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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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dar­an schuld, viel­leicht aber auch ei­ne Nie­der­la­ge im Krieg oder ein wirt­schaft­li­cher Zu­sam­men­bruch. Der Wind und der Re­gen und die Ran­ken wa­ren nie be­siegt wor­den. Jetzt mach­ten sie sich dar­an, al­le Spu­ren der Men­schen zu be­sei­ti­gen.
    Ei­ni­ge Jahr­hun­der­te lang hat­ten die Men­schen die Ge­schichts­lo­sig­keit der Ta­ge und Näch­te, des Re­gens, der Son­ne, der Ster­ne und der Hur­ri­ka­ne ge­stört, aber jetzt wa­ren sie wie­der ver­schwun­den. Die Bran­dung stürm­te ge­gen die Rif­fe an, und Un­ter­was­ser­strö­mun­gen nag­ten an den Fun­da­men­ten der In­sel, aber es gab vie­le Ko­ral­len­tier­chen, und sie bau­ten wei­ter. Die In­sel wür­de noch ei­ne Mil­li­on Jah­re oder län­ger be­ste­hen, so daß es kei­nen Grund zur Ei­le gab. Tags­über spran­gen die Fi­sche aus dem Was­ser der La­gu­ne, Mö­wen lau­er­ten auf ih­re Beu­te, und die Bäu­me und der Bam­bus wuch­sen rasch. Nachts schi­en der Mond sil­bern auf die Wel­len, die sich am Strand bra­chen, und ein ein­sa­mer Hai zog ei­ne Leucht­spur hin­ter sich her, wäh­rend er um die In­sel schwamm. Über­all herrsch­te Frie­den.
     
    Der Jet sank laut­los aus der Dun­kel­heit und den Ster­nen her­ab. Un­sicht­ba­re Ra­dar­fin­ger tas­te­ten den Bo­den auf, und ei­ne Stim­me mur­mel­te über einen Licht­strahl: „Tiefer … hier her­über … okay, lang­sam wei­ter.“ Das Flug­zeug setz­te in ei­ner Lich­tung auf, dann stie­gen zwei Män­ner aus.
    An­de­re ka­men ih­nen ent­ge­gen – un­deut­li­che Schat­ten in der mond­hel­len Nacht. Ei­ner von ih­nen sprach mit Ak­zent: „Dok­tor Gru­ne­wald, Dok­tor Man­zel­li, darf ich be­kannt ma­chen – Ma­jor Ro­sow­ski … Sri Ra­ma­vas­ht­ar … Mis­ter Hwang Pu-yi …“ Er rat­ter­te die Lis­te her­un­ter; ein­schließ­lich der bei­den Ame­ri­ka­ner wa­ren et­wa ein Dut­zend Män­ner auf der In­sel ver­sam­melt.
    Noch vor nicht all­zu lan­ger Zeit wä­re die­se Ver­samm­lung ei­gen­ar­tig, wenn nicht gar un­vor­stell­bar ge­we­sen: ein rus­si­scher Of­fi­zier, ein hin­duis­ti­scher Mys­ti­ker, ein fran­zö­si­scher Phi­lo­soph und Theo­lo­ge, ein iri­scher Po­li­ti­ker, ein chi­ne­si­scher Kom­missar, ein aus­tra­li­scher In­ge­nieur, ein schwe­di­scher Fi­nan­zier – es war, als ob die gan­ze Er­de sich zu ei­ner ge­hei­men Re­bel­li­on ver­sam­melt hät­te. Aber nie­mand von ih­nen war das, was er vor der Ver­än­de­rung ge­we­sen war, und ihr ge­mein­sa­mer Nen­ner war die Sehn­sucht nach et­was Ver­lo­re­nem.
    „Ich ha­be das Steu­er­ge­rät mit­ge­bracht“, sag­te Gru­ne­wald. „Was ist mit der schwe­ren Ma­schi­ne­rie?“
    „Al­les hier. Wir kön­nen je­der­zeit an­fan­gen“, er­klär­te der Ire.
    Gru­ne­wald warf einen Blick auf sei­ne Uhr. „Noch zwei Stun­den bis Mit­ter­nacht“, stell­te er fest. „Sind wir bis da­hin fer­tig?“
    „Wahr­schein­lich“, ant­wor­te­te der Rus­se. „Wir ha­ben schon fast al­les zu­sam­men­ge­baut.“
    Wäh­rend sie zum Strand hin­un­ter­gin­gen, zeig­te er auf den schwar­zen Schat­ten, der wie ein häß­li­cher Fleck in der La­gu­ne lag. Er und ein Ge­nos­se hat­ten den al­ten Damp­fer vor Mo­na­ten ge­kauft und ihn mit al­len mög­li­chen au­to­ma­ti­schen Ma­schi­nen aus­ge­rüs­tet, so daß sie oh­ne zu­sätz­li­che Be­sat­zung auf die lan­ge Rei­se ge­hen konn­ten. Das war ein Teil ih­rer Auf­ga­be ge­we­sen: nicht all­zu schwie­rig für zwei ent­schlos­se­ne Män­ner. Sie wa­ren durch die Ost­see ge­dampft, hat­ten einen Teil ih­rer La­dung in Schwe­den an Bord ge­nom­men und spä­ter Frank­reich, Ita­li­en, Ägyp­ten und In­di­en auf ih­rem Kurs zum ver­ein­bar­ten Treff­punkt an­ge­lau­fen. Seit ei­ni­gen Ta­gen nun hat­te die Ar­beit des Zu­sam­men­baus von Raum­schiff und La­dung ra­sche Fort­schrit­te ge­macht.
    Die Bran­dung tos­te und don­ner­te – ein tie­fes, vol­les Dröh­nen, das den Bo­den un­ter den Fü­ßen er­zit­tern ließ – und schlug weiß ge­gen den Strand, Sand und Ko­ral­len knirsch­ten un­ter schwe­ren Stie­feln, Pal­men und Bam­bus ra­schel­ten tro­cken in dem leich­ten Wind, und ein

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