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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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muß­te das nächs­te Schiff ein Traum an Per­fek­ti­on sein: so als ob die Ge­brü­der Wright als zwei­ten Pro­to­typ einen Dü­sen­klip­per ge­baut hät­ten. Er nahm an, daß er noch die Zeit er­le­ben wür­de, wo die Ent­wick­lung von Na­tur­wis­sen­schaft und Tech­nik ei­ne letz­te, end­gül­ti­ge Gren­ze er­rei­chen wür­de, die nur noch durch die Na­tur­ge­set­ze selbst be­stimmt war. Da­nach wür­de sich der Mensch neue Zie­le set­zen und ein an­de­res Feld in­tel­lek­tu­el­len Aben­teu­ers fin­den müs­sen, und er glaub­te zu wis­sen, was das sein wür­de. Er be­trach­te­te den an­wach­sen­den Pla­ne­ten mit zärt­li­cher Weh­mut. Ave at­que va­le!
    Die Si­chel, die sie bis­her haupt­säch­lich ge­se­hen hat­ten, wur­de zu ei­ner fle­cki­gen, wöl­ken ver­han­ge­nen Schei­be, als ih­re Bahn sie zur Tag­sei­te führ­te. Dann, fast un­merk­lich, lag der Pla­net nicht mehr vor, son­dern un­ter ih­nen, und sie hör­ten das ers­te dün­ne Krei­schen ver­dräng­ter Luft. Sie stri­chen über die Wei­te des mond­be­schie­ne­nen Pa­zi­fiks, brems­ten, sa­hen die Mor­gen­däm­me­rung über der Si­er­ra Ne­va­da und hat­ten bald das sil­ber­ne Band des Miss­is­sip­pi er­reicht, das sich durch die Wei­ten des Mit­tel­wes­tens schlän­gel­te. Dann san­ken sie nach un­ten, und die Spit­zen Man­hat­t­ans rag­ten vor dem Meer auf.
    Co­rinths Herz häm­mer­te. Sei still, be­fahl er ihm, sei still und war­te. Wir ha­ben jetzt Zeit. Er steu­er­te das Schiff in Rich­tung Brook­ha­ven, wo der Raum­ha­fen als häß­li­cher grau­er Fleck war­te­te und sah einen an­de­ren glän­zen­den Speer, der sich in den Him­mel streck­te. Al­so hat­ten sie schon mit dem nächs­ten Schiff be­gon­nen.
    Ein klei­ner Stoß er­schüt­ter­te das Schiff, als es in der Lan­de­vor­rich­tung auf­setz­te. Le­wis beug­te sich vor und schal­te­te die Ma­schi­nen aus. Als sie erstar­ben, schi­en das plötz­li­che Schwei­gen in Co­rinths Oh­ren wi­der­zu­hal­len. Ihm war gar nicht be­wußt ge­we­sen, wie sehr das end­lo­se Dröh­nen zu ei­nem Teil von ihm ge­wor­den war.
    „Al­so los!“ Er war aus dem Ses­sel und an der Schleu­se, be­vor Le­wis sich über­haupt rüh­ren konn­te. Sei­ne Fin­ger zit­ter­ten, als sie über kom­pli­zier­te Mus­ter für das elek­tro­ni­sche Schloß web­ten. Die in­ne­re Tür schwang sanft und ge­räusch­los auf, und dann öff­ne­te sich auch die äu­ße­re. Ein Wind­stoß trieb nach Salz und Meer rie­chen­de Luft hin­ein.
    Shei­la! Wo ist Shei­la? Er has­te­te un­be­hol­fen die Lei­ter her­un­ter, sei­ne dunkle Ge­stalt hob sich vom Me­tall der Hül­le ab. Es war po­cken­nar­big und schar­tig und von merk­wür­di­gen Kris­tal­li­sa­ti­ons­mus­tern über­zo­gen – das Schiff hat­te ei­ne wei­te und selt­sa­me Rei­se hin­ter sich. Er er­reich­te den Bo­den, strau­chel­te und fiel hin, war aber so­fort wie­der auf den Bei­nen, be­vor ihm je­mand hel­fen konn­te.
    „Shei­la!“ rief er.
    Fe­lix Man­del­baum trat vor und streck­te ihm die Hän­de ent­ge­gen. Er sah alt und sehr mü­de aus – aus­ge­brannt. Er nahm Co­rinths Hän­de, blieb aber stumm.
    „Wo ist Shei­la?“ flüs­ter­te Co­rinth. „Wo ist sie?“
    Man­del­baum schüt­tel­te den Kopf. Jetzt klet­ter­te auch Le­wis vor­sich­tig nach un­ten. Ross­man ging zu ihm her­über, ver­mied es aber, Co­rinth an­zu­se­hen. Die an­de­ren folg­ten – sie wa­ren al­le Brook­ha­ven-Leu­te, kei­ne en­ge­ren Freun­de, aber auch sie blick­ten zur Sei­te.
    Co­rinth ver­such­te zu schlu­cken, es ge­lang ihm nicht. „Tot?“ frag­te er dann zö­gernd. Der Wind mur­mel­te und zer­zaus­te sein Haar.
    „Nein“, sag­te Man­del­baum. „Sie ist auch nicht ver­rückt. Aber …“ Er schüt­tel­te den Kopf, und das schma­le Ge­sicht mit der großen Na­se ver­zog sich schmerz­lich. „Nein.“
    Co­rinth hol­te er­schau­ernd Luft. Man sah, wie sein Ge­sicht un­ter der Wil­lens­an­stren­gung aus­drucks­los wur­de. Er wür­de nicht wei­nen.
    „Wei­ter“, for­der­te er Man­del­baum auf. „Was ist mit ihr?“
    „Es war vor un­ge­fähr sechs Wo­chen. Ich neh­me an, sie hat es ein­fach nicht mehr er­tra­gen. Sie ist

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