Der neue Frühling
was auf uns zukommt, seien es nun die Todessterne oder die Hjjks, oder merkwürdige neue Religionen, oder blutiger Mord auf den Straßen… oder was sonst immer. Lieber Freund, was Zechtior Lukin und seine Freunde von der Gruppe der Akzeptisten glauben – und unsre beiden andren Freunde hier, Lisspar Moen und Gheppilin, sind ebenfalls gläubige Akzeptisten, und ich auch – und ich war es schon immer, auch wenn ich es grad erst so richtig erkannt habe –, das ist ein religiöser Glaube, der euch Frieden in eure Herzen bringt und Ruhe in euer Denken… Und mich hat der Glaube zu einem besseren Menschen gemacht, ganz ohne Zweifel, Thihaliminion, zu einem ab-so-lut besseren Menschen!!! Und wenn ich nach Dawinno zurückkehre, das kann ich euch sagen, dann bringe ich bestimmt Zechtior Lukins Büchlein mit und werde die darin enthaltene Wahrheit allen mitteilen, die sie hören können und wollen.«
»Genau, was uns grad noch gefehlt hat«, sagt Thihaliminion und stiert trübsinnig in seinen Wein. »Noch eine neue Religion!«
Thu-Kimnibol klopfte höflich und trat ein. Salaman, der neben seiner fast geleerten Flasche Wein dahindöste, war sogleich hellwach.
»Du wolltest mich sprechen, lieber Gevatter?«
»Richtig. Inzwischen hast du ja wohl die neuesten Depeschen aus deiner Stadt durcharbeiten können?« fragte der König. »Das mit dem Wahnsinn dieser Tochter von Taniane? Und sie selber, Taniane, dermaßen durchgedreht deswegen, daß sie außerstande war, ihre Stadt ein paar Tage lang anständig zu regieren?«
Thu-Kimnibols Fell stellte sich auf, und seine Augen begannen zu funkeln. Er sagte mit gepreßtem Ton: »Ja. Ich habe so etwas in der Richtung gehört.«
»Aber hast du auch von dieser neuen Religion der Hjjk-Liebe gehört, die da drunten bei euch auf einmal aus dem Boden geschossen ist? Man hat mich unterrichtet, daß es die Ermordung des Gesandten Kundalimon war, die das alles ausgelöst hat. Meine Informationsquellen berichten, daß das Volk in Dawinno von ihm spricht als von einem heiligen Propheten, der wegen seiner Liebe zum VOLK sterben mußte.«
»Deine Informanten sind recht gut, lieber Vetter.«
»Dafür bezahle ich sie schließlich – und gut. Aber sie bringen mir auch Informationen, daß diese Kundalimon-Sekte für den Abschluß und die Unterzeichnung dieses Vertrags mit der Königin ist. Stimmt es, daß sie Hjjk-Missionare nach Dawinno einladen, die sie in den Geheimnissen der Hjjk-Religion unterrichten sollen?«
»Lieber Cousin, warum stellst du mir solche Fragen?«
Brüsk und grob sagte Salaman: »Weil du mir versichert hast, daß deine Leute kämpfen würden, wenn die Zeit gekommen ist. Und was tun sie statt dessen? – Das! So eine Idiotie, so etwas hinternrissig Blödes!«
»Aha. Also darum geht es«, sagte Thu-Kimnibol.
»Aber es ist doch der reine Irrsinn, Cousin!«
»Sicher, aber sehr nützlich, glaube ich.«
Der König hob verblüfft den Kopf. »Nützlich?«
Thu-Kimnibol lächelte. »Aber klar, mein Lieber. Die Friedenslobby spielt uns doch direkt in die Hände. Sie treiben die Dinge soweit ins Extrem, daß es ihnen den Hals brechen wird. Möchtest du dir vielleicht einmal ausmalen, wie das wäre, mein Cousin, Dawinno voller Hjjk-Prediger, die an jeder Straßenecke schnatternd und klickend ihre frohe Botschaft verkünden, und die ganze Bevölkerung dort schleicht umher und sabbert nur noch von Königin-Liebe, und die Hjjks trampeln in Horden unsere Strande entlang, ganz frech und kotzfrei und machen dann Urlaub in ihrer eigenen Kolonie im Süden?«
»Das – ist ein Alptraum!« sagte Salaman.
»Eben! Ein Katastrophentraum. Aber – er ließe sich recht gut einsetzen, vorausgesetzt, es gibt in Dawinno noch ein paar Personen, die noch nicht völlig den Verstand verloren haben. Und ich glaube, es gibt sie.« Thu-Kimnibol beugte sich ganz nahe ans Ohr des Königs. »Ich muß nur erreichen, daß die dort die Sache so sehen, wie ich sie dir gerade geschildert habe. Man muß ihnen nur klarmachen, daß die Hjjks planen, uns von innen heraus mit Subversion zu erobern. Verstehst du nicht? Ich würde unterstellen, daß diese neue Religion uns allesamt den Krallen und Klauen der Wanzen ausliefert? Diese Liebe ihrer Königin ist verderblicher als ihr Haß, werde ich den Leuten sagen. Wo es um diesen Haß geht, wissen wir wenigstens, wo wir stehen. Und im Grunde sind diese Königin-Liebe und dieser Erzhaß gegen die Königin nur zwei unterschiedliche Verkleidungen ein und derselben
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