaf und Stil­le.
    Wei­ter land­ein­wärts mo­der­ten die Rui­nen der al­ten Ba­ra­cken in ih­rem Lei­chen­tuch aus Schling­pflan­zen. Gru­ne­wald roch ih­re Blü­ten und den schwe­ren Dunst von ver­rot­ten­dem Holz – ein Duft, der ihn schwind­lig mach­te. Auf der an­de­ren Sei­te der Rui­nen stan­den ei­ni­ge kürz­lich er­rich­te­te Zel­te, und über ih­nen rag­te das Raum­schiff em­por.
    Ein in sei­nen kla­ren Li­ni­en schö­nes Ge­bil­de, das im Licht des Mon­des wie ei­ne schlan­ke Säu­le aus grau­em Eis zu den Ster­nen wies. Gru­ne­wald be­trach­te­te es mit ei­ner selt­sa­men Mi­schung von Ge­füh­len: un­ge­stü­mer Stolz über den Er­folg, tie­fe Be­wun­de­rung über die Schön­heit der Kon­struk­ti­on, Be­dau­ern dar­über, daß er bald die tran­szen­den­te Lo­gik nicht mehr be­grei­fen wür­de, die den ra­schen Ent­wurf und Bau des Schif­fes mög­lich ge­macht hat­te.
    Er sah Man­zel­li an. „Ich be­nei­de Sie, mein Freund.“
    Ei­ni­ge der Män­ner wür­den mit dem Schiff auf­stei­gen, es in den Or­bit len­ken und die ab­schlie­ßen­den Ar­bei­ten leis­ten, die nö­tig wa­ren, um den Feld­ge­ne­ra­tor an Bord zu jus­tie­ren und in Be­trieb zu set­zen. Dann wür­den sie ster­ben, denn es war nicht ge­nug Zeit ge­blie­ben, um Vor­keh­run­gen für ei­ne Rück­kehr zu schaf­fen.
    Gru­ne­wald fühl­te sich von der Zeit ge­hetzt. Bald muß­te das nächs­te Ster­nen­schiff fer­tig sein, und an an­de­ren Or­ten ent­stan­den wei­te­re. Dann wür­de der Vor­marsch der Ras­se und der Zeit nicht mehr auf­zu­hal­ten sein. Heu­te nacht wur­de die letz­te Hoff­nung der Mensch­heit – der mensch­li­chen Mensch­heit – vor­be­rei­tet; wenn das Un­ter­neh­men fehl­schlug, wür­de es nie­mals mehr ei­ne neue Hoff­nung ge­ben.
    „Ich glau­be“, sag­te er, „daß die gan­ze Welt vor Son­nen­auf­gang vor Er­leich­te­rung auf­stöh­nen wird.“
    „Nein“, ent­geg­ne­te der Aus­tra­lier prak­tisch. „Sie wer­den wü­ten­der sein als ein Nest voll Hor­nis­sen. Es wird ei­ni­ge Zeit dau­ern, bis sie er­ken­nen, daß sie ge­ret­tet wur­den.“
    Nun, es wür­de ge­nug Zeit ge­ben. Das Raum­schiff war mit Ver­tei­di­gungs­an­la­gen aus­ge­rüs­tet, zu de­ren Über­win­dung Men­schen mit ei­nem Prä-Ver­än­de­rungs-Stan­dard mehr als ein Jahr­hun­dert be­nö­ti­gen wür­den. Sei­ne Ro­bo­ter wür­den al­le Ra­ke­ten und Schif­fe zer­stö­ren, die sich ihm von der Er­de aus nä­her­ten. Und der Mensch, die ge­sam­te Ras­se, wür­de die Chan­ce ha­ben, wie­der zu Atem zu kom­men und sich an sei­ne al­ten Sehn­süch­te und Freu­den zu er­in­nern, und da­nach wür­de er nie­mals mehr ver­su­chen, das Raum­schiff zu zer­stö­ren.
    Die an­de­ren Män­ner ent­lu­den das Flug­zeug und schlepp­ten die emp­find­li­che La­dung her­an. Dann mach­ten Gru­ne­wald und Man­zel­li sich an die Ar­beit; sie pack­ten die Kis­ten vor­sich­tig aus.
    Des­halb be­merk­ten sie auch den laut­lo­sen Schat­ten nicht, der wie ein Hai der Luft be­ob­ach­tend über ih­nen schweb­te. Erst als er sie an­sprach, blick­ten sie auf.
    Die ver­stärk­te Stim­me klang freund­lich, fast ein we­nig mit­lei­dig: „Tut mir leid, daß ich euch ent­täu­schen muß, aber ihr seid weit ge­nug ge­gan­gen.“
    Gru­ne­wald starr­te zu­sam­men­zu­ckend nach oben, sah den Stahl­schim­mer in der Nacht, und sein Herz setz­te für einen Mo­ment aus. Der Rus­se zog ei­ne Pis­to­le und feu­er­te. Die Schüs­se rich­te­ten nichts aus und ver­klan­gen im mo­no­to­nen To­sen der Bran­dung. Auf­ge­schreck­te Vö­gel be­gan­nen zu krei­schen, und ih­re Flü­gel flat­ter­ten laut zwi­schen den lei­se rau­schen­den Pal­men.
    Man­zel­li fluch­te, wir­bel­te auf dem Ab­satz her­um und stürz­te in das Raum­schiff. Es ent­hielt Ka­no­nen, die je­ne schwe­ben­de Dro­hung her­ab­schie­ßen konn­ten und … Gru­ne­wald, der in De­ckung ging, sah einen Turm in der Flan­ke des Schif­fes her­um­schwin­gen und ein Ge­schütz­rohr, das sich him­mel­wärts rich­te­te. Er warf sich zu Bo­den. Die Ka­no­ne

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