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Der Nebelkönig (German Edition)

Der Nebelkönig (German Edition)

Titel: Der Nebelkönig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Katzenkönigin nannte. Sie
log!
    Bardh, der Wolf? Ja, wir waren Freunde und eine Weile waren wir
Gefährten auf der Suche nach der Wahrheit. Er hat sich schließlich entschieden,
den kurzen, gefahrvollen Weg zu gehen. Wir mussten uns trennen.
    »Er hat seinen Vater
ermordet«, sagte Sallie vorwurfsvoll. Die Katzenkönigin war wie alle anderen,
sie erzählte ihr nur die Teile der Geschichte, die ihr ins Konzept passten.
    Der Alte König ist von uns gegangen, ja. Aber er war nicht Bardhs Vater.
Oder nur in dem Sinne, dass wir alle die Kinder der Drachen sind, auch du,
Sallie .
    »Er hat ihn ermordet!«
    Das weiß ich nicht. Es ist auch nicht wichtig. Der Wolfskönig hat so viel
Schlimmes getan, dass es nicht schwerer ins Gewicht fällt, ob auch der Alte
König durch seine Hand gestorben ist.
    Sallie schlug ergrimmt das
Buch zu. Sie stopfte es in ihre Tasche und verließ das hübsche kleine Zimmer,
ohne sich umzusehen.
     
    Gänge und Flure, Korridore und
Treppen. Der Teppich, auf dem sie jetzt lief, war nicht mehr weinrot, sondern
dunkelblau, die Wände waren nicht mehr getäfelt, sondern mit minzgrüner Seide
bespannt. Wahrscheinlich war sie inzwischen tief im Südflügel angekommen, aber
immer noch begegnete ihr keine Menschenseele auf ihrer ruhelosen Wanderung
durch das Haus. Das Buch lastete wie ein Stein in ihrer Schürzentasche. Warum
hatte sie die Katzenkönigin nach ihrer Mutter gefragt? Und wieso – Sallie blieb
stehen und schloss die Augen, um besser denken zu können –, wieso trug die
Katzenkönigin den gleichen Namen, mit dem der Graue Herr Sallie angesprochen
hatte? »Sarah«, flüsterte Sallie. »Mein Name ist Sarah.« Eine Gänsehaut lief
ihr über den Rücken. Sie musste an sich halten, um nicht das Buch zu befragen.
    Sallie riss die Augen auf und
sah sich konzentriert um. Sie war so tief in Gedanken gewesen, dass sie den
Weg, auf dem sie hierhergelangt war, nicht wichtig genommen hatte. Und jetzt
wollte sie zurück, sie wollte zu Uhl oder zu Kaltrina, um mit jemandem zu reden,
der nicht aus Papier war.
    Sallie sagte ein Wort, das sie
einmal von Bajram, dem zweiten Koch, gehört hatte, als er eine Pfanne mit
heißem Öl vom Herd stieß.
    Sie ging eine Treppe hinunter
in der Hoffnung, an ihrem Ende einen Blick aus einem Fenster werfen zu können.
Das würde ihr zumindest ungefähr zeigen, wo sie sich befand. Aber ihre Hoffnung
zerstob, denn die Treppe drehte sich wie eine Spindel immer weiter in die
Tiefe, und noch nicht mal eine winzig kleine Öffnung nach draußen ließ einen
orientierenden Blick zu.
    Sallie verließ die Treppe, als
ihr schwindlig zu werden drohte, und hockte sich im Gang einfach auf den
buttergelben Teppich. Er war weich und roch gut, und einen Moment lang war Sallie
versucht, sich auszustrecken, die Augen zu schließen und ein wenig zu schlafen.
Sie war so müde!
    »Auf«, sagte sie. »Auf, Sarah
Sallie. Es gibt keinen anderen Weg als diesen.« Sie rappelte sich auf und ging
zu dem Wolfskopf, der sie von der Wand höhnisch angrinste.
    Mit einem tiefen, zittrigen
Atemzug legte sie die Hand auf das Wolfszeichen. »Ich möchte in die Bibliothek
bitte.«
    Das Licht flackerte. Dann
verdrehte sich der Korridor zu einer verwirrenden Schleife, es wurde dunkel und
wieder hell, und Sallie fand sich im funkelnden Nebel des Transportes wieder.
Sie schwebte dort, als hätte jemand die Zeit angehalten.
    Bleib hier , sagte eine Stimme. Hier können wir miteinander reden .
    Wer ist da? , fragte Sallie. Ihre eigene Stimme klang seltsam
klirrend und verzerrt.
    Er kann uns vielleicht hören , fuhr die Stimme unbeirrt fort. Aber er ist im Turm. Solange er sich dort aufhält,
sind wir sicher.
    Wer bist du?
    Sarah.
    Sallie lachte. Ich bin Sarah.
    Die ältere Sarah .
    Sallie wollte den Kopf
schütteln, aber seltsamerweise hatte sie keinen Kopf. Sind wir denn miteinander verwandt?
    Die Stimme antwortete nicht.
Sallie glaubte, sie angestrengt lauschen zu hören. Geh, schnell , sagte die Stimme. Er kommt.
    Schwindelerregender Wirbel und
das Gefühl, zu fallen. Sallie plumpste auf den Boden und schlug sich das Knie
an. Neben ihr fielen ein paar Bücher herab, weil sie gegen einen Tisch gestoßen
war.
    Sallie hob die Bücher auf,
legte sie auf den Tisch zurück und rief: »Uhl! Ich brauche dich ganz dringend,
bitte!«
    Erleichtert hörte sie das
leise Geräusch, mit dem er herankam.
    Er landete auf seinem Stuhl
und sah sie besorgt an. »Was ist passiert, Sallie?«
    »Uhl, das Buch«, sie kramte es
hervor und

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