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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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dröhnend, aber so gezwungen heftig, daß er leichte Schmerzen unter den Rippen verspürte. »Ich genieße den Wechsel der Jahreszeiten! Ich empfinde es als erfrischende Abwechslung. Und ich möchte nicht an einem Ort leben, an dem immer nur schönes Wetter herrscht. Doch selbstverständlich bedaure ich es, Gevatter, wenn dir einige geringfügige Unbehaglichkeiten zugemutet werden, seit es ein wenig kälter wurde.«
    »Aber keine Rede, mein Cousin. Ich vertrag durchaus ein bißchen – Frostigkeit.«
    »Unser kleiner Winter ist doch wahrhaftig nicht besonders schlimm. He? Was sagt ihr, he?« Der König ließ die Blicke um den Tisch schweifen. Chham nickte, dann Athimin, danach alle übrigen, auch Thaloin. Sie alle kannten sich mit seinen Gemütsschwankungen nur zu gut aus. Wieder brauste der Sturm heftiger heran. Salaman spürte, daß sein Temperament um einen weiteren Grad stieg, und bemühte sich um Beherrschung.
    Er riß den Becher hoch und schwang ihn unsicher in Thu-Kimnibols Richtung. »Aber Schluß mit solchem Gerede. Ein Toast, ein Toast! Auf meinen teuren Freund und geliebten Gevatter, auf Thu-Kimnibol!«
    »Auf Thu-Kimnibol!« Chham war ein rasches Echo.
    »Thu-Kimnibol!« fielen die übrigen ein.
    »Teurer Freund…« Thu-Kimnibol hob seinerseits den Becher. »Wer hätte das vor zwanzig Jahren gedacht, daß ich am heutigen Abend hier sitzen würde, an dieser Tafel und auf diesem Platz an Salamans Herdfeuer und in meinem Herzen denken würde: Was für ein grandioser Mann ist er doch, was für ein großer Freund, was für ein zuverlässiger Verbündeter! Auf dich, mein lieber Salaman!«
    Der König schaute Thu-Kimnibol argwöhnisch an, während dieser trank. Er wirkte aufrichtig. Nein, er war aufrichtig. Sie waren wirklich Freunde geworden. Also, damit hätte ich nun wirklich zu allerletzt gerechnet, dachte er, und Tränen traten ihm in die Augen. Der liebe alte Thu-Kimnibol. Der gute alte Thu-Kimnibol. Ach, du wirst mir wirklich fehlen, wenn du von mir fährst!
    »Wein!« rief er. »Wein für Thu-Kimnibol! Und Wein für den König!«
    Weiawala sprang sogleich auf, um nachzuschenken. Als sie in Thu-Kimnibols Griffweite kam, fuhr er mit der Hand über ihre Hüfte und das Bein abwärts. Er ließ nie eine Gelegenheit aus, sie zu berühren und zu streicheln. Seit der Nacht kurz nach seiner Ankunft, in der sie begonnen hatte, das Schlafgemach mit ihm zu teilen, hatte er kaum noch einen Blick für andere Frauen übrig gehabt. Gut, dachte Salaman. Vielleicht führt das zu einer Königlichen Hochzeit. Es gibt einigen Grund zu der Annahme, daß Thu-Kimnibol sich in Dawinno zum Häuptling machen kann, sobald Tanianes Herrschaft vorbei ist, denn dort scheint es keine für diese Stellung geeignete Frau zu geben. Und wie nutzbringend wäre es dann, wenn eine von meinen Töchtern an seiner Seite auf dem Thron von Dawinno säße.
    Er trank einen tiefen Schluck. Allmählich fühlte er sich ein wenig besser. Auch der Wind schien sich zu legen.
    »Mein lieber Thu-Kimnibol«, wiederholte er nach einiger Zeit.
    Und dann erfolgte ein Knall, als klatschte ein Riese die Hand gegen die Palastmauer. Die kurze Windstille war vorüber. Der Sturm griff mit verdoppelter Wut erneut an. Und damit war auch Salamans kurzer Augenblick des Wohlbehagens vorbei. Auf einmal war da ein Hämmern unter seiner Schädeldecke und eine Verkrampfung in seiner Brust.
    »Was ist das für eine gräßliche Nacht«, flüsterte Thaloin Vladirilka zu. »Das wird den König verrückt machen.« Es war wirklich kaum hörbar geflüstert, doch Salamans Ohren waren außergewöhnlich geschärft, wenn der Schwarzwind wehte. Die Worte kamen bei ihm an wie ein Gebrüll.
    »Was war das? Wie? Ihr glaubt, ich werde wahnsinnig? Redet ihr das über mich?« Er schrie es laut und sprang auf. Thaloin hielt den Arm zum Schutz vors Gesicht und wich zurück. Alle im Saal waren wie erstarrt. Salaman reckte sich drohend vor der Frau auf. »Eine gräßliche Nacht. Diese gräßliche Jahreszeit. Eine gräßliche Nacht! Schrecklich! Furchtbar! Der Lange Winter ist zurückgekehrt, sagst du? Weib, du jammerst und beklagst dich die ganze Zeit über nur. Kannst du dich denn niemals mit dem zufriedengeben, was du hast? Ich sollte dich wahrhaftig in die Kälte verbannen, damit du endlich begreifst, was das wirklich ist!« Thu-Kimnibol schaute ihn starr an. Der König klammerte sich, um Halt zu finden, an der Tischkante fest. Wut schießt wie Lava durch sein Gehirn. Im nächsten Moment fängt

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