Der neue Daniel
Automobil; stecken Sie sie nur in einen Sack und dann setze ich sie irgendeinem Nachbarn, den Sie besonders lieben, auf die Pelle.«
Sie verklärte sich. »O ja, dort in Tower-Hill, dem Trödelladenbesitzer; der betrügt mich schon lange und ich kann ihm's nicht nachrechnen. Den versorgen Sie nur mit den Katzen.«
Der Wunsch von Mrs. Sniggers wurde erfüllt. Allerdings blieb der Ladenbesitzer unbehelligt. Aber die Katzen verschwanden wie Tautropfen in der Sonne. Wenn jemals etwas spurlos vertilgt worden ist, so daß nicht das kleinste Gedächtnis seines Daseins zurückbleiben konnte, so waren es diese Katzen.
Erwin wohnte, von Zuckschwerdt veranlaßt, der Exekution bei und beschrieb sie Mildred mit folgenden Worten:
»Er hatte einen alten Kohlensack gefunden und das erste, was er natürlich tat, war, Jagd auf die Tiere zu machen. Nun waren sie halb räudig und traurig anzusehen. Es war keine leichte Arbeit, sie, wenn man sie einmal am Schwanze hatte, in das Loch im Sack hineinhängen zu lassen,ohne daß sie mit den gespreizten Pfoten anstießen. Fangen ließen sie sich ohne weiteres, direkt aufnehmen, da sie einer rohen Behandlung nicht gewärtig waren; und Zuckschwerdt war strategisch genug, sie nicht durch große Alarmtrommeln einzuschüchtern. Gern faßte er sie nicht an; aber ich glaube, das erstemal, wo er in seinem Leben zärtlich mit einem Geschöpf Gottes umging, so war es hier trotz der Krätze, – weil er den dunklen Plan im Hintergrund hatte.
Als er die vier Trauergestalten – – du erinnerst dich, sie waren alle schwarz und ein kleines war auch darunter) – in den Sack steckte, merkten sie etwas und wogten darin auf und ab. Doch Zuckschwerdt hatte mit eiserner Faust die Schnur oben zugebunden und lud sich das Bündel auf die Schulter.
»Wird ne saubere Arbeit, Herr Notacker,« äußerte er sich dabei noch zu mir. »Habe die Viecher schon das erstemal gehaßt, wie ich sie sah. Das muß ausgerottet werden, sonst macht das Leben keinen Spaß.«
Was ihm die Katzen tatsächlich zugefügt hatten, darüber schwieg er sich aus. Er hatte sie nicht einmal übel vermerkt, schien mir; doch mit Tötungen beauftragt, nahm er die Sache ernst und suchte sie auch noch zu motivieren.
Wir gingen an das Ufer des Miami hinunter und suchten uns ein paar sehr schwere Steine heraus, um sie an den Sack zu binden. Zuckschwerdt dirigierte wie ein Feldherr, während ichdies letzte Werk der Barmherzigkeit vollführte. Der Sack war ungefähr zwei Meter von uns in den niedrigen Fluß gesunken, aber trotz der Beschwerung kamen noch hier und da Fühler, die er ausstreckte wie eine große Amöbe, an die Oberfläche. Hier wußte Zuckschwerdt geschickt einzugreifen, indem er solche naseweisen Anschwellungen kunstgerecht mit Steinen abplättete. Es entstanden dann noch drei oder vier große Luftblasen, in denen die Seelen der Katzen durch das Wasser nach oben stiegen; und dann beruhigte sich der Sack. – –
»Können das nicht dadrin liegen lassen,« meinte er, nachdem sein Adlerauge eine Zeitlang starr auf der Stelle geruht. Und er angelte ohne Schuhe und Strümpfe danach und zog das Gebilde wieder an Land.
»Müssen das Zeug hier vergraben, hier im Schlamm; sonst kommt die Gesundheitspolizei.«
Das letzte Wort sprach er etwas leise aus. Es war die Anerkennung einer kleinen, zwar belanglosen, aber immerhin neben ihm noch existierenden Autorität.
Als wir das Loch im Schlamm gebuddelt hatten und der Sack gerade reif war, hineinzukommen, bekam ich einen solchen Schreck wie in meinem Leben noch nicht, und auch Zuckschwerdt machte ein äußerst düsteres Gesicht, indem er einen scharfen Blick auf die Stelle dieses Lautes richtete; – denn aus dem Sack ertönte ein leiser wimmernder Schrei.
»Das sollte denn doch mit dem Teufel zugehen,« meinte er. »Eins von den Viechern ist noch nicht erledigt, wollen mal sehen, was los ist.«
Wir schüttelten die Leichen aus dem Sack. Zuerst kamen die drei großen schwarzen. Sie waren stocksteif. Die Augen standen aus dem angeklebten dürftigen schwarzen Fell heraus wie giftig grüne Beeren, mit kaum einem Schlitz darin. Abscheulich sieht eine tote Katze aus, das kannst du glauben.
Tierleichen sind ja immer noch erträglicher als Menschenleichen, weil sie für unsere Begriffe etwas Toteres – entschuldige das Wort –, etwas Gegenständlicheres haben. Nur Katzen machen eine Ausnahme, weil sie etwas Menschliches bekommen.
Sie haben etwas qualvoll Verkrümmtes, als seien ihnen die neun
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