Der Nebel weicht
daran schuld, vielleicht aber auch eine Niederlage im Krieg oder ein wirtschaftlicher Zusammenbruch. Der Wind und der Regen und die Ranken waren nie besiegt worden. Jetzt machten sie sich daran, alle Spuren der Menschen zu beseitigen.
Einige Jahrhunderte lang hatten die Menschen die Geschichtslosigkeit der Tage und Nächte, des Regens, der Sonne, der Sterne und der Hurrikane gestört, aber jetzt waren sie wieder verschwunden. Die Brandung stürmte gegen die Riffe an, und Unterwasserströmungen nagten an den Fundamenten der Insel, aber es gab viele Korallentierchen, und sie bauten weiter. Die Insel würde noch eine Million Jahre oder länger bestehen, so daß es keinen Grund zur Eile gab. Tagsüber sprangen die Fische aus dem Wasser der Lagune, Möwen lauerten auf ihre Beute, und die Bäume und der Bambus wuchsen rasch. Nachts schien der Mond silbern auf die Wellen, die sich am Strand brachen, und ein einsamer Hai zog eine Leuchtspur hinter sich her, während er um die Insel schwamm. Überall herrschte Frieden.
Der Jet sank lautlos aus der Dunkelheit und den Sternen herab. Unsichtbare Radarfinger tasteten den Boden auf, und eine Stimme murmelte über einen Lichtstrahl: „Tiefer … hier herüber … okay, langsam weiter.“ Das Flugzeug setzte in einer Lichtung auf, dann stiegen zwei Männer aus.
Andere kamen ihnen entgegen – undeutliche Schatten in der mondhellen Nacht. Einer von ihnen sprach mit Akzent: „Doktor Grunewald, Doktor Manzelli, darf ich bekannt machen – Major Rosowski … Sri Ramavashtar … Mister Hwang Pu-yi …“ Er ratterte die Liste herunter; einschließlich der beiden Amerikaner waren etwa ein Dutzend Männer auf der Insel versammelt.
Noch vor nicht allzu langer Zeit wäre diese Versammlung eigenartig, wenn nicht gar unvorstellbar gewesen: ein russischer Offizier, ein hinduistischer Mystiker, ein französischer Philosoph und Theologe, ein irischer Politiker, ein chinesischer Kommissar, ein australischer Ingenieur, ein schwedischer Finanzier – es war, als ob die ganze Erde sich zu einer geheimen Rebellion versammelt hätte. Aber niemand von ihnen war das, was er vor der Veränderung gewesen war, und ihr gemeinsamer Nenner war die Sehnsucht nach etwas Verlorenem.
„Ich habe das Steuergerät mitgebracht“, sagte Grunewald. „Was ist mit der schweren Maschinerie?“
„Alles hier. Wir können jederzeit anfangen“, erklärte der Ire.
Grunewald warf einen Blick auf seine Uhr. „Noch zwei Stunden bis Mitternacht“, stellte er fest. „Sind wir bis dahin fertig?“
„Wahrscheinlich“, antwortete der Russe. „Wir haben schon fast alles zusammengebaut.“
Während sie zum Strand hinuntergingen, zeigte er auf den schwarzen Schatten, der wie ein häßlicher Fleck in der Lagune lag. Er und ein Genosse hatten den alten Dampfer vor Monaten gekauft und ihn mit allen möglichen automatischen Maschinen ausgerüstet, so daß sie ohne zusätzliche Besatzung auf die lange Reise gehen konnten. Das war ein Teil ihrer Aufgabe gewesen: nicht allzu schwierig für zwei entschlossene Männer. Sie waren durch die Ostsee gedampft, hatten einen Teil ihrer Ladung in Schweden an Bord genommen und später Frankreich, Italien, Ägypten und Indien auf ihrem Kurs zum vereinbarten Treffpunkt angelaufen. Seit einigen Tagen nun hatte die Arbeit des Zusammenbaus von Raumschiff und Ladung rasche Fortschritte gemacht.
Die Brandung toste und donnerte – ein tiefes, volles Dröhnen, das den Boden unter den Füßen erzittern ließ – und schlug weiß gegen den Strand, Sand und Korallen knirschten unter schweren Stiefeln, Palmen und Bambus raschelten trocken in dem leichten Wind, und ein
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