Der neue Frühling
behelmten Kopf. »Aber wieso lach ich denn? Es ist doch gar nicht komisch!«
»Ach, das ist es eben doch«, sagt Dumanka. »Wenn alles sonst sich zu Xlendi-Dünnschiß verwandelt, da bleibt einem doch nur noch das Lachen. Wenn die Götter uns mit Katastrophen beglücken, was können wir machen – als lachen? Geheul heilt keine Hiebe. Aber das Lachen, das begräbt unsre Kummer-Nüsse doch wenigstens unter einer Schicht Spaß.«
»Du warst schon immer ein Spötter, Dumanka, und machst dich über alles lustig«, erklärt Thihaliminion dem Karawanenführer. »Dir ist nichts heilig!«
»Ganz im Gegenteil, Bruder«, sagte Esperasagiot. »Ganz im Gegenteil, Dumanka ist einer der ernsthaftesten Männer, die ich kenne. Mußt nur mal hinter das geile unflätige Grinsen steigen, das er sich immer aufsetzt.«
»Dann soll er eben mal ernst sein, wenn es ihm grad recht ist. Was da nämlich in Dawinno passiert, das ist was Ernstes, und ihr werdet es merken, wenn ihr mal wieder dort seid. Es lacht sich leicht, wenn man ein paar hundert Meilen weit weg ist vom Schuß!«
»Bruder, er hat dich doch nicht beleidigen wollen. So ist er nun halt mal. Er hat doch bloß so mit Worten herumgespielt. Begreifst du das nicht?«
»Nein«, sagt Dumanka. »Genau das hab ich nicht gemacht!«
»Nein?« Esperasagiot runzelt die Stirn.
»Ich war so… wein-ernst, wie ich es überhaupt kann, lieber Freund. Und wenn ihr mir einen Moment lang zuhören wollt, dann versuch ich es, mich euch klarzumachen.«
»Ach, das ist doch bloß Zeitverschwendung und Geschwätz«, sagt Thihaliminion mit einem Lallen, das eher ein Knurren ist. »Wir könnten lieber was saufen, als so blöd herumzuschwatzen.«
»Nein. Hört mir mal einen Augenblick lang zu! Ich glaub nämlich, daß es sich ganz und gar nicht als nutzlose Zeitverschwendung erweist«, sagt Dumanka, und die anderen achten auf einmal auf ihn, denn sie haben ihn noch nie zuvor in so ernstem Ton sprechen hören. »Ich hab gesagt, wir sollten lachen, wenn die Götter uns mit Mißgeschicken beglücken, und nicht heulen und jammern. Und ich bin überzeugt, daß ich damit recht hab. Oder, wenn wir schon nicht lachen können, dann doch wenigstens achselzuckend darüber weggehen, denn was bringt das schon Positives, wenn wir klagen und knurren und jammern wider den Willen der Götter? Diese Leutchen da…«
»Das reicht, Dumanka!« Thihaliminion sagt es ein wenig zu scharf und hastig.
»Noch ein, zwei Worte, ich bitte euch. Diese drei da, Zechtior Lukin, Lisspar Moen und Gheppilin, kennt ihr sie? Nein, natürlich kennt ihr sie nicht. Aber ich. Und laßt mich euch was sagen: Es steckt Weisheit in ihnen. Und sie könnten uns allen eine ganze Menge beibringen, was die Unterwerfung unter den Willen der Götter angeht. Hast du schon irgendwann mal darüber nachgedacht, mein guter Thihaliminion, warum es so kam, daß die Saphiräugigen es so gelassen hinnahmen, als die Götter die Todessterne vom Himmel schleuderten und ihnen ihre Welt zerstörten? Schließlich weiß doch ein jeder, daß die Saphiraugen die Todessterne einfach glatt zurückschleudern hätten können, wenn sie dazu Lust gehabt hätten, aber…«
»Nakhaba! Was haben denn die Saphirer verdammt noch mal zu tun mit dem Wahnsinn, der sich in unsrer Stadt ausbreitet? Das erklär mir mal, Dumanka!«
»Reich mir den Wein rüber. Ich will’s dir erklären. Und dann wirst du vielleicht sogar bereit sein, Zechtior Lukin zuzuhören, und vielleicht bist du dann auch bereit, mal das Büchlein zu lesen, das er geschrieben hat, wie, Thihaliminion? Denn darin könntest du Trost finden, wenn dir diese angeblichen Schwierigkeiten in Dawinno wirklich derart auf den Magen gehen, wie du sagst.« Und Dumanka nickt dem Schlachtermeister zu, einem kleinen untersetzten, fast feisten Mann, der aussieht, als platze er vor Kraft und Stärke. »Was mich Zechtior Lukin in unseren Gesprächen gelehrt hat«, spricht er weiter, »ist genau das, was ich mein ganzes Leben lang praktiziert habe, ohne daß ich dafür einen Namen gehabt hätte, und das ist: die Erkenntnis von der absoluten Größe der Götter und ihrer Rolle, die sie für unser Schicksal haben. Sie beschließen, und wir haben freudig zu gehorchen, weil nämlich die einzige andere Wahl für uns darin besteht, uns kläglich jammernd oder zornig in das uns von ihnen Geschickte zu fügen, und wir damit ganz einfach genau am gleichen Zielpunkt landen, nur nicht ganz so vergnüglich. Also müssen wir halt hinnehmen,
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